Kapitel 68

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Ich war nicht bereit dafür, dass jemand von meinen Liebsten starb. Vielleicht konnte ich ihn in der Schulter erwischen und in dem Chaos würde es nicht auffallen...


„Lizzy?", fragte jemand hinter meinem Rücken.

Ohne darüber nachzudenken, schob ich den Dolch unter meinen linken Ärmel, sodass ich ihn jeder Zeit mit meiner rechten Hand hervorziehen konnte. Das Metall brannte sich in meine Haut, kälter als Eis. Der Griff klemmte direkt an dem Handgelenk, während der bauschige Stoff um meine Arme den Rest verbarg.

Lia stand hinter mir.

Ihr Kleid war ein gedecktes Rosa, und sie hatte wie ich einige geflochtene Zöpfe in den offenen Haaren.

„Ich komme", murmelte ich taub.

Bei jeder Bewegung spürte ich das Metall, das meinen Unterarm unbeweglich machte wie eine Schiene. Mit Kerberos und Lia an meiner Seite begaben wir uns auf den Korridor in Richtung des Thronsaals.

Die Gänge waren gefüllt mit Wachen, Ehrengästen und Bediensteten. Dank des Riesenhundes kamen wir ohne Probleme bis zur Treppe.

„Wenn dieser Tag vorbei ist, werde ich mich so mit Essen vollstopfen vor Erleichterung, dass Eros mich rollen muss", sagte Lia und grinste. „Hörst du mir überhaupt zu?"

„Hm?", fragte ich und sie rollte die Augen.

„Du solltest wirklich mehr schlafen", erwiderte sie kopfschüttelnd. „Hoffen wir, dass sich Astor gleich kurzhält."

Mein Herz wehrte sich mit lautem Pochen. Desto langsamer all das hier vorüberging desto mehr Zeit hatte ich zum Nachdenken, was zu tun war.


Vielleicht, wenn ich es Zelos kurz vorher zuflüsterte?

Wir stiegen die Treppe hinunter, an dessen Ende die Tore des Palastes offen standen für den Schneesturm. Die grauen Wolken ließen kaum Sonne hinein. Massen aus Wölfen und Menschen strömten an den Wächtern vorbei und in den Palast.

Am Fuße der Stufen erwartete uns Roan, der über alle hinausragte wie ein Leuchtturm. Er deutete eine Verbeugung an, bevor er uns den Weg durch die Massen freimachte. Kerberos allein hätte dafür gereicht, denn jeder machte einen großen Bogen um den Riesenhund. Er schnaufte zufrieden.

„Wieso ist denn hier so eine schlechte Stimmung?", fragte Lia und meinte damit wohl das angespannte Gemurmel, das uns durch die Korridore folgte.

„Wer weiß, was heute alles geschehen wird", murmelte ich und ballte meine Hände zu Fäusten, wodurch sich die Klinge in meine Haut drückte.

Mehr Wachen begegneten uns am Eingang zum Thronsaal, der durch die Kronleuchter an der hohen Decke erstrahlte. Am Ende erwartete uns ein Halbkreis aus Stühlen und zwei Thronen, neben denen Astor und Dana standen als wagten sie es nicht, sich darauf zu setzen.

Die Fensterfront hinter ihnen zeichnete die grauen Wolken ab, wobei wenige Strahlen der Sonne hindurchstachen. Die Landschaft dahinter war schneeweiß und eingefroren in der Zeit.


Zelos war nirgends in Sicht.

Dafür Fenrir und Lilli, Lenkin und Lyza und Alpha Eros, der auf Lia fixiert war. Sie alle bildeten den neuen Rat. Wir schritten durch die Reihen, vorbei an Theo und Demetrius, die vertieft in einem Gespräch waren.

Die Gefährtin des LycansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt