Kapitel 46

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If I was dying on my knees

You would be the one to rescue me


DRACO

Der kleine Metallzeiger springt seit Minuten zwischen Norden und Osten wild umher. Noch konnte er sich für keine Richtung festlegen. Immer wieder wackelte der Zeiger hin und her und änderte damit seinen Standpunkt.Wie amüsant, dass ich mich in diesem Augenblick mit einem kleinen Metallstab vergleichen wollte.

Meine Augen landen auf den Zeigern, die mir signalisieren, dass es gleich an der Zeit wäre.

Ich schluckte schwer und klappte den Sprungdeckel zu, ehe ich die Uhr in meine Hosentasche gleiten ließ.

Es ist nun an der Zeit die letzten Vorkehrungen zu treffen.

Heute ist der Tag gekommen, an dem sich alles verändern wird.

An dem alles ein Ende findet.

Der Tag, an dem ich den Namen Malfoy wieder reinwaschen werde.

Ich griff nach meinem Sakko und ließ es über meine Schultern gleiten. Nachdem ich die beiden Knöpfe verschlossen hatte, drehte ich mich noch ein letztes Mal im Raum um. Hogwarts.

Ein magischer Ort.

Und ein Zuhause.

Selbst für jemanden wie mich.

Ich schüttelte die aufkommenden Gedanken ab und fokussiere mich auf meine Aufgabe. Es gab einen Plan, der auszuführen war.

Vor dem Krankenflügel wartete wie vereinbart Blaise auf mich. Er stand angelehnt an der gegenüberliegenden Wand und stützte sich ab, sobald er mich aus der Tür kommen sah.

Blaise, der im letzten Schuljahr einer meiner engsten Vertrauten geworden ist.

Der Einzige, dem ich meine Aufgabe anvertraut habe, weil der sonst so stille Slytherin Schüler mich schon viel zu früh durchschaut hatte.

Crabbe und Goyle die Schwachköpfe, hätten mich noch vor dem Willkommensessen im September verraten, wenn ich ihnen auch nur ein Detail zu viel verraten hätte. Neugierig haben Sie täglich versucht auch nur das kleinste Stückchen meiner Aufgabe aus mir auszuquetschen, in der Hoffnung ich würde ihnen etwas Derart Wichtiges anvertrauen.

Was die beiden wohl sagen, wenn sie erfahren, was ich getan habe?
Doch das würde ich nicht mehr mitbekommen.

Auf Blaises sonst so neutraler und gleichgültiger Miene, zeichnete sich etwas Neues ab.

Sorge, Mitleid oder vielleicht doch Angst?

Ich konnte es nicht beurteilen, denn mein Freund hatte schon seine Hand angehoben. Ich ergriff die seine und spürte, wie ich in eine kurze Umarmung gezogen wurde. Blaise freie Hand klopfte mir feste auf den Rücken. Ich zog scharf die Luft ein, denn er traf damit ein paar meiner noch verbliebenen Narben. Doch dann tat ich es ihm gleich. Innerlich dankte ich ihm für diese kleine Geste. Sie gab mir auf eine Art und Weise Kraft und stärkte mich.

Doch nach außen konnte ich meine Dankbarkeit nicht preisgeben, dafür war jetzt nicht die richtige Zeit.

Wir ließen voneinander ab und starrten uns für einen Moment an. Keiner von uns sagte ein Wort. Irgendwann nickte ich, denn ich wusste, dass mein Freund hinter mir stand. Und wenn er könnte, würde er mir diese Aufgabe nehmen.

Doch das konnte er nicht. Das konnte niemand.

Ich musste es tun. Für meine Mutter. Und für Vater.

Wir gingen einige Schritte still nebeneinanderher. Ich versuchte meine Gedanken nicht auf die Tatsache zu lenken, dass es wahrscheinlich das letzte Mal war, dass ich diese Gänge entlanglaufen würde. Das letzte Mal, dass ich mich in diesen Mauern befand.

Auch wenn ich es niemals laut ausgesprochen hätte, war Hogwarts für mich mehr ein zu Hause als irgendein anderer Ort. Ich schluckte schwer und versuchte damit das drückende Gefühl loszuwerden. Doch es war schon zu spät. Es hatte es sich bereits in mir bequem gemacht. Es gehörte wohl jetzt einfach zu mir.

„Du weißt was zu tun ist?", erkundigte ich mich noch ein letztes Mal bei Blaise, als wir den Korridor zum Raum der Wünsche einbogen.

Er nickte stumm. Blaise öffnete kurz den Mund, um etwas zu sagen, doch dann schloss er ihn doch wieder.
„Ich zähle auf dich."

Ich überreichte ihm noch eine letzte Sache, bevor ich mich vor die große steinerne Wand stellte und meine Gedanken auf das Wesentliche fokussierte. Mein linker Unterarm brannte wie Feuer. Es würde nur noch wenige Minuten dauern, dann wären Sie hier.

Ich spürte Blaises Blick auf meinem Rücken und gewann den Eindruck, dass er noch etwas loswerden wollte.

Über meine Schulter hinweg blickte ich zu ihm hinüber.

„Pass auf dich auf, Malfoy.", presste er zwischen seinen dünnen Lippen hervor. Und damit drückte er so viel mehr aus, wie er ausgesprochen hatte.

„Du auch.", erwiderte ich mit einem Nicken. Und dann ging er davon. Und ich wusste nicht, wann oder ob ich meinen Freund jemals wieder sehen würde. 

𝐇𝐨𝐩𝐞𝐥𝐞𝐬𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt