1. Kapitel

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Frau Bru rannte durch den Flur, die große Treppe herunter und hinaus durch die große Eingangstür. Draußen lief sie nach rechts in Richtung Strand. Es waren die großen Ferien, das Wetter schön und Frau Bru ein zehnjähriges Mädchen also war es nicht ungewöhnlich, dass sie zum Strand lief. Schaute man genauer hin, dann konnte man in ihrem Gesicht erkennen, dass sie nicht zum Vergnügen zum Strand lief. Sie hatte einen anderen Grund und der schien ziemlich wichtig zu sein. Warum ein zehnjähriges Mädchen Frau Bru genannt wird, hat natürlich auch einen Grund, aber der soll hier keine Rolle spielen.

Der Strand war gut gefüllt mit Kindern, die mal mehr mal weniger im Wasser waren und einfach ihre Ferien genossen. Der andere Ralph lag so unauffällig wie möglich auf seiner Decke und wollte einfach nichts tun. Nichts tun meinte hier auch nichts tun. Es war ihm nicht etwa egal was er machte oder er wollte später etwas machen, nein, er wollte ganz bewusst nichts tun. Ganz in seiner Nähe lag Be, die fast nichts tun wollte. Sie erholte sich von ihrem letzten Abenteuer und hatte heute nur ganz wenig vor. Zu ihrem Unglück ist der ruhigste Platz am Strand der am weitesten weg vom Wasser und in der Nähe vom Weg den Frau Bru gerade herunter gestürmt kam.

„Du und du.", rief sie und zeigte auf die beiden die da lagen. „Ihr müsst jetzt mitkommen." Während der andere Ralph sich überlegte, wie er nicht mitkommen müsste ignorierte Be das Mädchen einfach und tat so als wäre jemand anderes gemeint.

„Du brauchst dir gar keine Ausrede überlegen und du weißt genau wen ich meine.", sagte Frau Bru in einem scharfen Ton. Ralph und Be hätten jetzt damit anfangen können, dass sie älter waren als Frau Bru und sich von ihr nichts hätten sagen lassen müssen. Beide wussten es besser. Frau Bru kümmerte sich nicht um das Alter der älteren Kinder und in der Regel war es auch so, dass Frau Bru nicht wegen nichts Leute durch die Gegend scheuchte.

„Geht das auch mit Bewegung? Ich bin doch nicht wegen nichts hier.", herrschte Frau Bru die beiden an und wenn auch lustlos gingen sie mit dem Mädchen mit. Sophia die gerade den Weg herunter kam und um sich am Strand in die Sonne zu legen oder ein bisschen baden zu gehen durfte gleich mitkommen.

„Du kommts auch mit.", reichte völlig aus. Sophia war eher zart besaitet und kam im ersten Moment gar nicht auf die Idee nicht auf die Kleine zu hören. Ohne zu zögern ging sie mit und als sie nach ein paar Schritten darüber nachdachte warum sie hier mitging traute sie sich nicht mehr so recht wieder umzudrehen.

Frau Bru ging mit den anderen ins Haus, durch die Eingangshalle die beinahe, wie ein Museum wirkte wie, hier sehr viel altes Zeug stand und an den Wänden hing, die große Treppe hinauf, zum Ende des Flurs zu einer der Wendeltreppen und hinauf zum Dachboden. Der war gewöhnlich leer. Im Haus gab es auch einen Keller der Platz genug bot um altes Zeug, das nicht mehr benötigt wurde unterzustellen. Da sie hier in einem Waisenhaus waren gab es kein altes Zeug, das nicht mehr benötigt wurde und auch der Keller war ziemlich leer. Da Sommerferien waren wurde der Dachboden gerne als Lager benutzt und deswegen lagen überall Schlafsäcke und das übliche und unübliche Zubehör herum. Lampen, Brettspiele, Plüschtiere und nur schlecht versteckte Süßigkeitenvorräte bildeten mal kleine, mal größere Gruppen und ließen vermuten was hier nachts los war. Frau Bru interessierte das nicht sonderlich, sie lief zielgerichtet in die Mitte des Raums und blieb dort stehen. Be, der andere Ralph und Sophia folgten ihr und blieben auch stehen. Frau Bru zeigt auf ein Fenster im Dach und ging dann wieder.

„Wo willst du hin?", fragte Sophia ihr hinterher.

„Nicht so wichtig.", antwortete Frau Bru ohne sich umzudrehen. Für sie war die Aufgabe erfüllt und damit hatte sie hier nichts mehr zu suchen.

„Wahrscheinlich die MZT.", sagte der andere Ralph und Sophia nickte. Dann fiel ihr Blick auf Be die auf das Fenster schaute. Jetzt schaute Sophia auch auf das Fenster und was sie sah jagte ihr einen gewaltigen Schrecken ein. Be und der andere Ralph waren nicht so leicht zu lesen, aber auch sie schauten nicht sonderlich entspannt.


Geschichten aus Falling Cove - Das FensterWhere stories live. Discover now