𝘕𝘦𝘸 𝘠𝘰𝘳𝘬

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Es war dunkel. Der Mond war die einzige Lichtquelle. Die Werkstatt war verwüstet. Jessica hielt den Elderwand in den Händen und begab sich gerade dem Fenster wieder zu, durch welches sie sich zutritt verschaffen hatte. „Hey!“ Doch packte Gregorowitsch sie am Mantel und zog sie zurück. Ihre Kapuze rutschte vom Kopf. Sofort wich er zurück. „Dich kenne ich doch“ Seine Augen waren weit geöffnet. Jessica musterte ihn von oben bis unten. „Dich schickt doch sicherlich dein Vater!“, zischte er. Sie schwieg. Noch bevor er sie angriff, stieß ein Zauber ihn nach hinten. Es schepperte. „Das werde ich melden!“ Jessica hatte keine Zeit dafür. Sie ging auf ihn zu. Panisch krabbelte er zurück, bis er an der Wand lehnte. „Nicht, wenn du dich nicht daran erinnerst“ Die Spitze ihres neuen Stabs drückte sie an seine Schläfe. Er rührte sich nicht. „So ist gut“ Sie lächelte matt. Ein silberner Faden bildete sich aus seinem Kopf heraus, eher dieser sich in der Luft auflöste. Bevor Gregorowitsch wieder seine Gedanken sortiert hatte, zog sie sich ihre Kapuze über und verließ die Werkstatt durch das offene Fenster.

---1926, auf dem Weg nach New York---

„Du bist ziemlich blass um die Nase herum“ Newt sprach Jessica bereits das dritte mal auf ihre Gesichtsfarbe an. „Wir sind schon ziemlich lange auf dem Schiff, mir ist nur etwas flau im Magen“ Sie sah zu ihm. „Und ich bin nervös. Du nicht?“, „Doch schon“, „Aber?“ Er wandte den Blick von ihr ab. Sie rutschte rüber und lehnte sich gegen seine Schulter. „Dich belastet etwas“, „Wie kommst du darauf?“, „Du vermeidest Blickkontakt“ Er fing an zu blinzeln und schaute auf den Koffer auf seinem Schoß. „Ich möchte darüber nicht reden. Nicht jetzt“ Jessica ließ von ihm ab und überkreuzte die Beine. Die Antwort befriedigte sie keineswegs, doch hatte sie gar keine andere Wahl, als sie hinzunehmen. „Wenn du drüber reden willst-“, „Dann komme ich zu dir.“ vollendete er ihren Satz. Er sah zu ihr und lächelte matt. Sie erwiderte dieses und lehnte sich zurück. Der Koffer auf seinem Schoß ruckelte und das Schloss schnappte auf. Newt wandte seine Aufmerksamkeit voll und ganz dem Koffer zu, während Jessica sich aufrichtete und nach vorne lief. Man konnte New York bereits erkennen. Ihre dunklen Haare wurden nach hinten geweht. Sie zog sich ihren langen Mantel fester um sich. Ihre Neugier und Freude überwog und verdrängte somit die Nervosität.

Jessica reiste selten und wenn, dann nur mit Newt. New York war eine Stadt, die beide noch nicht besucht hatten. Der Zeitpunkt könnte jedoch nicht unpassender sein, denn hier hatten sich Gruppierungen gebildet, die gegen die Hexen der Stadt vorgehen wollten. Das allein machte das reisende Duo aber nicht so nervös. Die Information, dass Gellert Grindelwald sein Unwesen treibt, beunruhigte beide viel mehr. Doch ihre Sorge sollte sie nicht von dem Ablenken, weshalb sie überhaupt hergekommen waren.

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„Hast du die Pässe?“ Auf dem Weg vom Schiff runter, hatten es beide ziemlich eilig. Newt nickte und drückte Jessica den Koffer in die Hände. Bei der Kontrolle blieb er stehen, griff in seine Innentasche des Mantels und reichte dem Kontrolleur beide Pässe. „Briten, mhm?“ Stellte ihr Gegenüber fest und musterte beide. „Zum ersten Mal in New York?“, „So ist es“, bestätigte Jessica. „Sind da Lebensmittel drin?“ Die Blicke gingen zum Koffer. „Oder lebende Tiere?“ Als Newt den Kopf schüttelte, öffnete sich der Verschluss. „Das muss repariert werden“ Jessica schloss den Verschluss und lachte nervös. „Zeigen Sie mal her“ Der Mann legte die Pässe beiseite und machte Platz auf dem Tisch vor ihnen. Newt nahm ihr den Koffer ab und platzierte ihn wie gewollt auf den Tisch. Jessica wippte auf ihren Füßen hin und her, dabei musterte sie Newt, der ihre Anspannung nicht teilte.

