Es brizzelt in ihren Fingerspitzen und ihr Schädel pulsiert, dennoch zwingt sich Heinkel die Augen zu öffnen und starrt in den dunklen Nachthimmel. Scheiße, die hat sie echt überrumpelt. Ugh, sie ist heute nur allein unterwegs weil es Yumiko nicht gut geht und sie sich ausruhen sollte, war wohl ein Fehler. Nur langsam kann sie sich aufsetzen, reibt sich die Stelle an der sie getroffen wurde und tastet nach ihrer Pistole. Als sie sie findet runzelt Heinkel die Stirn, wie dumm kann man sein dass man ihr die Pistole- Ah, deswegen. Der Lauf wurde komplett zugestopft mit Erde und auch wenn sie es versucht, sie bekommt diese auch erst einmal nicht raus. Ein Schuss könnte fatale Folgen haben und im schlimmsten Fall ihre Hände zerfetzen wenn die Treibladung keinen anderen Weg findet. Doch nicht so dumm. Dann aber fällt ihr ein wieso die Person da sein könnte und steht auf, wankt erst noch einmal aufgrund ihres Kreislaufes und läuft dann aber so schnell es geht zur Akademie. Wenn sie jetzt schuld daran ist dass eines der Artefakte gestohlen wird, wird sie sich das nie verzeihen! Sie reißt die Eingangstür auf, rast nach rechts und bleibt fast schon schlitternd vor der Bibliothekstür stehen. Ab einer bestimmten Uhrzeit wird sie immer abgeschlossen und nur wenige haben den Schlüssel dafür. Eine gewisse Erleichterung überkommt sie als sie die Tür öffnen möchte, es aber abgeschlossen ist. Hätte die Frau Erfolg gehabt beim Eindringen in dieses Heiligtum, hätte sie das Schloss knacken müssen und dann wäre die Tür offen. Dennoch begibt sie sich auf den Weg zum Pater, der Grund sollte wichtig genug sein um ihn zu stören. Auch beeilt sie sich ein wenig, sie braucht hier nichts abzusuchen da sie sich vorstellen kann dass sie danach einfach abgehauen ist. Offensichtlich ist die Tür nicht geöffnet worden, also kann sie sich sicher sein dass da alles in Ordnung sein sollte. Das Klopfen an seiner Tür reißt ihn aus seinem Schlaf, was ist? Erst einmal komplett neben der Spur setzt er sich auf und streicht sich durch die Haare, ehe Anderson gähnt. Erneut klopft es, es klingt schon fast hektisch und er tastet nach seiner Nachttischlampe, ehe er diese anmacht und seine Brille erfühlen muss. Erst dann setzt er sie auf und begibt sich selbst zur Tür. Heinkel klopft erneut und zieht die Hand zurück als die Tür geöffnet wird und ihr ein leicht verschlafener und verwirrter Pater Anderson entgegenblickt. „Es tut mir leid Euch zu stören, aber- Da war jemand. Die Person konnte mich überwältigen, aber ich habe sofort nachgesehen als ich wieder wach war und die Tür zur Bibliothek ist immer noch verschlossen." Alexander braucht ein wenig bis die Information sein Hirn erreicht und dort verarbeitet wird, erst dann sieht er an ihr runter und wieder hoch. „Geht es dir gut? Brauchst du einen Arzt?" Sie schüttelt den Kopf. „Minimale Kopfschmerzen, aber sie hat mich überrumpelt." Seine Aufmerksamkeit steigt. „Sie?" Heinkel nickt. „Sie. Eine Frau, ein bisschen größer als ich. Schlank. Kurze, blonde Haare. Mehr konnte ich nicht sehen, sie war am Rumschleichen." Alexanders Mund geht leicht auf, könnte es Juliette gewesen sein? „Ist sie noch da?!" Daraufhin blickt Heinkel auf die Seite. „Ich weiß es nicht, ich denke nicht. Was auch immer sie wollte- Sie hat mich ausgeschaltet und nachdem ich die Tür überprüft