Kapitel 94

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„Du hast mich gefragt, warum wir zusammen bleiben sollten, ich hab dir nicht geantwortet... Aber nicht, so wie du wahrscheinlich denkst, weil ich die Antwort nicht weiß oder so, sondern weil ich Angst hatte. Ich weiß es schon länger, aber in den letzten zwei Wochen hab ich es nochmal richtig gespürt. Wincent, wir sollten zusammen sein, weil es scheiße wehtut, von dir getrennt zu sein, weil ich dich liebe. Ich halte die Distanz zwischen uns nicht mehr aus. Ich halte es nicht mehr aus, dass du nicht weißt, das ich für dich empfinde."
„Hast du gerade gesagt, dass du mich liebst?"
„Ja du Idiot! Ich liebe dich. Und sollte ich es noch nicht komplett verkackt haben, bitte... gib mir noch eine Chance."
„Warum jetzt der Sinneswandel? Warum sagst du mir das jetzt und nicht schon vor zwei Wochen?"
„Ehrlich? Ich hab keine Ahnung, was mich daran gehindert hat. Aber ich weiß schon lange, dass ich mich in dich verliebt habe und niemals wollte ich, dass du denkst ich würde mir dir spielen. Wincent, kannst du mir bitte verzeihen und mir noch eine Chance geben?"

Eine gefühlte Ewigkeit sehen wir uns nur in die Augen, wobei ich seine Mimik gerade gar nicht entziffern kann.
„Wincent, sag bitte irgendwas" flehe ich dann schon fast.
„Leo, was soll ich sagen? Glaubst du mir sind die letzten zwei Wochen leicht gefallen? Bei jedem Interview wurde ich immer wieder aufs Neue mit dir konfrontiert. Ich hätte beim Thema ‚So gut" irgendwann fast den Tisch umgeschmissen, ich kann es nicht mehr hören. Es tat jedesmal aufs Neue weh, an dich zu denken. Ja scheiße ey, ich liebe dich noch immer, okay? Ja verdammt, ich würde grade, so wie du hier vor mir stehst nichts lieber tun, als dich hier rein zu ziehen. Vorhin, als ich dich da stehen hab sehen, ich wollte zu dir und dich küssen. Der Gedanke war nicht nur einmal in meinem Kopf und das macht mich wahnsinnig! Aber was, wenn es wieder nicht funktioniert? Stell dir mal vor, wie weh das dann wieder tun würde-"
„Und stell dir mal vor was sein könnte, wenn es funktioniert" unterbreche ich ihn dann einfach.

Wieder sieht er mich nur an.
„Ich bin nicht hergekommen, um in die Wunden, deine und meine, Salz zu streuen. Das war auch nicht der Grund, warum ich am Set war. Glaub mir, ich hab versucht zu tauschen, aber es ging nicht. Wincent, ich will nur dich, gib mir noch eine Chance alles richtig zu machen."

Endlich zucken Mundwinkel leicht nach oben, bevor er mich an sich zieht und einfach küsst. Wincent presst mich richtig an sich. Seinen starken Körper an meinem zu spüren tut einfach gut. Langsam zieht er mich in sein Zimmer, schließt die Tür hinter uns und löst sich erst nach einer ganzen Weile wieder von mir.
„Ich will, dass das mit uns klappt" murmelt er und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr, bevor er mich zum Bett schiebt, wo wir uns hinsetzen „Leo, nicht nur du hast Scheiße gebaut. Ich hätte dir zuhören und dir nicht so viel Mist unterstellen sollen. Ich hab dir nicht zugehört, als du dich mir anvertraut hast und ich hab dir echt richtige Scheiße unterstellt."
„Das ist jetzt vorbei?"
„Mehr als vorbei."
Grinsend beugt Wincent sich zu mir runter, küsst mich intensiv und drückt mich dann Richtung Bett.
„Wincent" lache ich leicht, während er mich aufs Bett drückt.
„Ich hab dich so vermisst" murmelt er nur und sieht mir dann in die Augen „Aber ich muss eine Sache wieder gutmachen... Ich hab dir nicht zugehört, als du mir erzählt hast, was mit deinem Vater war, wie hart diese Wochen waren, ich hab nichtmal gefragt, ob es ihm wieder besser geht... Das war ne richtige Arschlochaktion."
„Es geht ihm soweit wieder gut, wirklich, nur hat keiner ne Ahnung, woher das kam. Er ist 45 Jahre alt, also echt jung, keine Vorerkrankungen, kerngesund, fit... trotzdem hatter Er einen Herzinfarkt."
„Scheiße... und deine Brüder? Deine Mum?"
„Nils hat es irgendwie geschafft -ich kann echt nicht verstehen, wie- die ersten Abi Prüfungen zu schreiben, Alex und Toby waren erst nicht in der Schule, aber sind dann doch wieder gegangen -einfach um weiter zu machen. Mum war kaum ansprechbar, sodass ich mich um Haushalt und alles andere gekümmert hab."
„Daraus schließe ich, dass du selbst nie wirklich damit auseinandergesetzt hast."
„Doch, aber erst kurz bevor er aus dem Koma aufgewacht ist... Zola hat mir am Abend regelrecht den Marsch geblasen, auch weil ihr geredet habt, und dann hab ich sie am Morgen wach gerüttelt. Ja, ich verstehe, dass sie fertig mit allem war, aber sie ist unsere Mutter, nicht ich. Ich bin 25 und musste plötzlich sowas wie Mama spielen. Dazu bin ich einfach noch nicht bereit -zumindest nicht so."
„Ich hätte für dich da sein müssen."
„Ich war doch so bescheuert und hab dir nichts gesagt. Können wir das einfach hinter uns lassen?"
„Nichts lieber als das" lächle ich leicht und Wincent lehnt sich vor, um mich zu küssen „Ich hab morgen Vormittag nen Termin, also müsste ich eigentlich nach Hause" murmle ich dann.
„Eigentlich. Du willst jetzt nicht wirklich weg, oder?"
„Nein, will ich nicht."

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt