Aufsteigende Hoffnung

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„Was für eine Ehre dass man uns anruft, was für ein Problem gibt es diesmal." Der letzte Auftrag, bei dem sie den Bericht nun vor sich liegen hat, lief nicht ganz so super und der werte Erzbischof hatte sie genau dann angerufen als sie sich fragte wie dumm manche Leute sein können. „Euch auch einen guten Morgen, werte Lady Integra.", erwidert Enrico und schnaubt leise. „Was für eine wunderbare Laune Ihr wieder habt." Keine Antwort, sie kneift nur die Augen zusammen. Was will er. „Wir wissen nicht ob die folgende Nachricht Euch erfreuen würde, aber zumindest den verdammten Blutsauger." Ihre Augen gehen wieder auf, ihr Blick wird skeptisch. „Was meint Ihr." Was für eine Nachricht würde Alucard bitte erfreuen können und warum sollte man sie dann deswegen anrufen? „Pater Anderson? Wenn Ihr bitte erklären würdet?" Alexander nickt und sieht auf das Telefon, welches über Lautsprecher läuft. „Julie geht's gut." Stille. Wie bitte? Woher will er das wissen? Hätte sie nicht zuvor Hellsing kontaktieren sollen? Warum hat sie Iskariot zuerst informiert? „Sie hat sich bei Euch gemeldet, Pater Anderson? Wie? Auf welche Art und Weise? Ich dachte es besteht ein Kontaktverbot!" Ein leises Seufzen. „Träume, werte Lady." Na also jetzt übertreibt der Kerl aber. Träume? „Ich kann mir auch viel einbilden, aber das bedeutet nicht gleich dass es wahr wird.", zischt sie und verzieht das Gesicht. Jetzt dachte sie wirklich dass etwas gutes kommt, irgendeine Form der ECHTEN Kontaktaufnahme! Und dann so etwas? „Emmanuel scheint ihr Magieunterricht zu geben und sie kann nun Träume manipulieren. Sie konnte nicht lange bleiben weil sie es..." Er lacht kurz und schüttelt den Kopf. „Ihr kennt sie. Natürlich läuft das ohne das Wissen Emmanuels ab. Sie musste abbrechen um nicht erwischt zu werden und soweit ich mitbekommen habe läuft es so semi-gut mit dem Plan. Ich weiß nicht woran es liegt, aber..." Auch wenn er sein Lächeln behält, der Blick hat etwas wehmütiges, trauriges. „Sie meinte dass sie uns alle vermisst. Sie vermisst ihre Familie und will heim." Leicht entspannt sich die Lady, seufzt und nickt. „Ich kann verstehen dass sie heim möchte, nach einem halben Jahr komplett abgeschottet von allem- Ein Wunder dass sie nicht schon einen Knacks in der Schüssel hat." Kurze Pause. „Wobei sie das so oder so schon hat. Jetzt einmal ganz ehrlich- Im Vatikan kiffen? Wer kommt auf die bescheuerte Idee!" Enrico räuspert sich. „Offensichtlich sie." Und dafür haben sie länger bleiben müssen, na vielen Dank aber auch. Anderson hingegen nickt wieder leicht. „Aber sie hat mich gebeten schöne Grüße auszurichten. An alle. Also auch an den verdammten Blutsauger, Seras und Mister Bernadotte. Ich weiß nicht wie es mit dem Rest der Söldner aussieht, ob sie sich mit denen mal auseinandergesetzt hatte oder nicht. Aber mehr konnte ich nicht rausfinden, sie musste weg." Ein Mundwinkel der Lady zuckt nach oben, die Kleine hat es doch wirklich geschafft sich ein bisschen mit Magie einzudecken und Kontakt aufzunehmen. Stur? Juliette? Eventuell. „Mal sehen wo sie als nächstes auftaucht. Wollen wir Wetten abschließen? 