Minimale Enttäuschung

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Eine Augenbraue geht hoch. „Sei froh wenn du keine Beschädigung an diesem Tisch hinterlässt, aber warum sollte ich sie nicht involvieren?" Schnell hebt sie die Hände von dem Tisch, tritt einen Schritt zurück, richtet sich die Brille und räuspert sich. „Das sind hardcore Christen." Die Lady nickt. „Und wenn wir denen jetzt erzählen dass da ein werter Herr hinter mir her ist und die ganze Geschichte, an die sie glauben, erstunken und erlogen ist und wir denen verklickern müssen dass Emmanuel ‚nur' Magie benutzt hatte und nicht der Messias ist... Das könnte scheiße kommen und entweder werde ich komplett... keine Ahnung! Ich meine- Die werden davon ausgehen dass es Gottes Wille ist und dann bin ich am Arsch wenn der mich tot sehen will! Meinen Sie dass das wirklich so eine geile Idee wäre?" Integra mustert sie ein paar Sekunden lang und nickt. Sie kann ihren Gedankengang verstehen! Dennoch greift sie zum Telefon. „Es wäre ein Vertragsbruch, ich werde es trotzdem nicht zulassen. Wenn das stimmt und man dich nicht töten lassen soll, dann wird einer von den drei schon auftauchen und den Beweis bringen dass es stimmt." Die junge Frau sieht hilfesuchend zu Alucard, der aber nur mit den Schultern zuckt. Das kann man nicht verhindern, vor allem aber er nicht. „Aber wenn Sie das sagen dann- dann werden die mich hassen!" Integra runzelt die Stirn, wählt aber trotzdem und hebt den Hörer an ihr Ohr. „Warum sollten sie dich hassen, bis jetzt gibt es noch keine direkten Beweise." Juliette starrt sie fassungslos an, sie versteht es nicht, oder? Das sind hardcore Christen die dem Wort Gottes ohne zu zweifeln folgen, wenn er sagt dass sie sterben soll dann wird das auch so befolgt! „Hören Sie mir zu, das ist-" „Es reicht." Alucard steht nun direkt hinter ihr, legt ihr eine Hand auf die Schulter und schüttelt den Kopf. Sie soll froh sein dass er sie nicht direkt von der Lady weggerissen hatte als diese ihm stumm dem Befehl gegeben hatte sie zum Verstummen zu bringen. „Was ‚Es reicht', Alter? Spinnst du? Ey ich bin nicht von Baskerville davor gerettet worden als Filet zu enden um jetzt auf dem Silbertablett präsentiert zu werden du Keck!" Er- Was? Das war ein wenig zu viel Umgangssprache in einem Satz, auch wenn es nur ein Wort war. Aber der Rest klang jetzt auch nicht wirklich respektvoll und er kann sich denken dass ‚Keck' nicht das netteste ist. „Ich schwöre dir bei Baskerville dass ich dir das Maul zunähen werde wenn du es nicht hältst und die Lady in Ruhe telefonieren lässt. Haben wir uns verstanden?" Sie presst die Kiefer aufeinander, erwidert seinen Blick stinksauer und Alucard muss ein ums andere Mal zugeben dass sie der Lady wirklich ähnlich sieht. „Wir stehen auf der gleichen Seite, Alucard. Wenn die denken dass ich den Hass ihres ach so tollen Gottes auf mich gezogen habe und ihr verteidigt mich- wie meinst du steht ihr bitte da. Sicherlich nicht als die großen Helden. Denk mal logisch nach man, du hast doch so ein großes Wissen!" Er kann sie und ihre Gedankengänge verstehen, aber es liegt nicht in seiner Hand ob dass die Katholiken mitbekommen oder nicht. „Erzbischof Maxwell- Wir haben die ersten Ergebnisse und die werden sicherlich interessieren." Panisch reißt Julie ihren Kopf zur Lady herum und greift nach der Ladestation des Telefons, doch Alucard hebt sie mühelos hoch und hält sie fest. „Sie werden dir nichts antun, vertrau uns. Die werden das höchstwahrscheinlich nicht einmal glauben, du bist also sicher." Sicher? Vor Gott und hardcore Christen die sie vielleicht umbringen wollen? Hört der sich eigentlich selbst zu? „Juliette erwähnte Gott und Jesus, deswegen rufe ich an. Ihr seid durchaus Experten darin." Der Urvampir hält sie weiterhin fest, spürt aber wie sie ihre Finger auf seine Arme legt und sie vor Angst und Anspannung einkrallt. „Nein, es ging nicht um eine Vision die sie hatte... mehr eine direkte Begegnung mit körperlichen Auswirkungen." Kurze Stille. „Ja, ich bin mir sicher und ich habe es gesehen. Nur haben wir ein kleines Problemchen mit der ganzen Sache." Als Julie wieder etwas sagen will, hebt Alucard eine Hand und legt sie ihr auf den Mund. „Sei. Still." Sie sieht ihn aus dem Augenwinkel an, bevor sie ihren Körper zu ihm dreht und sich an ihm festhält als wäre sie ein Kind. Das Gesicht an seiner Halsbeuge vergraben und die Beine an seinem Rücken verschränkt um nicht abzurutschen. Die Brille wird danach verschmiert sein und ganz angenehm ist das Gefühl auch wieder nicht. Sie hat panische Angst, die Lady zieht aufgrund des Bildes nur eine Augenbraue hoch und beginnt dann zu erzählen was passiert sein soll, welche Auswirkungen das hatte und wie das wohl nun alles weitergehen wird. Alucard hingegen verdreht die Augen und weiß dass es besser ist sie so zu haben als sie runterzuschmeißen, allein deswegen weil sie sonst wieder anfangen würde herum zu diskutieren. So ist sie wenigstens still.

The BelieverWhere stories live. Discover now