Regel Nummer drei

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Nach einigem hin und her, der Paladin musste ihr helfen Alucard von sich runterzubekommen, geht sie mit ihnen runter. Die Augen sind noch leicht rot und sie hat noch gewisse Nachwirkungen, aber im großen und ganzen geht es eigentlich ziemlich gut. „Aber kurze Frage... wer hat eigentlich gesagt dass es verboten ist?" Anderson schüttelt leicht den Kopf. „Das ist der Vatikan, Julie. Natürlich ist so etwas verboten." Ihre Augenbrauen gehen hoch und sie hebt die Tasse mit dem Tee und einem Schuss Zitronensaft. „Steht das schwarz auf weiß irgendwo?" „Nein, aber-" „Hat mir das vorher irgendwer gesagt?" Alexander runzelt die Stirn. „Nein, woher sollten wir wissen dass Sie so etwas machen? Wir-" „Habe ich, beziehungsweise haben WIR, damit irgendjemandem geschadet?" Dieses Mal ein stummes Kopfschütteln. „Ist das Zeug irgendwie chemisch belastet sodass man sagen könnte dass man Umweltverschmutzung betrieben hat?" Keine Antwort. „Waren wir zu laut oder haben wir irgendjemanden gestört? Gab es irgendeine Beschwerde?" Auch dieses Mal keine Antwort. Integra schnaubt. „Das nennt sich Anstand." Mit einem Mal fängt Juliette an zu lachen und muss die Tasse hinstellen um den Inhalt nicht zu verschütten, ehe sie abrupt ernst wird und die Lady ansieht. „Von IHNEN will ich nichts hören was Anstand angeht. Im Gegensatz zu unserem ‚Verbrechen' haben wir Hirnzellen gekillt. Keine Menschen." Julie schiebt sich die Brille hoch und sieht wieder auf ihre kleine Auswahl an Nahrungsmitteln, alles da was man jetzt im Moment braucht. „Trotzdem ist es der Vatikan, die Wirkstätte Gottes! Das Zentrum der Heiligkeit! Man sollte dort so etwas wirklich nicht einfach so durchziehen! Das sind Drogen! Illegale Substanzen!" Mit einem leisen Schnauben nimmt sie sich eine Semmel und schneidet sie in der Mitte durch. „Aber besoffen darf man sein... Ist klar." Alkohol ist auch eine Droge, wenn man es genau nimmt. Es schränkt die Wahrnehmung ein, macht unter Umständen Aggressiv, ist aber komplett legal und man darf sich das Zeug einfach so kaufen. Aber bei Gras macht man einen Aufstand bis zum geht nicht mehr? „Normale Zigaretten werden übrigens auch als Droge gesehen, werte Lady. Zigaretten und Zigarren. Ich wills nur gesagt haben." Integra mustert sie und verdreht die Augen. „Mach es nur nicht mehr, klar?" Darauf gibt es keine direkte Antwort und Julie zuckt nur mit den Schultern. „Wissen Sie... ich hatte ne Kifferphase. Direkte Abhängigkeit. Dass ich jetzt auf den Scheiß wieder zurückgreifen muss weil mein Kopf ansonsten nicht mehr darauf klarkommt... es ist nicht cool, okay? Ich hoffe dass ich nicht mehr abrutsche und ich hatte meinen Eltern eigentlich versprochen nichts mehr zu nehmen. Seit zwei Jahren war ich clean, dass-" Sie schnalzt mit der Zunge und nickt leicht. „-ist schon irgendwie scheiße." Sie erwidert den mitfühlenden Blick des Paladins, der sich schon fast schlecht fühlt dass er sie deswegen so ein wenig zusammengepfiffen hatte. „Gibt es keine andere Möglichkeit dass Sie vielleicht ein wenig entspannen könnten? Ohne... auf so etwas zurückgreifen zu müssen?" Alexander versucht andere Wege zu finden wie man das erleichtern könnte ohne dass man das noch einmal durchleben müsste. Und wenn es nur ein gemütliches Bad mit Badesalz, Musik und Kerzen ist. „Keine auf die ich spontan zurückgreifen könnte." „Also war es einfacher mit Alucard durch Italien zu