50/50 Chance auf die Organisation, 25% bei uns vieren. Sie könnte noch einmal bei Euch auftauchen, Pater Anderson, oder sie kommt zum Erzbischof, Alucard oder mir." Enrico runzelt die Stirn, aha. Da hat jemand wieder gute Laune, nicht wahr? So war sie die gesamten Monate nicht drauf, ernster konnte die werte Dame nämlich nicht sein! Und urplötzlich macht sie Witze und Wetten? „Es freut uns dass auch Ihr Euch die Nachricht gefällt, Lady Integra." Sofort gehen ihre Mundwinkel nach unten und ihr Ausdruck wird so emotionslos wie eh und je. „Wir haben mit ihr einen Deal laufen, natürlich möchte ich dass dieser Deal auch irgendwann ein Ende findet." Enrico schnaubt und sieht auf das Telefon hinunter. „Lady Integra- Dieser Deal ist nutzlos. Sie wird so oder so leben, sie hat Euren Respekt schon seit dem sie sich wirklich dafür entschieden hat spontan alles hinter sich zu lassen damit Ihr und auch wir nicht gefährdet werden. Es ist schön dass Ihr denkt uns überlisten zu können aber..." Er stoppt und schnalzt mit der Zunge. „Selbst ich freue mich zu hören dass es ihr gut geht." Und das gibt der so offen zu? Ist er krank? Doch dann fängt sie an zu schmunzeln und nickt. „Spätestens jetzt wäre der Deal hinfällig.", murmelt sie und Enrico legt den Kopf schief. „Pardon?" „Sie hat Euch auf ihre Seite gezogen. Juliette hat es geschafft Euch zu manipulieren, ob nun willentlich oder nicht." Erst will der Erzbischof widersprechen! Doch ihm fällt auch auf dass nie darüber geredet wurde WAS manipuliert wurde. Sein eigener Fehler dies nicht zu hinterfragen. Aber offensichtlich ging es darum ihn auf ihre Seite zu bringen. „Ihr habt recht, Lady Integra."

Man ey, die weiß doch dass er jetzt noch nicht so ganz wach ist. Warum will die Lady unbedingt dass er jetzt auftaucht? Hat die nen Schatten oder so? Ist irgendwas passiert? Gähnend taucht er bei ihr auf und blickt sie hundemüde an, wenn das jetzt keine dringenden Nachrichten sind, dann verschwindet er für ein paar Stunden und ist nicht erreichbar. „Schöne Grüße von Juliette." Blinzelnd sieht er Integra an. „Eh?" Hat er sich jetzt verhört, oder hat sie gerade das gesagt was er wirklich vernommen hatte. Die Blondine nickt ihm ernst zu. „Sie war im Traum des Paters, anscheinend bringt ihr Emmanuel Magie bei und sie hat es geschafft kurzzeitig Kontakt aufzunehmen." Er spürt das eh schon unregelmäßig schlagende Herz für einen Moment aussetzen. Sie lebt. Oder? „Es ist zu 100% sicher dass er sich das nicht eingebildet hat weil er sie vielleicht vermisst? Es- Es ist ein halbes Jahr, zugegebenermaßen und... und ausnahmsweise... würde ich ihn nicht verurteilen wenn er sich das eingebildet hätte!" Integras Ausdruck wird für einen Moment sanft, ein sehr seltener Anblick. „Sie hat die Kontaktaufnahme heimlich gemacht um das Verbot zu umgehen. Anscheinend hatte Emmanuel aber etwas mitbekommen, sie musste schnell wieder weg. Pater Anderson hatte nicht viel rausbekommen können. Der Plan scheint semi-gut zu laufen, also können wir davon ausgehen dass es überhaupt nicht läuft. Sie vermisst uns und das ganze andere Gedöns. Und... eben schöne Grüße." Sie kann sehen wie seine Mundwinkel Stück für Stück nach oben gehen. Hoffentlich breitet sich das auch auf seine Arbeit aus und er ist nicht