Kapitel 3

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Luke POV

Seit nun zwei Wochen habe ich schon nichts mehr von Calum gehört. Meine anrufe ignoriert er und ich habe keine Ahnung in welchen Waisenhaus er lebt. Ich möchte den Kontakt zu Calum nicht verlieren. Mir ist es egal, ob er im Waisenhaus lebt oder nicht. Naja egal nicht. Er hat besseres verdient. Aber unsere Freundschaft ist mir zu wichtig um sie auf zu geben.

Ich könnte Ashton Fragen, ob er weiß wo Calum lebt, aber seit zwei Wochen ignoriere ich ihn. Was er abgezogen hat war einfach das letzte und das soll er ruhig spüren. Stattdessen rede ich aber wieder mit Michael. Ich möchte nicht sagen, dass wir wieder Freunde sind, aber unser Verhältnis ist nicht mehr so angespannt.

Meine Mum weiß, trotz unserem guten Verhältnis, noch immer nicht, dass ich mich seit nun zwei Wochen nicht mehr mit Calum treffe. Immer wieder fragt sie mich, wann ich ihn wieder mit zum Essen bringe. Sie scheint ihn echt zu mögen, was mich freut. Allerdings hat sie auch viel um die Ohren. Jack wohnt noch immer bei uns, da er nicht mehr zurück zu seiner Freundin möchte. Ich kann seine Entscheidung gut nach vollziehen, da sie ihn betrogen hat. In deren Wohnung, in deren Bett.

So etwas ist echt das Letzte.

Da es an unserer Haustür klingel beschließe ich zu öffnen.

„Was willst du Irwin?" Frage ich ihn gereizt.

„Mit dir reden und mich entschuldigen." Beantwortet er meine Frage. Bevor ich etwas sagen kann kommt meine Mutter in den Flur und beginnt zu lächeln, als sie den Lockenkopf sieht.

„Ashton, schön dich wieder zu sehen. Du warst ja schon ewig nicht mehr hier." Sagt sie.

„Er wollte auch gerade wieder gehen!" ich versuche meinen bissigen Unterton zu überspielen, was nicht ganz klappt.

„Luke, ich gehe nicht, bevor du mir endlich mal zuhörst. Seit zwei Wochen ignorierst du mich." Erwidert er. Meine Mum guckt uns fragend an, da sie von dem Streit nichts wusste.

Widerwillig lasse ich den älteren rein und führen ihn mit in mein Zimmer, da ich noch weniger Lust habe mit meiner Mutter darüber zu Diskutieren, dass ich einen so guten Freund nicht wie Dreck behandeln soll.

Der Hobby-Drummer setzt sich auf meinen Bett, weshalb ich mich auf meinen Schreibtischstuhl pflanze.

„Luke, es tut mir leid. Ehrlich. Ich wollte nur nicht, dass der dich mit auf ein unteres Niveau zieht. Du hast so viel Besseres verdient. Glaub mir. Ich weiß wovon ich rede." Beginnt er.

„Den ganzen Scheiß kannst du dir sparen! Er hat mich nicht auf irgendein Niveau runter gezogen. Nur weil im Waisenhaus lebt heißt es doch nicht, dass er ein schlechter Mensch ist. Calum ist der einzige, der mich versteht und Glückwunsch du hast es geschafft ihn aus meinen Leben zu verscheuchen. Und jetzt kannst du gehen" fauche ich.

„Luke, ich möchte dir nicht mehr sagen als du weißt, aber glaub mir es ist das Beste so. Er ist einfach kein guter Umgang. Er ist depressiv und hat keine Freunde. Mich würde es nicht wundern, wenn er auch mit Drogen dealt." Mir reicht es!

„Hörst du dir eigentlich selbst zu? Gehe einfach. Ich möchte, dass du gehst." Wütend zeige ich auf meine Zimmertür, zu der geht.

„Falls ich es irgendwie gut machen kann oder du mich brauchst, lass es mich wissen." Murmelt er, bevor er geht.

Was für ein Idiot! Es dauert nicht lange, da kommt meine Mutter in mein Zimmer und setzt sich auf das Bett.

„Möchtest du reden?" bietet sie mir an.

„Ashton ist ein Arschloch. Vor zwei Wochen hat er Calum gedrängt mir etwas über ihn zusagen. Er hat mir gesagt, dass er kein guter Umgang für mich ist und ich so viel Besseres verdient habe. Zudem erzählte er mir, dass er in einem Waisenhaus lebt und dann ist er weg gelaufen. Meine Anrufe und Nachrichten ignoriert er seitdem." Erzähle ich, worauf sie mich nachdenklich anschaut.

„Kennst du seinen Nachnamen?" hackt sie nach. Ich schüttele meinen Kopf. Doch mir fällt ein, dass Ashton ihn vor zwei Wochen Hood nannte. Vielleicht ist es nur so ein „Spitzname", da er gestohlen hat, wie Robin Hood, aber vielleicht ist es ja wirklich sein Nachname.

