Kapitel 2 - Das Mädchen im Wald

7 2 0
                                    

Nachdem ich sie entdeckt hatte, hatte ich sofort Harumaki gerufen, um sie ins Lager zu bringen. Bei dem Licht des Lagerfeuers konnte ich sie viel besser erkennen. Sie trug feine Reisekleider, wie wohlhabende Abenteurer es taten. Auf ihrer Kapuze trug sie ein mir unbekanntes Wappen eines Königreiches.

"Shin, hol du das Wasser aus meinem Rucksack und koch es über dem Feuer auf. Das sieht schlimm aus, ich sollte besser sofort anfangen, die Wunde zu heilen. Meister? Können sie mir helfen? Ich glaube, allein krieg ich das nicht hin."

Beide waren gute Heilmagier, selbst wenn sie nur seine Schülerin war, hatte sie ein großes Talent dafür Heilmagie zu wirken. Ich verstand nichts von sowas, blieb aber trotzdem bei ihnen, falls sie etwas benötigten. Harumaki holte aus ihrem Rucksack ein Set mit mehreren verschiedenen Werkzeugen. Blaue Fäden schossen aus ihren Händen und verwickelten sich in der Wunde. Ich schaute zu, wie sie die Wunde versorgte, bis das unbekannte Mädchen nicht mehr in Lebensgefahr schwebte.

"Ich hab mich wohl übernommen.", Harumaki hielt sich die Hand an den Kopf. "Verdammte Auszehrung. Halt du Nachtwache Shin, ich werd mich jetzt erstmal ausruhen."

Es war jetzt schon mitten in der Nacht. Yoriichi und Haru legten sich beide in ihr Zelt, ausgezehrt von dem starken Mana Konsum, den die Heilung benötigt hatte. An einen Baum angelehnt setzte ich mich hin und beobachtete. Von dem bisschen Licht des noch brennenden Lagerfeuers konnte man den Waldrand an der Lichtung gerade noch sehen. Ich kramte durch meinen Rucksack, irgendwo fand ich noch ein paar alte Bücher, die mir Harumaki mal gegeben hatte. In die Bücher vertieft, beobachtete ich den eigentlichen Platz kaum. Währenddessen kämpfte ich mit dem Schlaf, nur auf die Worte konzentriert stierte ich auf die verblichenen Seiten. Ich hatte keine Ahnung wie spät es war, doch es hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Die Geschichten verschwommen zu einem Wirrwarr aus allem Möglichen, den sich mein Geist ausdachte.

Gelangweilt legte ich das Buch beiseite und stand auf, um mir die Beine zu vertreten und meinen Kopf wieder klar zu kriegen. Das Feuer war mittlerweile ausgegangen, weshalb ich mehr durch die Dunkelheit stolperte als ging. Mein Zelt sah mittlerweile verlockend aus, doch ich wusste, dass es keine gute Idee war, unser Lager unbewacht zu lassen. Mit ein paar übrig gebliebenen Ästen entfachte ich wieder ein Feuer, zwar nicht sonderlich hell, aber dennoch dienlich. Ich legte noch einige Scheite hinzu. Als ich plötzlich eine Bewegung hinter mir hörte, bevor ich reagieren konnte, hatte mir schon jemand ein Messer an den Hals gehoben. Sofort war ich hellwach, dies hier war eine Leben und Tod Situation, eine falsche Bewegung, ein falsches Wort und ich würde verblutend auf dem Boden verrecken.

Automatisch, wie bei einem Überlebensinstinkt waren meine Hände zu meinem Schwert gewandert, doch in dieser Lage hatte ich keine Chance es zu ziehen. Einfach Ruhe bewahren, das war hier das Wichtigste.

"Hey, ich weiß, was du dich jetzt fragst, ich kann dir deine Fragen beantworten, wenn du von meinem Hals ablässt.", stammelte ich. Das Messer ging nun noch tiefer in mein Fleisch, so tief, dass ich schon Angst hatte, dass sie meine Hauptschlagader durchtrennen würde.

Ich hob meine Hände, um zu signalisieren, dass ich nichts im Schilde führte. "Wenn ich töten wollen würde, hätte ich das schon längst getan. Also leg das-"

"Halt den Mund.", sie nahm mir das Schwert ab und ließ von mir ab. Ich sank auf den Boden zurück.

"Zufrieden? Können wir uns jetzt unterhalten?", fragte ich.

"Nun gut."

"Wo bin ich hier?"

"Ungefähr eine Tagesreise entfernt von Avalon, im Geistergebirge.", ihr Gesichtsausdruck sagte alles.

Der Hüter des FeuersWhere stories live. Discover now