mehr so lustlos. „Ihr geht es gut?!" Baskerville steigt aus dem Schatten Alucards empor und starrt die Lady erwartungsvoll an. Diese nickt. „Ich denke auch schöne Grüße an dich." „Sie hat sonst nichts gesagt? Kein versteckter Hilferuf? Kein offener? Braucht sie unsere Hilfe vielleicht doch irgendwie? Weiß man wo sie ungefähr ist? Wird es-" „Jetzt komm mal wieder runter, du bist nicht ihr Vater.", unterbricht Alucard und braucht eine Sekunde um sich an den Fakt zu erinnern dass er an sich ja schon so etwas wie ein zweiter Vater für den kleinen Spatz ist. Auch der Blick seines Höllenhundes ist alles andere als begeistert und der Urvampir verdreht die Augen. „Ich habs kapiert, kein Grund mich so vorwurfsvoll anzugaffen." Ein dumpfes Murren ist zu hören, eindeutig von dem Höllenhund der sich halblaut darüber beschwert dass er sich doch wohl um seine Menschentochter sorgen darf. „Das wird Novaria- Ich muss los!" Und genau so schnell wie er aufgetaucht ist, ist er auch wieder verschwunden um seiner Gefährtin bescheid zu geben dass es ihrem adoptierten Menschen gut geht. „Wen hat sie eigentlich nicht auf ihre Seite gezogen...?", murmelt die Lady fragend und zieht eine Augenbraue hoch, ehe Alucard sich räuspert. „Gott...?" Das war eine rhetorische Frage, aber schön dass er scheinbar wieder gute Laune hat um dumme Witze zu reißen. Oder auf rhetorische Fragen zu antworten, sonst war er da nämlich immer stumm geblieben. „Dir geht's wieder gut, so viel steht fest." Natürlich geht es ihm gut! Vorsichtig streckt Seras ihren Kopf in das Büro, die plötzlich überwältigenden positiven Gefühle ihres Meisters sind dann doch verdammt komisch gewesen. „Ist- Ist alles in Ordnung?" Der schwarzhaarige dreht seinen Kopf, schmunzelt dabei und verbreitet bei seiner Schülerin damit aber mehr Angst als Erleichterung. „Julie geht's gut. Sie hat sich... auf eine interessante Art und Weise gemeldet." Julie? Na kein Wunder dass er sich freut. Dennoch tritt sie vorsichtig ein und tritt neben ihren Meister. „Wie denn? Ich dachte da herrscht ein Kontaktverbot!" Alucard nickt. „Aber du solltest sie gut einschätzen können, meine kleine Schülerin. Denkst du dass sie sich an die Regeln hält?" Da muss Seras wirklich nachdenken um sich aus dem, was sie in den wenigen Minuten von dieser Frau mitbekommen hatte, ein passendes Bild zu kreieren. „Ich... denke eigentlich schon dass sie wie jemand wirkt der sich an die Regeln hält. Sie reizt sie vielleicht aus und das auf... extreme Art und Weise! Aber sie hält sich an Regeln, so denke ich zumindest von ihr." Huh, sie hält das kleine Vögelchen also für ein braves Nesthäkchen, interessante Vorstellung der ehemaligen Polizistin. Sollte sie die Leute nicht besser einschätzen können? Aber gut, bei manchen gibt es vielleicht dann doch den Anschein als ob es anders wäre. „Fast, Seras. Fast.", gibt Alucard von sich, aber das verpasst seiner dann doch wieder guten Stimmung keinen Dämpfer. Natürlich wäre es besser sie auch wieder einmal zu sehen und sie persönlich zu nerven, aber solche Aussagen müssen erst einmal reichen um die Hoffnung aufrecht zu erhalten und den Glauben wieder zu bestärken dass das irgendwann ein Ende hat.

The BelieverWhere stories live. Discover now