12 - offene Rechnung

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„Ich mache mich wieder vom Staub.", ließ ich Charlyn wissen, die mir nur zu nickte, sodass ich aufstand und mich aus der Tür schlich, die ich erleichtert schloss, bis mich etwas hartes traf und ich zu Boden fiel.

Mein Gesicht durchzog ein nicht zu beschreibener Schmerz, sodass ich mir reflexartig ins Gesicht fasste, als jemand mich an den Haaren packte und nochmals gegen die Wand schlug. Der Geschmack von Eisen durchfloss mir zwischen die Lippen und fing sich zwischen meinen Zähnen ein, als mein gesamtes Gesicht aufpochte und ich schmerzhaft aufstöhnte.
„Die Vorwarnung hat wohl nicht gereicht du freche kleine Schlampe.", packte mich Amir an den Haaren und zog meinen Kopf in die Höhe, weswegen ich vor Schmerz aufzischte, und ich widerwillig anfing zu schmunzeln.
„Das gefällt dir nh, du kahba.", sprach er, während er sich vor mich hin beugte, und seine dicke, silberne Königskette mir beinahe im Gesicht lag.
„Du bist und wirst niemals ein Mann.", spuckte ich ihm mein Blut ins Gesicht und lies mit voller Kraft meinen Kopf wieder zu Boden fallen. Er schloss aus Reflex seine Augen, bis er sich nach Sekunden meine Speichel mit seinem Handrücken wegwischte.

