Geplante Ohnmacht

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Tatsächlich erschlafft der Körper in Alucards Armen, sie hatte nicht zu viel versprochen als sie meinte dass sie komplett ausgeknockt wird. Da kennt jemand wenigstens die eigenen Grenzen, das ist etwas positives. „Kommt mit!" Quentin drängt sie schon fast dazu durch den Riss zurück in die Halle zu kehren in welcher die Planung schon stattgefunden hatte und sie werden begrüßt! Wobei Trish die Stirn runzelt. „Ich hatte damit gerechnet dass einer fehlen würde... aber ihr kommt mit einem Plus eins?" Alucard nickt. „Ihr Bruder- Aber habt ihr sowas wie ein Krankenzimmer oder so? Madame hier hat sich mit dem Zix komplett ausgeknockt." Sofort liegt die Aufmerksamkeit auf der bewusstlosen Frau und sie beauftragt sofort ein paar Leute damit, den Urvampir zu einem der passenden Räume zu führen und sich um sie zu kümmern. Dann aber wendet sich Trish skeptisch Tristan zu und mustert ihn einmal komplett. „Lady Noëlle hatte keinen Bruder." Der Braunhaarige zuckt nur mit den Schultern. „Hatte schon und... hat offensichtlich. Es wurde nur so von unseren Eltern gedreht dass ich offiziell wohl als Baby verreckt bin. Ist halt so. Aber... kann ich... zu meiner Schwester?" Trish traut dem Kerl immer noch nicht, wobei der Nekromant nun ein wenig nach vorn tritt. „Er ist ihr Bruder, willst du wirklich der Familie Verne schaden indem du Geschwister trennst die sich gerade erst wiedergefunden haben?" Sofort weiten sich die Augen der Magierin und abwehrend hebt sie ihre Hände. „Niemals! Niemals! Ich- Kommt mit." Tristan formt mit seinen Lippen ein stummes ‚Danke', bevor er der Magierin folgt und somit bleiben an sich nur noch Anderson, Makube und Seras übrig. 

Alle drei werden von den restlichen Leuten angestarrt, als würde man auf etwas warten. Wobei die beiden Nicht-Magier da überhaupt nichts zu sagen haben und der Nekromant wohl der einzige ist, dem man etwas glauben würde. Also räuspert er sich und tritt nach vorn, versucht so autoritär wie möglich zu wirken auch wenn er selbst müde bis zum geht nicht mehr ist. „Auch wenn es einige Offenbarungen gab mit denen niemand gerechnet hat, wir sind euch allen so dankbar dass ihr auf unserer Seite gekämpft habt. Es ist vorbei. Alderon existiert nicht mehr und die große Gefahr der blinden Morde ist erledigt." Niemand muss die wahre Geschichte kennen. Das wäre zu kompliziert und es wäre auch mit viel zu vielen negativen Emotionen gegenüber Tristan verbunden. Erleichterung zieht sich durch die Magier und erst wird leise getuschelt, bis man das Ausmaß dieser Nachricht wirklich begreift. Erst dann bricht der wahre Jubel aus. Wie durch ein Wunder ist man nur verletzt worden, kein Toter ist auf ihrer Seite zu beklagen. Dass nun wirklich alles vorbei ist- Es war schnell da! Die Nachricht dass man sich freiwillig zum Kampf melden konnte war überraschend! Aber dass es noch schneller vorbei ist und dass ohne Opfer auf ihrer Seite, das sollte für eine Festivität vollkommen ausreichen. Makube hebt seine Hand, die ersten werden still und diese Stille breitet sich ebenfalls sehr schnell aus. 

„Wir alle müssen erst einmal unsere Wunden versorgen und einigermaßen gesund werden, aber ich möchte mich im Namen von Noëlle Verne, dem totgeglaubten und zurückgekehrten Tristan Verne und meiner Wenigkeit, Chief Azaraku, noch einmal für eure herausragenden Leistungen bedanken. Ohne euch wäre das alles nicht so abgelaufen wie es nun einmal gelaufen ist und auch wenn sich Lady Noëlle im Moment nicht bei Bewusstsein befindet, würde sie euch in diesem Augenblick das Gleiche sagen. Wir könnten als Führungspersonen der neu erwachten Vereinigung nicht stolzer und dankbarer sein was die Magier angeht um die es wirklich geht. Ohne euch wäre das nie möglich gewesen, bitte denkt daran." Alexander ist dann doch so ein klein wenig beeindruckt, er hatte nie gedacht den Bischof jemals so reden zu hören. Voller ehrlichem Stolz anderen gegenüber, schon fast liebevoll. Er geht in seiner neuen Rolle wirklich auf, das muss er schon sagen. Auch wenn sie sich ein wenig komisch fühlt nicht bei ihrem Meister zu sein und stattdessen allein bei Makube und dem Pater zu stehen, sie kann zumindest beobachten wie der Bischof mit den Leuten umgeht und auch sie ist der Meinung dass er seine Aufgabe wohl wirklich ernst nimmt und vielleicht sogar gern ausführt. „Wir sollten uns aber nun alle zur Ruhe begeben, jeder hat einiges zu verarbeiten, sei es der Fakt dass man vielleicht heute das erste Mal getötet hat, dass man selbst verletzt wurde, jemanden verletzt hat oder jemand verletzt wurde der einem nahe steht. Nicht jeder ist an den Tod gewöhnt und das verstehe ich vollkommen. Bitte ruht euch alle aus, ich möchte nicht dass man sich unnötig überanstrengt." Der Kerl klingt schon fast wie ein Vater.

Insgesamt braucht es ‚nur' vier Stunden bis Noëlle wieder wach ist. Es war niemand in ihrem Zimmer als sie aufwachte, sie wurde nur grob gereinigt und sie liegt in einem Krankenbett. Getränke und kleine Snacks stehen auf dem Tisch daneben, wobei sie nicht lange liegen kann und versucht aufzustehen. Nur haben ihre Beine nachgegeben und es hat ein paar Minuten gebraucht bis sie sich wieder aufgerafft hatte. Nach einer kurzen Toilettenpause und dem Umziehen, da ihre Kleidung auf einem Stuhl in der Ecke lag, setzt sie sich auf eben jenen Stuhl und zieht die zweite Flasche des Safts gerade runter, als die Tür aufgeht. „Dummheit liegt nicht in der Familie, weder ich noch der Azaraku haben das. Aber... bist du dumm oder so?" Die Magierin lässt die Flasche sinken und starrt den braunhaarigen Mann an. „Und... Sie sind?" Sie runzelt die Stirn und legt den Kopf schief, wobei sie die Flasche zudreht und langsam aufsteht. Tristan legt sich eine Hand auf die Brust. „Dein- Dein Ernst? Ich bin dein Bruder! Halbbruder. Bruder? Wie auch immer. Der totglaubte kleine Bruder?" Leichte Panik und Angst steigt in ihm auf, hat sich die Erschöpfung so auf ihr Hirn ausgewirkt dass sie es vergessen hatte? War es einfach zu viel für sie? „Ach ja... Da war ja was." Ihre Mundwinkel gehen hoch, wobei Tristan im nächsten Moment erleichtert durchatmet. Sie hat ihn verarscht. „Fick dich, alter...", schnauzt er und nimmt sie in die Arme. 