habe bin ich sofort hierher." Es könnte also sein dass sie noch hier ist! „Wir sehen uns die Kamerabilder an, alle. Vielleicht finden wir heraus wer es war." Anderson schlüpft nur kurz in Schlappen und schmeißt sich den grauen Mantel über seine Schlafklamotten, bevor er an Heinkel vorbeigeht und sie ihm folgt. Seine Reaktion ist aber auch ziemlich komisch, oder nicht? Aber gut, vielleicht liegt es daran dass sie ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Gemeinsam laufen sie schlussendlich zu dem Gebäude in welchem die Kameraaufnahmen gespeichert werden und suchen sich die verschiedensten Kameras raus. Anderson kneift leicht die Augen zusammen, bei vielen Winkeln sieht man nur die Füße oder einen Schatten, aber nichts woran man sie auf jeden Fall identifizieren könnte und als sie bei den Kameras in der Akademie angekommen sind, sind beide ein wenig verwundert. Nacheinander scheinen die Kameras mit einer Art Nebel für eine kurze Zeit außer Gefecht gesetzt worden zu sein, ehe sich das Bild wieder aufklart aber nichts zu sehen ist. Bei keiner Kamera sieht man eine Person und Alexander hat einen beschissenen Verdacht. Wenn man alles zusammenzählt hat man entweder einen sehr komischen Zufall, oder man könnte meinen dass sich Juliette hier reingeschlichen hatte um etwas zu holen. Und wenn man dann auch noch die Nachricht bedenkt- Aber warum sollte sie ein Artefakt stehlen wollen! „Wir müssen nachsehen wie es bei den Artefakten aussieht.", brummt Anderson.

Die Türen sind ebenso schnell aufgemacht wie es bei der Bibliothek der Fall war und auch hier schließt sie einfach die Dinger wieder hinter sich. Sollte es einen zweiten Ausgang geben, dann wird sie den nehmen. Wenn nicht, dann muss sie das halt alles wieder aufmachen, ist ja jetzt nicht so das Problem. Hoffentlich. Der Tunnel hier scheint uralt zu sein, er ist direkt in den Stein gehauen worden und wenn man genau hinsieht, dann sieht man die alten Schürfstellen noch. Die Kratzer der Werkzeuge. Das Flämmchen auf ihrer Fingerspitze hilft ihr nicht gegen die Wände zu laufen oder gegen die Türen, die auch hin und wieder ein elektronisches Schloss haben. Wie lange sie wohl noch gehen muss? Schlussendlich, und nach mehreren Minuten des Gehens, bleibt sie vor einer Tür stehen die wohl mehr für einen Safe gedacht ist. Mitten in diesem uralten, steinernen Tunnel steht eine fette Metalltür, zu öffnen ist diese nur mit einem Handabdruck. Darüber ist ein Eingabefeld mit Zahlen, offensichtlich gibt es also noch einen Code hierfür. „Aw, scheiße." Auch davon hat Emmanuel ihr nichts gesagt, Bastard. Wie macht sie das jetzt am dümmsten? Ein wenig verzweifelt mustert sie die Tür und betrachtet alles eingehend- vielleicht gibt es eine Schwachstelle? Spoiler, gibt es nicht. Es könnte auch anders funktionieren. Die junge Frau stellt sich direkt vor die Tür, löscht die Flamme und steht im nächsten Moment in kompletter Dunkelheit da, nicht einmal das Metall direkt vor sich könnte sie sehen. Vorsichtig legt sie beide Hände an die Tür und schließt die Augen. Metall. Erz. Erde. Es ist kein einfaches Schloss und auch ist Elektronik darin verbaut! Elektrizität, etwas das ihr aber von Anfang an nicht schwer vorgekommen ist. Sie muss Leitungen überbrücken, gleichzeitig aber aufpassen dass kein Alarm losgeht. Der Strom muss so