„Mal sehen, ob dir mein Schwanz auch schmecken wird.", sprach er plötzlich grinsend, bis er mich am Arm packte und begann, mich irgendwohin zu zerren.
„Lass mich los, du Arschloch. Ich bringe dich um", versuchte ich mich mit aller Kraft aus seinem Griff zu befreien, während ich ihn anbrüllte, was jedoch nichts zu nützen schien, bis er mich am Hals packte und gegen eine Betonwand drückte. Meine Fingernägeln krallten sich sofort in seine Hand:
„Halt endlich die Fresse.", riss er die Augen auf, und ich bemerkte wie seine Pupillen aufgegangen sind und eine Wunde sein Gesicht schmückte, die ich ihm heute zufügte. Und tatsächlich hielt ich auch die Fresse, sowie er sagte. Er knallte die Tür neben mir auf, und schubste mich zu Boden, während er begann dreckig grinsend seinen Gürtel aufzumachen, und ich mit offenem Mund rückwärts krabbelte.
„Es ist eigentlich schade, du bist so ein hübsches Mädchen.", machte er sich nun den Reißverschluss auf, weswegen ich sofort aufstand und er mit schnellen Schritten auf mich zu kam. Meine Nerven brannten durch, als das Geschehen an Schnelle zu nahm.
„Fass. Mich. Nicht. An.", betonte ich jedes einzelne Wort, was mir über die Zunge glitt und ich mich umsah, während er seinen Lümmel schon ausgepackt hatte. Mir kamen allmählich die Tränen hoch, doch Heulen war das letzte, was ich gerade brauchte.
„Gefällt er dir?", fragte er mich dreckig, und mir kam mein Mittagsessen hoch, als ich seinen lustvollen Blick auf mir spürte. Mir wurde übel und heiss zu gleich, wenn ich daran dachte, was gleich passieren wird. Meine Tränen konnte ich nicht mehr unterdrücken, weswegen sie an meiner Wange ihre Spuren hinterließen.
„Oh nein nicht weinen, ich werde auch ganz vorsichtig sein.", sprach er gespielt einfühlsam und lachte darauf auf. Er versperrte mir immer wieder den Weg, weswegen er mich an den Haaren wieder Mals packte: „Weißt du, wenn du einfach mitspielen würdest, wäre es einfacher für uns beide. Ich verspreche dir, es wird dir gefallen.", Strich er mir die Tränen mit seinen ekligen Händen weg, bis ich eine Waffe an seiner Hüfte erblickte. Ich atmete erleichtert aus, ich müsste nur an diese rankommen. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen: „Ich wusste, dass du es auch willst.", sagte er und kam mir näher, bis er seine Lippen auf meine presste und mir mein Mageninhalt hochkam, den ich wieder runterschluckte. Meine Tränen vermischten sich in den Kuss, während er mich auf sich setzte, und ich etwas hartes unter mir spürte. Ich riss die Augen auf, bis ich sofort an seine Waffe griff und diese auf ihn richtete, nachdem ich auf meinen wackeligen Beinen stand.
„Leg das weg.", forderte er mich ruhig auf, bis er mich nochmals anbrüllte: „LEG DAS WEG."
„Ich bin ein Bastard, wenn ich dich hier nicht umlege Amir.", zitterte meine Hand, während meine Wimpern völlig durchnässt waren, meine Haare zersaust und ich ihn noch wie wahnsinnig angrinste. Ich war nicht ich selbst, es war ein Überlebensinstinkt und würde ich diese Ratte vor mich nicht töten, würde er mich umbringen.
„Du kleine-", riss er gerade sein Maul auf, doch verstummte, als ich die Waffe scharf stellte.
„Ungünstige Situation", ließ ich ihn wissen, bis eine weitere mir all zu bekannte Stimme hinter mir ertönte, und unsere Blicke zur weit aufgerissenen Tür wanderten.
„Was ist hier los?", fragte O.g. monoton, während er sich vor mich stellte und mir die Waffe geschickt aus der Hand riss. Ich konnte nicht mehr anders, und übergab mich vor seinen Augen wie ein Elend, während ich spürte, wie er sanft meine Haare aus meinem Gesicht nahm und sie zurück hielt. Ich blieb gebückt und stützte mich an meinen wackeligen Knien ab.
„Amir", hörte ich O.g. warnend sagen: „Ich hab gefragt, was hier los ist.", wiederholte er angespannt, als er keine Antwort bekam, und ich hörte, wie O.g. seinen Nacken entlastete, als er ihn nach rechts und links bewegte, und dieser lautstark knackte.
„Bruder-", begann er sich zu rechtfertigen, bis O.g. ihn brüllend unterbrach: „Hast du unsere Regeln vergessen? Muss ich dich daran erinnern?".
„Nein", sagte Amir nur, wie ein kleines Kind, welches gerade von seiner Mutter oder seinem Vater zusammen geschimpft wird.
„Verpiss dich jetzt, wir haben noch eine offene Rechnung.", deutete er mit der Waffe auf ihn, bis Amir wie ein armseliger Hund wortlos davon dackelte.
Unglaublich, dachte ich mir. Ich war angeekelt von ihm, und viel mehr bereute ich es, ihm seinen Schädel nicht zerschmettert zu haben.
„Kleiner Bastard", faselte O.g. vor sich hin, als er ihm wütend nachblickte.
„Alles okay bei dir?", hockte sich O.g. vor mich hin, während er meine Haare über meine rechte Schulter legte.
„Sehe ich etwa so aus?", giftete ich ihn an, während ich mir das Blut mit dem Handrücken von der Nase und dem Mund schmierte, sodass mein weißer Verband sich sofort purpurrot färbte. Er lachte leise auf und musterte mich: „Hast recht, war eine dumme Frage.", schmunzelte er, weswegen ich laut ausatmete, und versuchte meinen Herzschlag zu regulieren. Ich lehnte mich an der Wand ab, bis er sich aufstellte, und mir zu helfen schien.
„Ich komm zu recht", hielt ich ihn von mir, der allerdings meine Worte zu überhören schien.
„Habibti (...) komm vorbei", sprach er irgendwas auf, ich glaube es war arabisch, und deutsch in sein Handy, bis er mich dennoch stützte und in einer der nächstgelegenen Wohnungen half.
„Oh mein Gott, was ist denn mit ihr passiert?", kam uns ein Mädchen, mit voluminösen Locken entgegen, und übernahm ab dem Punkt meine Stütze.
„Oh liebes", sah mich diese bildhübsche Frau bemitleidend an, bis sie sich wütend zu O.g. drehte und die beiden lautstark auf arabisch anfingen zu diskutieren. Das einzige, was ich herausfiltern konnte war „Amir" und „khansir", sonst verstand ich absolut nichts, genauso wenig wollte ich nichts verstehen. Mein Kopf brummte und die Schmerzen durchzogen meinen gesamten Kopf, weswegen mir gerade alles scheiss egal war. Ich wollte mich einfach nur hinlegen und mir irgendwelche Schmerzmittel geben.
„Ich hab noch was zu tun.", beendete O.g. genervt das Gespräch: „Hade Yasser.", befahl er und sie verschwanden.
„Quissem verdammte scheisse!", sah sie ihm wütend und empört hinterher.
„Alles gut, ich komme schon alleine zurecht.", wollte ich mich gerade befreien, bis sie mich sofort unterbrach: „Oh nein nein nein, so nicht. Du kommst mit mir mit, sonst bringt mich Quissem auch noch um."
Quissem? War das der echte Name von O.g?