„Vielleicht könnte es Hood sein." Lasse ich sie wissen, worauf sie aufsteht.

„Ich werde mal schauen, und meine Kontakte ein bisschen spielen lassen." Lächelt sie und verlässt mein Zimmer. Ich hoffe meine Mutter hat Erfolg.

Bevor ich hier nur die Wand anstarre, beschließe ich ein bisschen was für die Schule zu machen. Ich sollte meine Langzeitarbeit in Geschichte über China mal beginnen.

Meine Schulaufgaben zu bearbeiten hilft tatsächlich mich abzulenken, weshalb ich gar nicht merke, wie schnell drei Stunden um gehen uns meine Mum wieder zu mir kommt. Ihre Miene ist ernst, während sie sich setzt. Erwartungsvoll gucke ich sie an. Ich hoffe sie hat etwas herausgefunden. Sie muss einfach.

„Okay, ich hab eine gute Nachricht. Meine Freundin Kathy konnte ihn für mich auswendig machen. Aber ich möchte, dass du morgen erst dahin gehst, da es jetzt schon zu spät ist. Und ich möchte, dass du jemanden mit nimmst, weil es hinter dem Viertel ist." Sagt sie und bestätige dies. Das Viertel ist eine Gegend, wo die Kriminalität sehr hoch ist. „Danke Mum." Bedanke ich mich und umarme sie fest.

Ein wenig beruhigter gehe ich zu Bett und schlafe relativ Ruhig. Auch der nächste Schultag vergeht schnell, da die letzten beiden Mathe Stunden ausfallen.

Nach der Stunde fange ich Ashton ab, bevor er zu seinen Auto geht.

„Was gibt's?" Fragt er mich.

„Du sagtest gestern, dass du mir was schuldig bist, damit ich dir verzeihe." Beginne ich und er nickt.

„Es gibt da etwas. Du fährst heute mit mir zum Waisenhaus, damit ich mit Calum reden kann." Erkläre ich kurz, worauf seine Augen groß und rund werden.

„Würde ich gerne machen, aber ich hab keine Ahnung in welchen Heim er ist." Versucht er sich raus zu reden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es weiß.

„Meine Mutter hat es für mich raus gefunden." Erwidere ich, worauf seine Augen noch größer werden. Er verspricht mir, dass er mich heute um vier abholt und wir zusammen dorthin fahren.

Glücklich schlendere ich nach Hause.

Hoffentlich wird Calum auch da sein. Vielleicht möchte er ja gar nicht mit mir reden, immerhin ignoriert er mich seit guten zwei Wochen. Im Nu ist meine gute Laune verschwunden und überlege stattdessen, was ich ihn sagen soll. Oder wie ich mich  ihn gegenüber verhalten soll. Das Ideale wäre ihn so wie immer zu behandeln, aber nun wo ich weiß, dass er in einem Heim und nicht bei seinen Eltern wohnt, weiß ich nicht ob ich es kann. Okay es wird schon schief gehen. Hoffe ich...  

Es dauert nicht lange, da stehen Ash und ich vor dem Heim. Es ist ein großes Gebäude und sieht ziemlich einladend aus. Ich bin ein bisschen verwundert. Ich habe mir so ein Heim immer sehr kalt vorgestellt.

„Ich warte hier. Ich glaub ihr habt einiges zu besprechen" teilt mir der Ältere mit, worauf ich nicke. Mit wackeligen Beinen gehe ich zu dem Eingang. Die Tür ist riesig.

Zögerlich klingel ich an der Tür. Eine junge Frau mit langen blonden Haaren öffnet mir.

„Hallo, mein Name ist Luke Hemmings. Ich wollte kurz mit Calum reden, wenn es möglich ist." Die Frau scheint darüber überrascht zu sein.

„Bist du ein Freund von ihm?" möchte sie wissen, worauf ich nicke. Erneut scheint sie überrascht zu sein, bis sie ihr Lächeln wieder findet. Sie bittet mich hinein zu kommen. Ich folge der weiblichen Person einen langen Flur entlang. Das Waisenheim ist liebevoll eingerichtet.

„Ich freue mich wirklich sehr, dass Calum endlich einen Freund gefunden hat. Der arme ist immer so alleine und öffnet sich niemanden." Lässt sie mich wissen. Vor einer Tür bleiben wir stehen und sie klopft dort. Es kommt keine Antwort, weshalb sie einfach eintritt.

„Calum, du hast Besuch." Teilt sie ihn mit und lässt mich rein, bevor sie die Tür hinter sich schließt und uns somit alleine lässt.

„W-Was machst du denn hier? Und woher weißt du wo ich wohne?" Fragt er geschockt und springt von der Fensterbank runter, auf der er vorher saß.  

Das Waisenkind (Cake)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt