Immer noch pocht ihr Herz, aber den Adrenalinstoß will sie nicht missen und ihr Grinsen ist breit als sie zurück in ihrem Zimmer ist, die Karte aus der Kamera nimmt und betrachtet sie zufrieden, bevor sie sich an ihren Laptop setzt. Die Karte steckt sie in das passende Lesegerät welches am Laptop angeschlossen ist und die Bilder werden rüber gespielt. Sicherheitsdateien werden in die Cloud geladen und an ihre zweite Mailadresse geschickt, solche hochbrisanten Fotos sollte man mehrfach speichern falls es zu gewissen Problemen kommen sollte. Normalerweise löscht sie alles um sicher zu gehen, aber sicher ist sicher. Vor allem bei Kartellen will sie komplett sichergehen das alles passt und dass der Auftrag zur Zufriedenstellung des Kunden erledigt wurde. Dazu gehört nun einmal auch das Sicherstellen dass er die Bilder bekommen hat. Aber bevor sie sich jetzt Stress deswegen macht, geht sie lieber duschen, wird ihr gut tun. Die Nacht abwaschen, alles noch einmal im Kopf durchgehen und sich bewusst machen dass man das überraschenderweise nicht mehr wirklich wegen dem Geld macht. Erst danach legt sie sich ins Bett und ist noch ein wenig auf den sozialen Netzwerken unterwegs, immerhin will sie wissen wie das vor allem aber auch mit der werten Senatorentochter ausgegangen ist. Oh... Oh! Autsch, das ist ein brodelnder Vulkan auf Twitter! Wissend was sie getan hat streckt sie sich noch und hängt ihr Handy an, bevor sie sich zum Schlafen legt. Der Fall ist abgeschlossen, ist nicht ihr Ding und auch wenn es egoistisch klingt- Es schützt ihre eigene Psyche. Man muss einen Abstand zu der Arbeit haben die man macht, so wie medizinisches Pflegepersonal Abstand braucht oder Leute die einem hunderte von Pfund abschwatzen wollen in dem sie betrügen. 

Erst gegen Mittag wird sie wieder wach und packt alles zusammen, um sofort abreisen zu können sobald sie das mit den Bildern und der Bezahlung geklärt hat. Ein Anruf genügt und auch wenn sie sich dagegen wehrt, sie macht mit der Person einen Treffpunkt aus und gibt auch bescheid dass sie jemanden schicken wird der die Karte übergeben wird um unerkannt zu bleiben. Auch hier muss sie auf ihre Magie zurückgreifen, aber erst nachdem sie offiziell ausgecheckt und sich den nächsten Rückflug gebucht hat. Taxi ist auch schon da. Den Koffer und die Tasche bringt sie in der Lobby des Gasthauses unter und gibt bescheid dass sie sie gleich abholen lassen wird, aber zuerst müsse sie noch einmal hoch weil sie etwas vergessen hat. Im Bad angekommen seufzt sie und kümmert sich um ihr Aussehen. Schwarze Haare übertönen das Hellbraun oder Dunkelblond, ist je nach Lichteinfall anders. Als sie die Augen wieder öffnet blickt sie sich im Badezimmerspiegel mit dunkelbraunen Augen entgegen. Die Wangenknochen gehen ein wenig runter, ihr Gesicht wird breiter, die Haut nimmt einen dunkleren Ton an. Die Lippen sind voller. In der kleinen Tasche die sie dabei hatte zieht sie neue Kleidung hervor und schmeißt die Tasche einfach aus dem Fenster, irgendjemand wird sie schon mitnehmen. 

Mit dem neuen Aussehen geht sie raus und hat die Speicherkarte bei sich, genau so wie einen gefälschten Ausweis. Gefühlt hat sie Tonnen davon immer irgendwie bei sich Zuhause, aber sie hat immer einen gefälschten für das passende Land dabei und was wäre sie für eine alte Schabracke wenn sie nicht die Sprache könnte. Noch lange nicht alle, darauf hat sie schlicht keine Lust! Aber ein paar. Die wichtigsten und ein paar Zusätze sind eben auch mit dabei. Noëlle gähnt, sie hätte echt mehr Schlaf gebrauchen können. Wobei... Im Flieger wird sie genug Zeit dafür haben, das sollte kein Problem sein. Ist nur die Frage was sie dann macht wenn sie Zuhause ist, noch einen Auftrag annehmen? Aber dann haben die anderen nichts mehr zu tun und wenn sie alle Aufträge annimmt, dann sieht es so aus als könnte man sie jederzeit anheuern. Man sollte die Leute ein wenig schwitzen lassen, vor allem wenn es um heiklere Aufträge geht. Wobei es in dem Geschäft eigentlich nur um wenige Aufträge geht, viele Leute laufen einfach herum und machen Fotos um zu hoffen dass ihr Schnappschuss der nächste Durchbruch wird. Ziellos irren sie herum und warten auf die perfekte Gelegenheit, verpassen vielleicht die perfekte die sich ein paar Fuß von ihnen entfernt abspielt weil sie das Augenmerk nur auf einem einzigen Ziel haben. Das ist der häufigste Fehler den vor allem Anfänger begehen. Sie schießen sich auf ein Ziel ein, ein einziges. Verfolgen dieses Ziel, werden von den Securityleuten erkannt, abgehalten und bei jeder Entdeckung kümmert man sich sofort darum dass der Winkel zu genau dieser Person verdeckt bleibt. Viele geben ab da auf, sie sehen nicht was es um sie herum gibt. Ein Paparazzo ist wie ein Bluthund und man braucht diese Einstellung unbedingt.

Als er in die Gasse tritt sieht er eine nervöse Frau dort stehen, ein wenig in sich zusammengesunken. Die schwarzen Haare gehen in leichten Wellen bis zu ihrem oberen Rücken, die dunkelbraunen Rehaugen blicken ihn schon fast verängstigt an, die gebräunte Haut ist ohne jeden Makel. Dieses Weib hat ihm tatsächlich jemand geschickt, verdammt. Sie sieht Einheimisch aus, auch wenn er sie noch nie gesehen hat. Aber das hat nichts zu bedeuten. Oder es ist sie doch! Niemand weiß wie Sage aussieht, nur wie sie klingt. Perfektes, akzentfreies Englisch und auch ihre Mailadresse, über die alles geht, kommt aus Großbritannien. Somit kann er testen ob die Frau vor ihm Sage ist oder nicht, denn die Wegwerfhandys die sie benutzt verzerren die Stimme so. „Bist du von ihr geschickt worden oder was stehst du hier so dumm rum?" Die Frau schluckt, wirkt noch nervöser und nickt leicht. „Ich- Ich wurde geschickt. Ich... sollte etwas abgeben und dafür Geld entgegennehmen!" Verdammt. Er nickt und deutet ihr an zu ihm zu kommen, seine Männer bewachen den Eingang der Gasse von seiner Seite aus, sodass wenigstens ein Fluchtweg bereitgestellt wurde. Wenigstens kann er sie um ein wenig Geld bescheißen, die Frau vor ihm sieht nicht so aus als würde sie etwas sagen wenn das ein oder andere Geldbündel fehlt. „Rück das rüber was du geben sollst und gibt ihr das. Eine Schande dass sie nicht selbst gekommen ist. So jemand Geschicktes zu entleiben wäre... zu schön gewesen um wahr zu sein." Er sieht sie warnend an. „Kein Wort davon zu ihr." 

Die schwarzhaarige Frau hält ihm die Speicherkarte entgegen, wobei er die Tasche vor sie auf den Boden stellt und öffnet. Bündel für Bündel holt er raus und legt es neben die Tasche, wobei er ungefähr die Hälfte drin lässt und die Tasche wieder hochhebt. „Das ist der ausgemachte Preis, sag ihr schöne Grüße von Terez." Die Frau starrt die Geldbündel an, dann ihn und legt den Kopf schief. „Das... ist zu wenig." Ach, da hat er das kleine Weib doch ein wenig falsch eingeschätzt. Mit einem Lächeln dreht er sich aber um und zuckt mit den Schultern. „Das ist die richtige Menge, Schätzchen. Und jetzt auf nimmer Wiedersehen." Im nächsten Moment wird er am Kragen gepackt und nach hinten gezogen, eine Hand liegt auf seinem Mund. „Grüße von Sage." Ein Schlag knockt ihn aus, sie packt alles so schnell es geht zusammen und läuft auf der anderen Seite aus der Gasse, bevor sie in der Menge verschwindet. Hinter sich hört sie die Rufe der Männer dass sie stehen bleiben soll, aber ist sie bescheuert oder so? 

Durch ein paar Gassen hindurch laufend verliert man schlussendlich ihre Spur und in einer offenen Bank lässt sie das Geld mit dem Rüberwachsen eines Geldbündels auf ein Konto in der Schweiz einzahlen, bevor sie nach ein paar Minuten des Wartens auf eine öffentliche Toilette geht, das Aussehen ändert und nur die Augenfarbe belässt. Das Violett fällt so auf. In aller Ruhe holt sie ihren Koffer und die Tasche mit einem Lächeln aus dem Gasthaus und packt sie in das schon wartende Taxi, bevor auch sie einsteigt und sie losfahren. Unterwegs schickt sie die gespeicherten Dateien aus der Cloud mit einer komplett anonymisierten und neu angelegten Mailadresse an die griechische Regierung mitsamt den hier bekannten Medien und setzt das Handy daraufhin auf Werkszustand zurück. Sie ist vielleicht jemand den man als Arschloch betiteln kann was das Zerstören von Leben angeht, was sie aber noch lieber zerstört sind Leute die sie hintergehen wollen. Und so wie sie das mitbekommen hat, lies sich der werte Terez nur fotografieren um sie zu erledigen. Er wäre nicht der erste, es sind einige hinter ihrem Kopf her was brisante Fotos und Enthüllungen angeht. Doch auch das wird sie nicht stoppen und niemand kann ihr sagen dass sie nicht hin und wieder dann doch was Gutes tut. Wird nie als Karmaausgleich herhalten, das ist sie sich bewusst, aber es hinterlässt bei ihr einen guten Nachgeschmack. Ohne sich wirklich Sorgen um das zu machen was in Griechenland geschehen ist, steigt sie in den Flieger und entspannt sich genug um in aller Ruhe die drei Stunden Flug zu verschlafen. Nichts und niemand tut ihr etwas und sie ist sicher in London wieder angekommen, nimmt auch ein Taxi zu sich nach Hause und löst erst da das letzte bisschen Magie, welches sie noch aktiv hatte. Entweder sie würde die Augenfarbe ändern oder die Haarfarbe in weiß um eine Art Albinismus oder ähnliches vorzutäuschen und da findet sie es wirklich einfacher und vor allem unauffälliger, die Augenfarbe auf braun, grün oder blau zu ändern als die Haarfarbe auf weiß. Was fällt wohl mehr auf...? Aber jetzt stellt sie sich wirklich die Frage was sie macht, sie hasst die Langeweile die auftaucht wenn nichts zu tun ist.

Alba LupinotuumWhere stories live. Discover now