Kapitel 30

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Ich kann euch nicht sagen, wann oder wie ich es schaffte, in meinen Schlafsaal zurückzukehren, ohne die Fragen meiner Freunde beantworten zu müssen. Ich kann euch auch nicht sagen, wie ich es am nächsten Tag fertig brachte, den Rumtreibern aus dem Weg zu gehen.
Alles, was ich weiß ist, dass ich mich hinter ein paar Büchern verkrochen hatte, ohne wirklich in der Lage zu sein, ein Wort davon zu lesen. Es war, als wäre ich in einer Trance.

Ich weiß nochmal nicht wie, aber ich schaffte es, mich in der Anwesenheit von Aleya, Lina und Valerie zusammenzureißen. Ich war leise, aber sie stellten mir keine Fragen, weshalb ich sehr erleichtert war.

Ich fühlte mich etwas schlecht dafür, dass ich mich nicht von James, Peter und besonders Remus verabschiedet hatte, aber all das war vergessen, als ich auf Mum zurannte und sie so fest wie noch nie zuvor umarmte.

In diesem Moment fingen meine Augen wieder zu Brennen an und mein Hals schmerzte, doch ich blinzelte schnell, um die Tränen davon abzuhalten, meine Augen zu verlassen.
Ich war so froh, wieder bei meiner Mum zu sein; ich wollte nicht, dass sie wusste, dass ich traurig war. Und ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte...
Sie hatte schon genug um die Ohren.

Sobald wir zuhause angekommen waren, versteckte ich mich sofort in meinem Zimmer, drehte die Musik auf Laut und ließ den Tränen freien Lauf.
Sie den ganzen Tag über in Grenzen zu halten, war härter gewesen, als ich gedacht hatte.

Meine therapeutische Wein-Einheit musste allerdings früher zum Ende kommen, als ich wollte.

"Freya? Was machst du?"

Wartet. Wenn Francisca schon zuhause war, musste ich für zwei Stunden geweint haben. Es hatte sich kürzer als das angefühlt.

Ich setzte mich schnell auf und der Schock hatte glücklicherweise mein Weinen angehalten. Jetzt waren wahrscheinlich nur noch meine Augen und mein Gesicht rot.

Die Reaktion meiner Schwester, als sie meine Zimmertür öffnete und mich sah, ließ mich wissen, dass ich in dieser Annahme korrekt lag. Eine besorgte Miene machte sich auf ihrem hübschen Gesicht breit.

"Merlin, Freya, geht es dir gut?"

Ich versuchte, stark zu bleiben und es abzuwinken. Also nickte ich, aber schon bei der ersten Bewegung meines Kopfes strömten die Tränen wieder los. "Ja", krächzte ich dennoch erbärmlich.

Francisca schloss schnell die Tür hinter sich und eilte neben mich auf das Bett. "Was ist los?"

Zwischen Schniefen und Schluchzen brachte ich ein "Es ist nichts" hervor.

Aber es brauchte keine Ravenclaw, um zu erkennen, dass das offensichtlich gelogen war.

Francisca musterte mich besorgt, bevor sie sich vorlehnte und mich in eine enge Umarmung zog. "Ich vermute mal, dass du nicht darüber reden willst, also werde ich dich nicht dazu zwingen, es mir zu erzählen. Du sollst nur wissen, dass du das kannst; ich bin immer für dich da, das weißt du."

Ein hoher Ton entfloh aus den Tiefen meines Rachens, während ich nickte.
Francisca strich mir beruhigend über den Rücken.
"Schhhh. Es wird wieder okay."

Würde es? Ich hatte meine Zweifel. Diese ganze Situation schien mir hoffnungslos. Sirius hatte sich nicht in mich verguckt gehabt, sondern in Marlene.
Und ich konnte ihm dafür nicht einmal Vorwürfe machen; sie war ein wunderbares Mädchen. Neben ihr hatte ich keine Chance.
Wie könnten die Dinge besser werden, wenn Sirius in Marlene verliebt war?

Francisca ignorierte mein Stillschweigen (oder durchgängiges Schluchzen) und strich weiter über meinen Rücken, während die andere Hand über meine Haare fuhr.
"Du magst es jetzt vielleicht noch nicht sehen, aber es wird. Weil Zeit sich - ganz ehrlich - absolut überhaupt nicht für dich interessiert, so hart das auch klingen mag. Zeit interessiert sich nicht für dich, also wird sie einfach immer weiter machen, egal was dir passiert. Was für Dreck auch immer passiert, Zeit wird dich zwingen, hindurch zu leben. Zeit zwingt dich durch alle Veränderungen in deinem Leben. Aber gerade weil die Zeit immer weiter laufen wird, heißt das, dass sogar die schlimmsten Momente im Leben vorüber gehen werden. Jetzt mag vielleicht eine schlechte Zeit sein, aber es wird sich auch wieder zum Besseren wenden. Du musst nur abwarten.
Du musst nur für 24 Stunden weiter leiden. Dann andere 24 Stunden, und nochmal 24 Stunden, und nochmal. Aber irgendwann, selbst nachdem alles verloren scheint, vergehen nochmal 24 Stunden und alles ist wieder besser. Das kannst du mir glauben."