laufen, Drogen zu kaufen und die hier zu nehmen?" Julie trinkt einen Schluck des Tees und blickt sie durch die vernebelten Gläser an. „Technisch gesehen... ja. Es geht schnell, es ist effektiv und das einzige was du als direktes Verbrechen ansehen kannst ist das Verbrechen an deinen Geschmacksnerven wenn der Fressflash kommt. Für das andere müsste ich zu meinen Eltern. Was ich nicht darf. Mich bei jemandem abreagieren, mich auskotzen, auch mal kurz nen kompletten Ausraster bekommen und alles verfluchen und zusammenschlagen wollen! Und schlussendlich bekommt man die Umarmung und zugeflüstert das alles in Ordnung wird. Am besten kommen noch die Katzen... Aber das ist hier unmöglich, Sex stand zwar auch im Raum aber... meh. Wir haben uns für Drogen entschieden." Der Unterkiefer des Paladins klappt nach unten. „Ihr hättet- Das wäre- JULIETTE!" Diese sieht ihn schon fast erschöpft an und schiebt sich die Brille hoch. „Pater Anderson... ich finde es schön dass du mich für naiv und unschuldig hältst, wirklich. Aber ich bin das unterste vom untersten. Ich bin auf dem Boden der Tatsachen angelangt und ich habe manchmal keine andere Möglichkeit als das zu tun was ich getan habe, weil die Folgen... wenn ich es nicht tue... schlimmer sind als das was ich getan habe." Das sind Worte die ihm wohl noch länger im Gedächtnis bleiben werden. Schadensbegrenzung.

„Genau deswegen haben Sie meine Nummer. Wenn irgendetwas ist, dann sollen Sie mich anrufen! Oder schreiben Sie mir! Oder- Ich weiß nicht... machen Sie einen Videoanruf!" Der Paladin hat sie nach draußen gezogen nachdem sie fertig gegessen hatte um ihr auch einiges an frische Luft zu verpassen. Und diese kleine Standpauke. „Versprechen Sie mir bitte mich vorher anzurufen bevor Sie so etwas machen, verstanden?" Julie sieht zu ihm hoch, das ist echt nett von ihm und seine Sorge ist wirklich süß, aber ob das so viel bringt? „Was willst du machen wenn ich dich anrufe? Ich... Das wird höchstwahrscheinlich dann sein wenn ich komplett am Boden bin und ich glaube nicht dass so viel noch einmal auf einmal kommt. Danke aber- Ich hoffe ich krieg das allein hin." Im nächsten Moment bleibt er aber stehen und zwingt sie auch zum stoppen. Es herrscht noch genug Licht ohne dass die Laternen leuchten, während er sie zu sich umdreht und seine Hände auf ihren Schultern belässt. „Nimm Hilfe an, Juliette. Ich kenne Leute die keine Hilfe angenommen haben und jetzt nicht mehr leben. Oder wenn sie leben sollten, dann ist das Leben so bergab gegangen dass es alles andere als schön ist zu existieren. Ich will nicht dass du das genau so durchleben musst, du hast dein ganzes Leben noch vor dir und wenn es gut läuft, dann sogar ohne dass man die gesamte Zeit hinter dir her ist! Was passierte- Da kann niemand etwas dagegen unternehmen, aber wir können das Endergebnis bestimmen und so wie es im Moment läuft, mit dieser Einstellung die du hast... du kommst rüber als wäre dir alles scheiß egal! Du nimmt es einfach so hin dass man dich umbringen wollte, du kiffst als hättest du nichts besseres zu tun... Es gibt Leute die dich in ihrem Leben brauchen! Denk an deine Eltern! Deine Freunde!" Überrascht dass er plötzlich von dem Siezen heruntergekommen ist, blinzelt sie ein paar Mal und starrt ihn perplex an. Er macht sich wirklich extreme Gedanken darüber. Aber warum? Das versteht sie nicht. „Warum... machst du dir solche Gedanken darum?" Anderson schließt kurz die Augen, atmet tief durch