Kapitel 28

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„Zelos", raunte ich gegen seine Lippen.


Der Moment war genauso schnell vergangen, wie er gekommen war. Er lehnte sich zurück und starrte mit leuchtenden Augen auf mich hinab. Alles, was er eben im großen Saal zurückgehalten hatte, war sichtbar in den rubinfarbenen Augen.

Ein Sturm.

„Ich habe das Gefühl Luna Mayra mag mich nicht besonders", sagte ich, „aber umso mehr mag sie dich."

„Sie mag nicht mich, sondern das, was ich ihren Feinden angetan habe. Ich werde nicht zulassen, dass diese Schreckschraube dir etwas antut", raunte er und ich schlang meine Arme um ihn. Er legte sein Kinn auf meinen Kopf und ich atmete seinen Geruch nach Kiefer ein.

„Aber sie tut es den Menschen hier bereits an", flüsterte ich gegen seine Brust.

Lyza war ein Mädchen so wie ich.

Was hatten ihr die Wölfe bloß angetan?

Stille umhüllte Zelos, also blickte ich zu ihm auf.


„Wieso sagst du nichts?"

„Ich denke nach", antwortete er mit einem Sturm in den Augen. „Mayra hat eine kleine Armee hier in den Bergen. Sie ist die Brücke zwischen Bergschatten und Silberblut..."

Ich lehnte mich weiter zurück.

„Sie behandelt uns wie Tiere. Selbst Kerberos steht in ihrer Liste weiter oben!"

Wie von selbst drang ein verzweifeltes Heulen durch die Tür.

Kerberos.

Ich löste mich aus Zelos' Umarmung und drückte die Klinke hinunter. Wir hatten den Riesenhund im Flur vergessen. Er sah mich mit angezogenen Ohren an.

„Dann komm rein", sagte ich und trat einige Schritte zur Seite. Ich warf einen Blick in den Flur, der wie ausgestorben dalag. Mit einem Klicken fiel die Tür zurück ins Schloss. „Ich werde dieser Feier heute Abend nicht beiwohnen."

Zelos verschränkte die Arme vor der Brust.

„Und was gedenkst du zu tun?", fragte er.

Ich schritt an ihm vorbei in den Raum. Kerberos hatte es sich auf dem smaragdgrünen Teppich gemütlich gemacht. Unzählige Tierköpfe hingen an den Wänden und beobachteten uns.

Alles hier war aus grauem Stein. Es gab keinen Kamin. Stattdessen nur ein Rohr an der Wand, aus dem heiße Luft den Raum aufheizte.

Ein Ofen im Keller.

Ein Kurfürst, der den großen Umschwung wohl nicht überlebt hatte...

„Ich werde mich so weit von Luna Mayra fernhalten, wie ich kann", antwortete ich schließlich und drehte mich zu Zelos um. Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und ließ sich in einen der Ledersessel fallen.

„Ich werde ihr Grenzen setzten", murmelte Zelos. Er schien in Gedanken verloren zu sein.

„Grenzen? Diese Frau ist cholerisch. Und rachsüchtig."

„Du hast respektlos vergessen", sagte er. „Doch das Rudel steht hinter ihr."

„Die Menschen sind auch Teil des Rudels", flüsterte ich. „Hast du das Mädchen gesehen? Sie sah aus wie ein Geist, als hätte sie noch nie die Sonne gesehen. Das ist nicht gerecht..."

Die Gefährtin des LycansWhere stories live. Discover now