Ich wusste nicht im Geringsten, woher sie ihre Worte gekommen hatte und ich wusste nicht, ob sie mir tatsächlich halfen... Denn selbst wenn das hier nur temporär war - was ich nicht glaubte - änderte das nichts an der Tatsache dass alles höllisch weh tat.

Aber trotzdem. Sie hier bei mir sitzen zu haben, wie sie mich umarmte und einfach nur für mich da war, ließ mich etwas besser fühlen.
Ich fühlte mich nicht weniger verletzt, aber eindeutig weniger einsam.

Meine Schwester drückte mich noch ein bisschen fester an sich. "Zeit ist eine Bitch, aber sie wird vergehen", schloss sie ab.

"Danke", flüsterte ich, noch immer ohne sie loszulassen.

Francisca küsste meinen Kopf. "Du weißt, ich bin immer für dich da, wann immer du bereit bist."

Ich nickte stumm.

Warum erzählte ich es ihr nicht? Mit jemandem zu reden könnte tatsächlich helfen, das wusste ich... Aber ich glaube, ich schämte mich.
Ich schämte mich dafür, dass ich so verletzt, so traurig war.

Ich hatte nie gedacht, dass ich mal wegen einem Jungen weinen würde.
Mir war es etwas peinlich, das zuzugeben.

Und ich schämte mich dafür, dass ich mich ausgerechnet in Sirius verliebt hatte. Warum er?
Der super beliebte Junge, der jeden haben konnte, den er wollte.
Nicht mich, allem Anschein nach.

Ich fühlte mich dumm dafür, jemals etwas anderes geglaubt zu haben.

Ich konnte die Wahrheit einfach nicht über die Lippen bringen.
Das hatte ich gestern machen wollen, und seht ihr, wohin mich das gebracht hatte?

Ich war einfach zu schwach.


***


Wegen all dem Schmerz, dem ich versuchte, zu unterdrücken, verbergen und vergessen, hielt ich mich beschäftigt.

Über die erste Woche zuhause hinweg räumte ich mein Zimmer auf, während ich energetische Rockmusik laufen ließ, der ich zutraute, meine Gedanken vom Deprimiertwerden abzuhalten. Als ich damit fertig war, machte ich mit dem Rest des Hauses weiter.

Ich las noch mehr als sonst, und das musste wirklich etwas heißen. Allerdings achtete ich eng darauf, keine Bücher zu lesen, die Romanzen beinhalteten - was echt schwer zu finden war.
Schlussendlich mochte ich die Bücher gar nicht mal wirklich. Sie waren zu langweilig und faktisch, aber trotzdem noch Ablenkungen.

Und ich beendete meine Hausaufgaben tatsächlich schon, als die zweite Woche Ferien begann. (Bis auf Arithmantik und Astronomy. Die ließ ich mir für später - oder nie - über.)
Ich hatte sie erledigt, einfach um beschäftigt zu bleiben, um meine Gedanken nicht abdriften zu lassen, und ich glaube, das funktionierte sogar.

Ich fühlte mich die ganze Zeit taub und kühl und verletzt, aber mindestens nicht so, als ob mir jemand wiederholt einen Dolch ins Herz rammen, oder mich würgte und vom Atmen abhalten würde. Wann immer ich mich beschäftigt hielt, weinte ich nicht.

Doch dann waren da die Abende und Nächte. Kurz bevor ich einschlief, konnte ich mich nicht beschäftigt halten und meine Gedanken liefen auf Hochtouren.

Also, während ich es im Prinzip schaffte, mich durch die Tage zu quälen.... Ich weinte mich immer in den Schlaf.



















Sorry, dass es gestern kein Update gab, ich musste aufräumen 🙈😂

Und ich soll von meiner Schwester ausrichten, dass sie bereit ist, euer aller Internet-Große Schwester zu sein.

(Franciscas Charakter ist an ihren angelehnt und ich habe ihr erzählt, dass meine englisch Leser Francisca lieben. Einige Zitate von Francisca sind tatsächlich von meiner Schwester, wie auch das mit der Zeit in diesem Kapitel.)

Also, wer Interesse hat, sich von ihr kleine Schwester (oder Bruder oder was auch immer) nennen zu lassen, meldet euch hier mit was auch immer ihr zu sagen habt! Ich werde vermitteln 😇

Danke fürs Lesen und über Rückmeldungen würde ich mich selbstverständlich freuen ^^

Stay happy!
Xoxo, euer Fangirl

Love You In My Mind// Sirius Black FF (Deutsch) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt