Aber der Flug noch schwieriger

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Plötzlich spürte ich einen starken Windzug, der mich nach hinten drückte. Vor Schreck viel ich fast nach hinten. „Nach vorne lehnen!", hörte ich Oliver. Ich spürte wie mich der Druck an ihn heran presste und wie er hinter mir mit dem Oberkörper nach vorne ging, sodass der Druck nachließ. „Percy Augen auf!" „Du kannst doch gar nicht sehen, dass sie zu sind." „Ich kenne dich aber. Also Augen auf den Weg. Sonst weißt du nicht wo du hinfliegst." Langsam öffnete ich meine Augen und verkniff mir einen Schrei. Wir flogen. Echt und wahrhaftig. Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit für mich. Vor mir der Himmel und Wolken, neben mir Olivers Besen und die Tasche die daran festgebunden war, hinter mir Oliver, der mir eine Gänsehaut verpasste und der mich fast gar nicht mehr berührte und unter mir steile Klippen und reißende Wasser. Und damit hatte ich den ersten Fehler begangen. Ich hatte herunter geschaut. Die Welt unter mir schien zu wackeln und ich gereiht in Panik. Hastig fuchtelte ich umher, wobei ich weiter nach vorne ging um mich am Besen irgendwie festzuhalten. Dadurch wurde der Besen natürlich nur schneller und flog mit zügigem Tempo kurz und quer. Mir wurde schlecht und in der Hektik verlor ich das Gleichgewicht.
Oliver griff sofort ein und versuchte den Besen wieder in die Gerade zubringen. Doch ich war schon abrutscht und würde sterben. Ich schrie auf, aber eine starke Hand griff fest nach meiner.
Nun baumelte ich in der Luft, während Oliver den Besen stabilisiert hatte und sehr weit rüber hing, um mich festzuhalten. Unter mir spitze Steine von der Klippe. Aber mit einem kräftigen Zug hievte mich Oliver zurück auf den Besen. Dieses Mal war er näher herangerückt und hielt mich fest in seinem Armen. Außerdem hatte er die Hände am Besen, sodass er ihn steuerte. Ich war stocksteif vor Schock. „Siehst du. So schnell stirbst du nicht. Ich fange dich schon." Ich konnte dazu nichts sagen. „Okay, und jetzt machen wir das mal ganz langsam. Leg deine Hände einfach mal dahin wo ich sie habe." Sofort griff ich nach Olivers Händen und klammerte mich daran. „Au, ich wusste gar nicht, dass du so viel Kraft hast. Würdest du mir bitte nicht die Hände brechen, sonst kann ich dich beim nächsten Mal nicht fangen?",scherzte er. Selbst in so einer Situation schien er ruhig zu bleiben. „Als nächstes bleiben wir ganz ruhig und du genießt einfach mal die Aussicht. Ich denke mal, dass dein Problem ist, dass du dich nur mit einem Besen als der ungesichert empfindest." Ich nickte. „Alles klar. Lehn dich ruhig an mich. Vielleicht hilft das." Ich wurde rot und nutzte diese Chance natürlich. Ich war nun an ihn gelehnt aber immer noch sehr steif in meinem Sitz auch wenn ich sein beruhigendes Herz spürte. Oliver lachte leise. Ich spürte wie sein Atem etwas ruhiger wurde. „Das ist mein Lieblingsort. In der Luft zwischen den Wolken.", seufzte er. Ich schaute mich noch einmal um. Eigentlich war es doch ganz schön und ziemlich friedlich. Mein Atem wurde ruhiger und ich entspannte mich ein wenig. Diese Sekunden hätten ewig dauern können. Einfach Oli und ich allein in der Luft zwischen Himmel und Meer. Oliver atmete noch einmal tief ein und die unendlich scheinende Sekunde war zu Ende. „Das war doch gut. Und jetzt fliegen wir einfach mal ganz entspannt gerade aus." „Lass mich ja nicht los." „Nein, keine Panik. Ich bleib ganz nah und lass nicht los. Guck, ich pack beide Arme um dich, dann kannst du gar nicht fallen." Mir wurde immer heißer, obwohl es hier oben eigentlich ziemlich frisch war. „So und jetzt leicht nach vorne lehnen." Ich tat ganz vorsichtig was er sagte und tatsächlich klappte es. Ich lächelte. Es machte eigentlich Spaß, solange es nur so langsam war. „So und jetzt links." Ich lehnte mich gemeinsam mit Oliver nach links. Nur durch seinen Rückhalt behielt ich die Balance. Ein leichter Windzug wuschelte durch mein Haar. Als nächstes gab Oliver Richtungen und Tempos an. Ich kombinierte was er mir beigebracht hatte und es klappte alles sehr gut.