umgeleitet werden als hätte das System den Handabdruck erkannt und auch die Zahlenkombination. Wenn sie das geschafft hat- Mehrere dumpfe Töne sind zu hören und Juliette springt abrupt nach hinten, lässt die Flamme aufleben und starrt mit großen Augen auf die Tür. Hat sie den Alarm ausgelöst? Hat sie etwas kaputt gemacht? Fuck, fuck, fuck! Aus der Ferne hört sie aber noch etwas anderes. Etwas, das ihr mehr Sorgen bereitet als die Tür vor ihr. Die Hydraulik. Das weit entfernte Zischen ist trotz der vielen Türen und des lang verzweigten Systems immer noch leise wahrzunehmen. Ein kalter Schauer läuft ihr den Rücken hinunter, jemand wird kommen. Und sie hat das dumpfe Gefühl dass es mit der Frau zu tun hat die sie außer Gefecht gesetzt hatte. Höchstwahrscheinlich ist sie es auch diejenige die hier runterkommen wird. Scheiße, sie muss da endlich rein und dann abhauen! Panisch greift sie nach der Tür und- Kann sie ganz leicht öffnen. Erleichterung überkommt sie, es hat doch geklappt. Schnell öffnet sie die metallene Tür, zieht sie hinter sich wieder zu und sieht sich schnell um. Ein weiter Raum, ausgestattet mit verschiedenen Glaskästen. Unter diesen Glaskästen befinden sich die verschiedensten Dinge, kleinere Holzteile die aussehen als würden sie jederzeit verrotten so morsch wie sie sind, Bücher, Kristalle... Und auch das, wonach Juliette suchen sollte. Die Dornenkrone. Eines der Artefakten in denen er seine Magie gespeichert hatte, der werte Magier. Für sie ist es ein leichtes das Schloss am Glaskasten zu öffnen und diesen hochzuheben und auf die Seite zu legen. Wie mies kann man sich gerade fühlen? Sie: Ja. Sie klaut wirklich gerade aus dem Vatikan und- so traurig es klingt... es war nicht einmal allzu schwierig. Gerade noch so kann sie sich ein Aufzischen verkneifen als sie sich beim hochheben der Dornenkrone an einem der Dinger sticht und sofort nimmt sie den Finger in den Mund. Verdammt, das brennt sogar leicht. Kurz wartet sie, nimmt den Finger wieder raus, stellt den Glaskasten zurück und schließt auch den Kasten ab. „Gut gemacht, jetzt lass uns verschwinden." Erschrocken springt sie auf die Seite und starrt den Magier minimal geschockt an. Emmanuel verdreht die Augen. „Komm jetzt, wir sollten echt abhauen. Außer du willst dich schnappen lassen? Es gibt keinen weiteren Ausgang und die Tür dürfte gleich geöffnet werden." Er sieht an ihr vorbei zu dem Metallklotz, wobei man hohes Piepsen vernehmen kann. Ist das die Tastatur? Ohne zu zögern lässt sie das Flämmchen erlöschen und Emmanuel legt ihr eine Hand um die Schultern, ehe sie beide aus dem Raum und dem Vatikan verschwinden. Zwei Sekunden später öffnet sich die Metalltür und das Licht wird angeschalten, Alexander und Heinkel treten ein. Ihre Blicke wandern über die Glaskästen und der Paladin sprintet schon fast los als er es sieht. Vor dem nun leeren Glaskasten bleibt er stehen, seine Augen vor Schock geweitet. Die Dornenkrone des Messias persönlich wurde gestohlen. Sie ist weg! Als er den Kasten anheben will muss er aber feststellen dass er verschlossen ist. UND unversehrt! Wie kann das gehen? Auch war jede Tür verschlossen- Wie funktioniert das? Wer war hier am Werk um die Spuren so ordentlich zu verwischen? Und wieso hat er Juliette im Verdacht.

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