Kapitel 189

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Leo hat sich dann drauf eingelassen, sich mit mir das Haus anzuschauen, aber entschieden haben wir uns letztendlich doch für eine Wohnung. Eine recht große Wohnung, in die wir schon in etwa zwei Monaten, kurz vor meiner Tour, einziehen können. Ich ziehe also mit meiner Freundin zusammen und hau dann direkt wieder ab... super! Aber eben nicht anders möglich. Leo hat mir ebenfalls gut zugeredet. Wie am Anfang unserer Beziehung schon. Okay, lange her ist das nicht, aber im letzten Jahr ist echt super viel passiert, also bin ich froh, dass solche Kleinigkeiten noch so sind wie am Anfang.

Letzte Nacht hab ich nach sehr vielen Komplikationen zwischendurch endlich mein drittes Album veröffentlicht. Zum Release haben Leo und Kevin mich überrascht, denn eigentlich hieß es, dass sie es nicht schaffen. Aber dann ist Kevin plötzlich mitten in der Secret Session aufgetaucht und hat die erste Konfettikanone des Abends knallen lassen. Das war ein Spaß. Im Hintergrund hab ich dann auch Leo entdeckt und wäre beinahe aufgesprungen, um sie richtig zu begrüßen. Anscheinend hat sie mein Vorhaben schon an meinen Augen erkannt und kurz den Kopf geschüttelt, um mir klar zu machen, dass ich mich auf meine Fans konzentrieren soll. Das hab ich dann auch gemacht, bevor ich abends mit meinen Freunden und meiner Freundin in den Release reingefeiert habe.

Nach einer kleinen Promotour für das Album steht heute allerdings der große Umzug an. Wir haben in den letzten zwei Monaten Sachen für die Einrichtung bestellt, wobei ich den Hauptteil da echt Leo überlassen hab. Leo hat vieles aus ihrer Wohnung verkauft oder weggegeben, da wir einfach nicht alles mitnehmen können. Die WG wird aufgelöst... es lohnt sich einfach nicht mehr. Ich war so schon wenig da, aber jetzt wird sich das nochmal reduzieren und dann kann ich mir auch nen Hotel nehmen. Wirklich lange alleine lassen kann und will ich Leo und unseren Sohn einfach nicht. Ja, Sohn... Wir bekommen einen Jungen. Als Leos Brüder das erfahren haben, haben sie gejubelt. Meine Schwester hat sich auch gefreut und mit den Worten: „Meine Nichte bekomm ich auch noch!" grinsend kehrt gemacht.
„Bereit für diesen Schritt?" frage ich Leo, als wir in der fast komplett leeren Wohnung stehen.
„Ja" grinst sie mich leicht an und kommt mir etwas entgegen, um mich zärtlich zu küssen „Sehr bereit!"
Damit verlassen wir mit den restlichen Sachen die Wohnung nach unten zum Bus. Während Leo sich dann schon reinsetzt und das Navi programmiert, räume ich alles rein und setze mich dann auf den Fahrersitz. Mein Blick bleibt automatisch kurz am Bauch meiner Freundin kleben. Zwar ist er noch lange nicht so groß, dass man ihn nicht verstecken könnte, aber da heute ein echt warmer Tag ist und wir fast nur im Auto sitzen werden, trägt sie ein einfaches graues Top, was ihren Bauch natürlich sehr betont.
„Dann mal los" schmunzle ich und fahre dann auch schon los.

Die meiste Zeit über hören wir einfach nur Musik oder reden über die nächsten Wochen. Während der Fahrt machen wir auch noch zwei kleine Zwischenstops, um was zu essen, auf Toilette zu gehen und beim zweiten nehmen wir auch einen kleinen Spaziergang mit. Als ich vor dem recht kleinen Mehrfamilienhaus parke, haben wir es
späten Nachmittag, aber um das Hochbringen der Sachen kommen wir nicht mehr drum rum. Fertig sind wir dann damit auch erst, trotz der Hilfe von Leos Vater und ihren Brüdern, Toby und Alex, gegen acht Uhr fertig. Zwar haben sie uns angeboten, noch mit zu ihnen zu kommen und zu essen, aber ich bin schon ziemlich froh, dass auch Leo darauf eher weniger Bock hatte. Wir haben uns also einfach Pizza bestellt und haben die Matratze im Schlafzimmer auf dem Boden bezogen. Das Bett kommt erst morgen an, so wie das meiste andere auch. Essen tun wir allerdings auf der Couch mit irgendeinem Film auf dem Tablet, immerhin ist der Fernseher noch nicht angeschlossen. Recht zeitig machen wir uns dann aber auch schon bettfertig und legen uns in unser provisorisches Bett. Leo schläft recht schnell ein und dreht sich irgendwann auf die andere Seite. Ich war eigentlich auch echt müde, aber trotzdem finde ich jetzt nicht in den Schlaf. Leise stehe ich auf, ziehe mir noch einen Hoodie über und gehe mit meinem Handy auf die Terrasse. Wir befinden uns direkt an der Trave, es ist recht ruhig und allgemein wohnen hier viele Familien. Perfekt, um hier das erste Kind zu bekommen. Vor allem, weil es ja nicht für immer ist. Trotzdem ist es groß genug, dass wir hier nicht aufeinander hocken und eine Weile hier wohnen bleiben können. Eine recht große Terrasse, Wohnzimmer, Küche, Badezimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer und ein Büro können wir auch noch einrichten. Es ist ebenfalls groß genug, so dass wir beide mit unserem Kram genug Platz haben.
„Ist alles okay?" höre ich Leo hinter mir.
Ich zucke leicht zusammen und drehe mich zu ihr um.
„Ja, klar... ich konnte nur nicht schlafen und wollte etwas frische Luft schnappen."
„Kommst du wieder ins Bett?"
Sie lehnt an der Tür zur Terrasse, hat ihre Arme um ihren Körper geschlungen. Ich stoße mich vom Geländer ab und überbrücke die paar Meter zwischen uns, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen, bevor ich sie zurück ins Schlafzimmer schiebe. Meinen Hoodie schmeiße einfach auf den Boden. Auf der Matratze kuschle ich mich an den Rücken meiner Freundin und schiebe meine Hand unter ihr Shirt an ihren Bauch.
„Deine Hand ist kalt" murmelt sie ins Kissen, drückt sich aber weiter nach hinten an mich.
Somit ziehe ich meine Hand wieder hervor, lege sie dafür aber über ihr Shirt an ihren Bauch.
„Besser?"
„Besser."

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