Rot auf Weiß

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„Es geht wohl jetzt wirklich los." Beide Vampire blicken in den Himmel und wurden selbst aus der Ferne von diesem hellen Licht für ein paar Augenblicke geblendet. Dunkelgraue, teils schon fast schwarze Wolken haben den blauen Himmel bedeckt. Das violett schimmert hindurch und wird noch einmal verstärkt wenn die Blitze durch die Wolken hindurch zucken. Immer wieder ist das Grollen des Donners zu hören und auch bei ihnen ist die elektrische Spannung in der Luft spürbar. „Darf ich ehrlich sein, Meister...?" Seras hat den Kopf ein wenig eingezogen, das ist weit über dem, was sie normalerweise kennt. „Ich habe Angst." Sie weiß nicht wie sehr das eskalieren könnte, keiner weiß wirklich was passieren wird, niemand hat eine Ahnung wie stark Ryze in Wahrheit ist. Alucard dreht leicht den Kopf zu seiner Schülerin und nickt ihr ruhig zu. „Du kannst jederzeit gehen, ich werde es dir nicht übel nehmen." Außerdem weiß er dann zumindest dass sie in Sicherheit ist und er muss sich da nicht auch noch Sorgen machen. Schnell schüttelt sie den Kopf, als ob sie so einfach abhauen würde. „Ich bleibe hier! Ich- Ich wollte es nur gesagt haben." Der Urvampir legt ihr seufzend eine Hand auf die Haare und nickt leicht vor sich hin. „Ich weiß nicht ob du besonders mutig oder stur bist, aber das sollte man bei dir anerkennen. Andere hätten höchstwahrscheinlich schon längst die Beine in die Hand genommen und wären geflohen." Man muss ja auch einmal so gewisse Komplimente verteilen, wer weiß wie lange sie das noch können. Ihr Lächeln bringt ihm eine gewisse Ruhe, seine kleine Schülerin ist eben schon erwachsen und trotzdem hat sie immer noch einen Welpenstatus bei ihm. Und den wird sie auch nie verlieren. 

Das einzige was Anderson nun langsam aber sicher verliert ist die Geduld! So oft gab es die Möglichkeit das alles zu beenden, warum tut man das nicht einfach? Warum bringt man ihn nicht einfach um, Sage kann sich um ihren Bruder kümmern, jeder kehrt glücklich nach Hause und das wars? Wofür die ganze Melodramatik?! Die vergebenen Chancen? „Aus dem bekommt niemand eine Antwort! Der gibt nur komplett wirre Dinge von sich- Bring es endlich zu Ende!" Im nächsten Moment ist ein relativ lautes Fiepen zu hören, Ryze ist nicht mehr an seinem vorherigen Platz. Stattdessen steht er hinter Hans, dieser blickt nach unten auf seinen Bauch und sieht die blutbeschmierte Klinge die nach draußen ragt. Es brennt. Der Schmerz ist anders als eine normale Wunde. Der Magier zieht die Klinge zurück und der Werwolf dreht sich auf der Stelle um. Die mächtigen Kiefer klappen zusammen, leider nur in der Luft da der werte Herr sich schon aus dem Staub gemacht hat. Aus der eigentlichen Ruhe wird eine gewisse Wut, verstärkt auch allein durch den unbekannten Schmerz der nicht verschwinden möchte. Noëlle sieht Hans dabei zu wie er Ryze jagt, doch die Bauchwunde schließt sich nicht. Sie blutet und blutet und irgendwann sieht man wie der große Werwolf langsamer mit seinen Bewegungen wird. Die Krallen schlagen mit weniger Wucht zu. Er hat eine Spur aus Blut hinterlassen, egal wo er hingelaufen ist und der Magier hatte ihn schon fast dazu gedrängt immer weiter zu laufen und immer mehr Blut zu verlieren. 

„HANS!" Dieser bleibt stehen und dreht den Kopf zu Noëlle, man sieht ihm die abrupte Erschöpfung an. Mit einem Mal bricht er zusammen, die rote Flüssigkeit die sein Fell schon getränkt hatte, fließt pulsierend nach draußen und benetzt den Boden unter ihm. Makubes Unterkiefer klappt nach unten, wie konnte man ihn so einfach außer Gefecht setzen? Und das sieht tödlich aus. Einfach so! Was hat es mit diesem Schwert auf sich? Auch der Paladin schluckt, sein Entsetzen ist ihm ins Gesicht geschrieben. Er weiß im Moment nicht was er außer diesem Entsetzen spüren soll. Wut? Panik? Angst? Er hat keine Ahnung. Die grünen Augen gehen zu der Magierin, doch die steht einfach nur da. Ihr Blick rein auf Hans gerichtet. Alexander kann nur ein vierteltes Profil ihres Gesichts erkennen, aber er braucht nicht mehr um zu wissen dass sich der Schock wohl auf ihren kompletten Körper ausgebreitet hat. Atmet sie noch? Blinzelt sie noch? Er könnte schwören dass sie das schon seit dem Zusammenbruch des weißen Werwolfs nicht mehr gemacht hatte. Dann aber zuckt er zusammen als ein relativ heller Blitz sich durch die Wolken schiebt und knapp neben der Blondine in den Boden eindringt. Für den Bruchteil einer Sekunde könnte man meinen dass sich mehrere Personen im Licht des Blitzes aufhalten, aber um es genauer erkennen zu können hätte es länger andauern müssen. Ryze geht in aller Ruhe auf Noëlle zu, sogar ein leichtes Lächeln ist auf seinen Lippen zu sehen. „So, nun ist ein kleiner Teil der Probleme aus dem Weg geräumt. Einer von vielen."

Alba LupinotuumWhere stories live. Discover now