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O.g - 22:11 Uhr

Ich atmete nochmal tief aus, und ließ meine Fingerknöchel knacksen, bevor ich ins Zimmer trat, in dem sich Amir befand.
„Ich klär das alleine", ließ ich angespannt Yasser und die Jungs wissen, die sofort die Leine zogen, bevor ich ins Zimmer trat.
„Digger Quissem-", stand Amir sofort auf, als ich ins Zimmer ging und ihn unterbrach, als ich ihm mit meiner Faust eine überzog.
„Was denkst du, wo wir sind he", hockte ich mich zu ihm runter, während ihm genau wie Duha das Blut aus der Nase lief und ich mir sein Gesicht zwischen die Hand nahm.
„WO SIND WIR HIER", schrie ich ihn wütend an, als er mir noch immer nicht antwortete.
„Wenn du irgendeine Bitch vergewaltigen willst, dann tust du das gefälligst nicht hier im Block. HAST DU MICH VERSTANDEN", platzte mir beinahe der Schädel, als ich die Pussy vor mir liegen sah: „Seit wann bist du so eine Pussy geworden Amir, die Bitch hätte dich abgeknallt, wäre ich nicht gekommen.", schüttelte ich lachend den Kopf.
„Die hat mehr Eier als du habibi.", lies ich seinen Kopf auf den Holzboden knallen, weswegen er aufstöhnte.
„Noch so eine Aktion Amir, dann wird's ganz böse für dich.", warnte ich ihn. Hier galten Regeln, andere Gesetze, an die sich die Jungs halten müssen, sowie es jeder hier tat, jeder hier im Block.
„Schau nach dem kelb, ich schau nach dem Mädchen und Ibti.", ließ ich vor der Tür Yasser wissen, der nur nickte und sich reinbegab.

Wiederwillig lief ich in meine eigenen vier Wände, in denen sich Duha und meine Cousine Ibti befinden mussten. Amir hatte das Mädchen ziemlich gut hergerichtet, was auch immer er mit ihr angestellt hat, doch waren nicht beide ohne. Auch ich hatte einen Schimmer von Gewissen und ließ sie daher mit meiner vertrautesten Person zurück, weswegen auch immer. Wahrscheinlich tat sie mir leid, trotz der gesamten Geschehnisse.

„Wo ist sie?", fragte ich Ibti leise, als ich das gedämpfte Zimmerlicht bemerkte.
„Ich hoffe, du hast Amir zehnfach die Nase gebrochen.", regte sich meine Cousine leise, dennoch lautstark auf: „Guck mal bitte wie ihr Gesicht aussieht. Ihre Augenbraue, ihre Lippen, ihre Nase. UND IHRE HÄNDE.", schüttelte sie verständnislos den Kopf, und ich erwiderte nichts.
„Sag mir nicht, dass sie einer der Nutten hier aus dem Block ist oder so.", hielt sie kurz die Luft an und sah mich mit großen Augen an.
„Nein", antwortete ich nur kurz, als ich sah, wie sie auf meinem kleinen Sofa lag und friedlich schlief, und ich hörte, wie Ibti erleichtert ausatmete.
„So einen Eindruck hat sie auch nicht gemacht.", sah sie nachdenklich zu ihr: „Sie ist so ein liebes Mädchen Quissem, was habt ihr bitte mit so jemandem am Hut?"
„Die ist hier einfach aufgetaucht, wir wissen nichts über sie.", sprach ich ehrlich zu meiner Cousine, die einzige Person, die mich in und auswendig kannte, mehr als es mein eigener Bruder tat.
„Keine Ahnung was alles hier schon geschehen ist, warum Amir so ein großes Problem mit ihr hat, aber dieses Mädchen braucht erstmal Ruhe. Wüsste ich nicht, dass sie gerade schläft, würde ich denken hier liegt eine Leiche.", ging Ibti in die Küche und ich beobachtete die Blondine vor mir.
Ihr Gesicht war kreideblass, sodass ich leichte Sommersprossen unter ihr erkannte. Die Lippe aufgeplatzt, trocken und rissig, die Nase blau, lila und grün gefärbt und eine vertrocknete Blutkruste durchzog einmal ihre linke Augenbraue. Trotz dessen sah sie bildhübsch aus, Amir der Bastard hatte sie ziemlich zugerichtet. Doch wusste ich weder wer sie genau war, noch weswegen sie hier ist. Sie war mir ein Rätsel.

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Hello,
Next chapter🥳
Und eine böse Überraschung 🫡

Ich sehe aktuell, dass es wirklich Menschen da draußen gibt, die aktiv meine Story lesen 🥺🫶🏻
Ganz ganz viel liebe, macht euch mal hier bemerkbar, umso schneller geht die Story voran 🤓
Kommis - Votes ‼️

O.G. - Aus der ZelleWhere stories live. Discover now