Kapitel 187

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„Bis gleich" lächle ich Wincent an.
Er küsst mich nochmal zärtlich und läuft dann los zu sich nach Hause. Ich gehe wieder rein und setze mich zu meiner Mum aufs Sofa.
„Oh nein, du willst etwas... Ach scheiße, ich dachte das wäre inzwischen vorbei."
„Mum" lache ich „Ich muss dir etwas sagen, also hör mir einfach kurz zu."
„Okay? Ist es etwas schlimmes?"
„Nein, auf gar keinen Fall!" lache ich „Es ist nur... Du weißt, dass ich Wincent liebe. Ich weiß, dass wir noch nicht allzu lange zusammen sind, aber..."
Fuck, wie soll ich das jetzt bitte sagen? Meine Mutter ist mit mir ungeplant schwanger geworden. Sie war nur deutlich jünger als ich.
„Du bist schwanger?!" kommt es laut von ihr „Oh Gott, war es geplant? Nein, du hättest mir gesagt, wenn ihr es versucht. Steht Wincent dazu? Weiß er es überhaupt?"
Die Fragen prasseln nur so auf mich ein, weswegen ich einfach nach ihren Hände greife und sie zurück zu mir auf die Couch ziehe.
„Mum, atme, Okay?... Nein, es war nicht geplant. Wincent weiß davon und er steht zu dem Kind und zu mir. Als ich es rausgefunden habe, war ich total überfordert und wusste nicht, wie es weitergehen soll. Wincent und ich waren uns immerhin einig, dass wir gerade noch keine Kinder wollen. Wir wollten die Zeit zu zweit genießen. Dann hab ich mich langsam mit dem Gedanken angefreundet und freue mich inzwischen so sehr auf das Baby! Wincent war auch erst ziemlich überfordert, aber er freut sich auch."
„Du musst mir nicht sagen, dass Ungeplantes meist das Beste im Leben ist. Du warst und wirst immer das Beste in meinem Leben sein... Ich werde wirklich Oma?"
„Ja" lache ich „Warte, ich zeig dir das Ultraschallbild!"
„Oh ich bitte darum!"
Lachend stehe ich auf und flitze das Bild holen, um es dann meiner Mutter zu geben.
„Ich bin in der 13. Woche."
„Habt ihr euch schon überlegt, wie es weitergeht?"
„Wir ziehen zusammen zurück in den Norden. Ich habe schon mit meinem Chef gesprochen. Ich werde nach Hamburg versetzt und hab fast genau die selben Arbeitsbedingungen wie in München, also muss ich nur ein paar Mal im Monat nach Hamburg."
„Und Wincents Job? Er steht in der Öffentlichkeit, was ist mit dem Kind."
„Darüber haben wir noch nicht gesprochen" gebe ich zu „Aber weiß, dass er das so sieht wie ich. Das Kind wird komplett normal aufwachsen. Es wird definitiv aus der Öffentlichkeit rausgehalten!"
„Sicher?"
„Zu hundert Prozent sicher, er wird sagen, dass er Vater ist, aber definitiv niemals sein Kind öffentlich präsentieren. Vor allem, wenn es selbst noch nichts dazu sagen kann."
„Ich freue mich so für dich! Für euch! Ich stehe immer hinter dir, das weißt du, ja? Papa auch, deine Brüder ebenso! Jetzt hat Wincent aber auch ganz schnell wieder zu kommen! Ihm muss ich schließlich auch noch gratulieren!"
„Er sollte demnächst wiederkommen, so weit ist es ja nicht bis zu seiner Mum."
„Deine Brüder müssten demnächst auch aus der Schule kommen. Papa kommt erst heute Abend nach Hause. Ich muss dann aber auch nochmal los."

Mein Vater war definitiv komplett überfordert mit der Information, Opa zu werden. Meine Brüder hingegen waren mehr als nur happy! Sie planen jetzt schon, was sie mit ihm -sie sind sich sicher, dass sie einen Neffen bekommen werden- so anstellen können, wenn er auf der Welt ist. Papa hat dann zumindest so getan, als wäre er nicht komplett überfordert. Demnach bin ich jetzt froh, dass ich ihn jetzt nochmal alleine erwische.
„Papa, ich freue mich wirklich auf das Baby. Ja, es war ungeplant, aber... es war immer mein größter Traum und auch Wincents."
„Und ich freue mich für euch, aber versteh meine kurze Überforderung, ja? Auch wenn ich immer drauf vorbereitet war, früh zum ersten Mal Opa zu werden, kam das jetzt wie aus dem Nichts."
„Wem sagst du das?" lache ich leicht auf.
„Solange er zu dir und dem Kind steht?"
„Ja, tut er, voll und ganz."
„Hm... will ich ihm auch geraten haben!"
„Papa" lache ich und lasse mich gegen ihn sinken.
„Ich freu mich ja, dass ihr in den Norden zieht" flüstert er.
Er drückt mir einen Kuss auf den Scheitel und am liebsten würd ich noch eine Weile hier bei ihm sitzen bleiben, aber ich bin echt müde.
„Morgen sagt ihr es Wincents Familie?"
„Mh..."
„Dann wird's ja demnächst auch mal Zeit, dass wir sie auch kennenlernen, nicht? Also zumindest innerhalb der nächsten sechs Monaten" schmunzelt er.
„Definitiv! Aber ich werde jetzt erstmal ins Bett gehen, ich bin echt müde."
„Los hoch mit dir, gute Nacht."
„Nacht" lächle ich und drücke ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich nach oben gehe.

Hier liegt Wincent in meinem Bett und ist auf sein Handy fixiert. Ich ziehe meine Jogginghose und den Hoodie aus, bevor ich zu ihm unter die Decke krabble. Wincent legt sein Handy sofort weg, um mich an seine Brust zu ziehen.
„Und?"
„Er freut sich, war wirklich nur der erste Schock" lächle ich.
Wincent seufzt erleichtert auf, was mich leicht zum lachen bringt.
„Was? Ich hab mich immer gut mit ihm verstanden und hatte echt etwas Angst, dass das jetzt nicht mehr so ist."
„Laut ihm ist, solange du zu mir und dem Kind stehst, alles gut" schmunzle ich.
„Und wie ich zu euch stehe! Ich liebe dich und unser Kind mehr, als ich in Worte fassen kann!"
Lächelnd lege ich meine Lippen auf seine. Wincent erwidert den Kuss, aber ganz fallen lassen kann ich mich nicht.
„Was ist los?" fragt er und streicht mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
Seufzend lasse ich mich neben ihm fallen und schließe kurz meine Augen, bevor ich Wincent ansehe. Er hat Geduld und wartet, bis ich anfange zu reden.

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