und nimmt seine Hände von ihren Schultern. „Weil du mich an mich an meinem eigenen Tiefpunkt erinnerst. Du erinnerst mich daran wie sorglos ich war, wie unbekümmert, blauäugig. Die Sicht auf die Realität ist durch das Versprechen anderer versperrt, durch die Steine die man dir in den Weg gelegt hat. Du hast den Blick in die Zukunft verloren, die Hoffnung auf ein friedliches Leben. Du bist verzweifelt und klammerst dich an alles was dir auch nur für einen kurzen Zeitraum Glück bringt. Sex. Drogen. Dinge die das Problem für eine kurze Zeit auf die Seite schieben, es aber nicht beseitigen. Ich war genau so! Ich... wollte es nicht anders. Bis man mir aufgezeigt hat warum ich die Dinge getan habe. Warum ich dem Alkohol verfiel. Warum ich das Morden als eine Art... Therapie ansah. Man hatte mir geholfen und ich will dir helfen. Du bist an dem gleichen Punkt damals wie ich es war..." Er sieht auf seine rechte Hand und streckt sie aus. „Auch wenn wir uns nicht lange kennen... würdest du dir von dem Mann helfen lassen der unter dem Gott steht der dich umbringen möchte, der es selbst probierte und der sich selbst erhofft eine Art Erlösung darin zu finden und dir eine neue Zukunftsperspektive zu geben?" Juliette schluckt, sieht von ihm zu der ausgestreckten Hand und wieder zu ihm. Ihre Mundwinkel gehen leicht hoch und sie nimmt seine Hand, nickt leicht. „Hätte man mir das vor einer Woche gesagt... Ich hätte dich eiskalt ausgelacht." Bevor sie reagieren könnte wird sie aber in eine Umarmung gezogen und Alexander nickt leicht. „Ich könnte dich sogar verstehen, ich hätte das gleiche getan." Er lässt sie los und hebt schon fast lehrend den Zeigefinger. „Regel Nummer eins, keine illegalen Substanzen mehr. Regel Nummer zwei, ruf mich an wenn was ist. Regel Nummer drei..." Leicht schmunzelt er. „Umarmungen gehen immer." Perplex blinzelt muss er sogar einen Schritt zurückgehen, das war viel Schwung von ihr. „Was... machst du da?" Irritiert blickt er an sich runter, doch sie hebt nur den Kopf, die Brille ist ein wenig schief. „Regel Nummer drei...?" Sie passt sich wenigstens schnell an. Lächelnd richtet er vorsichtig die Brille und legt ihr eine Hand auf den Kopf, nickt zufrieden. „Schön dass wir einen Deal haben." So bekommt er es vielleicht hin die ein oder anderen Dinge zu berichtigen, die man bei ihm auch in Betracht hätte ziehen sollen und die ihn geprägt haben. Der Glaube an den Herrn kann Berge verschieben! Der Glaube an einen anderen Menschen kann diesen dazu bringen sich zu bessern und was bringen ihm bei ihr verschobene Berge? „Ich würde dich zum Gottesdienst heute einladen, wir müssen die Fassade wahren. Bist du dabei? Der letzte für heute." Ihre Mundwinkel gehen hoch. Und dem Gott vielleicht eins auswischen können indem man sich sogar in eine Predigt extra für ihn setzt? Oh, diese Gelegenheit lässt sie sich sicherlich nicht entgehen. „Ich war nur schon lange nicht mehr in einem Gottesdienst. Vor allem... ist der englisch oder... Latein? Italienisch?" Er wird ihr helfen müssen wenn sie nicht auffallen soll! Gelassen winkt Alexander ab. „Orientier dich einfach an den anderen, keine Sorge." Und mit diesen Worten geht er vornweg und sie folgt ihm. Ihre Aufmerksamkeit wird kurz auf etwas an seinem Mantel gezogen, aber schnell schüttelt sie wieder den Kopf. Das Zeug wirkt immer noch, der hat sicherlich keine Dornenranke unter dem Mantel versteckt.

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