Nach einiger Zeit meinte er dann. „Okay und jetzt mal ohne mich." „Was?", fragte ich entsetzt. „Bleib ruhig. Ich bin ja nicht ganz weg." Damit pfiff er nach seinem Besen, der nun unter uns flog, sodass Oliver nur das Bein herüber schwang und aus dem Damensitz hinab auf seinen Besen sprang. Ich atmete tief durch. Jetzt fühlte ich mich plötzlich so ungesichert. So als ob ich irgendwo in der Luft ohne alles stehen würde. Trotzdem riss ich mich zusammen und befolgte weiterhin Oliver's Anweisungen.

Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen und dieses Sprichwort passte ziemlich gut. Plötzlich hielt Oliver an. Ich tat es ihm gleich. Er wurde ernst und kniff die Augen zusammen. Ich rückte meine Brille zurecht und schaute ihn fragend an. „Was ist?" „Das sieht nicht gut aus." „Was?", fragte ich. Ich schaute auch in die Richtung, aber war nicht ganz sicher was er meinte. „Meine schottischer Sinn sagt mir, dass es ein Unwetter geben wird." „Hast du nicht vorher den Wetterbericht gehört?" „Natürlich, so blöd bin ich jetzt auch wieder nicht.",sagte er mit einem bitterem Unterton. „Aber ich befürchte, dass das schottische Wettertrolle sind. Aber ich verstehe das nicht. Warum sollten sie das tun?", er schien mit sich selbst zu reden. Schottische Wetterriesen. Ich hatte schon mal etwas über sie gelesen. Es waren schreckliche Riesen. Riesen viel, viel größer als die in England. Sie kamen in Unwetter und zerstörten Städte als Naturkatastrophen. Manchmal entführten sie dabei auch Menschen und nahmen sie mit in ihr zuhause in den Bergen. Dies geschehe in Schottland nach Büchern alle 100 Jahre einmal. „Wenn das wirklich Wettertrolle sind, dann haben sie es doch nicht etwa auf eure Stadt abgesehen." „Ich befürchte es." Jetzt sah ich es auch. Mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit näherte sich eine riesige alles verschlingende Wolke und man konnte erkennen, dass die Wolken die Form von Gesichter hatte. „Das sind viel zu viele! Normalerweise sind es weniger!" Zurück konnten wir nicht, dafür waren wir zu weit vom Festland entfernt. „Und was jetzt?" Der Quiddich Kapitän zögerte nicht lange. Er flog sofort neben mich und kletterte zu mir rüber. Dieses Mal setzte er sich vor mich. Was verständlich war, wenn einer durch so einen tödlichen Sturm fliegen konnte war das Oliver. Er band seinen und meinen Besen zusammen. „ALSO PLAN! DU HÄLST DICH AN MIR FEST! SO FEST WIE DU KANNST! UND ICH FLIEG UNS DA HEILE DURCH!", er musste bereits gegen den aufkommenden Wind anschreien und er hielt den Besen nur noch mit Mühe und Not gerade. „BIST DU VERRÜCKT! NICHT MAL DU KANNST SO EINEN STRUM ÜBERLEBEN!" „ES IST DIE EINZIGE MÖGLICHKEIT! WENN WAS PASSIERT DA IST EIN ZELT IN DER TASCHE. DU MUSST EINFACH DEN KNOPF AUF DER TASCHE DRÜCKEN! DANN BIST WENIGSTENS DU GESCHÜTZT! WENN ICH SAGE DRÜCK DEN KNOPF. DRÜCK EINFACH! DAS IST WICHTIG!" Ich konnte nicht antworten, der Sturm wurde zu stark. Wir würden sterben. Ich wusste es. Auf einem Besen durch Wetterriesen, dass hatte noch keiner überlebt.

Nachhilfe (Perciver Ff.) Where stories live. Discover now