Ein paar Sekunden drückt er sie einfach nur an sich, bevor Noëlle spürt wie er in sich zusammensinkt. „Scheiße man... vielleicht liegt Dummheit doch in der Familie...?" Seine Stimme ist leise und- weint er? „Er hatte gemeint dass du das Böse pur bist und du hast alle im Stich gelassen und würdest jede Hilfe irgendwie abweisen und- und... ouh scheiße man!" Diesmal ist er es der sich bei ihr einkrallt und wirklich weint. Sage weiß im ersten Moment nicht wirklich was sie machen soll, sie hatte ihren Bruder ein Jahr lang und dann war er weg... und sie war damals acht! Wie soll man sich am besten verhalten? Am besten ahmt sie einfach Alucard nach, oder? Sie legt eine Hand auf seinen Hinterkopf und eine auf seinen Rücken, wodurch er aber nur noch stärker anfängt zu weinen. Hat sie was falsch gemacht?! „Hey, Tristan... wusstest du dass Mama immer nur gut von dir gesprochen hatte? Sie hat dich geliebt bis sie gestorben ist." Na das bringt ihm überhaupt nichts. Ihrem Bruder geben die Beine nach und er sinkt auf den Boden, ein Heulkrampf nach dem anderen erschüttert seinen Körper. Noëlle folgt ihm, hält ihn weiterhin fest. „Ich... hab mich an deinem Geburtstag immer in eine Schlange gewandelt, weil du die damals so toll fandest. Oder- zumindest als Baby. Bevor du... weg warst." All die positiven und negativen Emotionen überwältigen Tristan einfach nur. „Aber hey, auch wenn es komisch klingt... ich kann endlich meinen Bruder richtig kennenlernen! So... richtig. Mit all den peinlichen Geschichten die du auf Lager hast. Oder... ich kann dir ein paar aus deiner Babyzeit erzählen! Ich-"
„Hör- bitte auf." 

Tristan hält das alles gefühlstechnisch nicht mehr aus. So viel auf einmal. Viel zu viel. Jahrhunderte lang hatte er seine Schwester als das pure Böse vorgesetzt bekommen und dumm wie er war, hatte er es auch einfach geglaubt. Auch wenn er sie damals hin und wieder beobachtete, für ihn wurde sie einfach zur bösen Person gemacht. Anstatt sich aber zu entschuldigen, schiebt sie ihn an den Schultern ein wenig zurück und nimmt sein Gesicht in ihre Hände. „Es gibt nichts, was uns die Zeit wieder zurückgibt die man uns genommen hat. Ich weiß nicht wie lange wir leben, okay? Ich- Ich habe keine Ahnung wie es ist einen erwachsenen Bruder zu haben und ich werde mich erst daran gewöhnen müssen! Aber scheiße man... ich würde jetzt schon für dich durch die Hölle gehen. Klar... das mit Papa war jetzt..." „Beschissen.", gibt Tristan schniefend von sich und sie wischt ihm die Tränen aus dem Gesicht, schmunzelt aber und nickt. „Ja. Das war beschissen." „Und ein Unfall! Ich- Ich wollte ihn nicht umbringen! Ich hatte meine Magie an dem Tag nicht unter Kontrolle weil Ryze mich so extrem angestachelt und sauer gemacht hat und dann war es außer Kontrolle und-" Er findet sich an ihrer Brust wieder, wobei sie seufzt. „Schätzchen... das ist 300 Jahre her. Ich hab mir ein paar Freischläge bei dir eingehandelt, aber... es ist passiert." Tristan schließt die Augen, das kann alles nur ein Traum sein. Nur ein verdammter Traum! Er spürt einen Kuss auf seinem Kopf und drückt sie erneut fester. Will sie nicht noch einmal verlieren. „Und ich liebe dich, Tristan. Auch wenn das kitschig bis zum geht nicht mehr ist." Er schnaubt leise und nickt leicht. „Jap." In dem Moment sieht Noëlle hoch und ist im ersten Moment erschrocken, lächelt dann aber als sie Hans sieht. „Dir geht's wieder gut! Ich hatte Angst dich zu verlieren!" Der Werwolf gibt aber kein Lächeln von sich, sondern verschränkt nur die Arme. Sein Blick kalt und... verletzt. Er ist reingekommen da er Stimmen gehört hatte und dass sie zu diesem Kerl ‚ich liebe dich' sagt, dass- dass tut weh. Doch ihr Lächeln verschwindet nicht, sondern sie schiebt den Kerl nur ein wenig von sich. „Hey Hans... darf ich dir meinen Bruder Tristan vorstellen? Diesmal sogar offiziell auf unserer Seite."

Alba LupinotuumWhere stories live. Discover now