Der Kontrolleur drehte den Koffer zu sich und öffnete ihn, mit der Erwartung irgendwas illegales zu finden, doch fand er nur ein paar Klamotten vor. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er wieder zu dem Duo, schloss den Koffer und übergab diesen wieder Newt. „Willkommen in New York“, „Vielen Dank!“ Newt nahm den Koffer und lief vorweg. „Ihr Pass!“, „Die nehme ich“ Jessica nahm dem Herrn die Pässe ab und versuchte Newt einzuholen.

Es waren viele Menschen in New York unterwegs. Jessica verlor Newt aus den Augen, warum auch immer er es plötzlich so eilig hatte. Erst als sie draußen auf der Straße stand, wurde ihre Sicht klarer. „Du paar Sekunden hättest du ruhig warten können“, beschwerte sie sich, als sie Newt wartend am Straßenrand fand. „Tut mir leid“ Eine Erklärung hatte er für sein Verhalten nicht. Jessica seufzte, schließlich hatten sie sich doch noch gefunden. Nun wandte sie sich ihrer Umgebung zu. Es war nur ein kleiner Teil, den sie gerade sah, doch reichte dieser aus, um sie zu faszinieren. „Möchtest du hier stehen bleiben?“ Newt stupste sie sanft an. Diesmal setzten sie zusammen ihren Weg fort.

„Diese großartige Stadt erstrahlt im Glanz der Juwelen menschlicher Erfindungen! Licht spielt Theater! Automobile! Das Radio! Elektrisches Licht!“ Nicht weit von den beiden Entfernt war die Bank und auf der großen Treppe davor, hielt eine Dame eine Rede. Sie war nicht zu überhören und versuchte die Aufmerksamkeit der Vorbeigehenden auf sich zu ziehen. Während sie sprach, verteilten drei wesentlich jüngere Leute Flugblätter. Man konnte davon ausgehen, dass es ihre Kinder waren, so jung waren sie.

Jessica wurde langsamer. „All das verzaubert uns! Doch wie heißt es, wo Licht ist, ist auch Schatten, Freunde. Irgendetwas sucht unsere Stadt heim!“ Sie nährte sich der Menschenmasse und fand darin Platz. Newt bemerkte ihre Abwesenheit und entschied sich dafür sich zu ihr zu gesellen. „Es verbreitet Zerstörung und ist dann ohne jede Spur wieder verschwunden. Hören sie mich an! Wir müssen kämpfen! Schließen Sie sich dem zweiten Salemer an und kämpfen Sie mit uns! Wir müssen gemeinsam kämpfen, um unsere-“ Sie verstummte. Die Blicke gingen zu Jessica und Newt. Neben ihnen lag ein Mann am Boden. Er fluchte. „Verzeihen Sie. Mein Koffer..“ Doch bevor Newt sich richtig entschuldigen konnte, hatte der Fremde sich wieder aufgerichtet. „Ist ja nichts passiert“ Mit den Worten würgte er Newt ab und lief die Treppe hinauf, zur Bank, als sei nie etwas passiert.

„Sie!“ Die Frau wurde aufmerksam auf Newt. „Freund, was hat Sie heute zu uns geführt?“ Erwartungsvoll sahen die Menschen zu ihnen. „Oh, meine Begleitung stand hier und..“, fing er an. „Wir kamen zufällig vorbei“, „Dann frage ich Sie beide, seid ihr Sucher? Seid ihr auf der Suche nach der Wahrheit?“, „Also wir sind beide viel mehr Jäger“ Jessica fühlte sich unwohl bei den ganzen Blicken. „Beherzigen Sie meine Worte und lachen Sie nur, wenn Sie sich trauen. Doch Hexen leben unter uns! Wir müssen gemeinsam kämpfen, um unserer Kinderwillen! Um unseren Zukunftswillen!“, „Was sagen Sie dazu, Freund?“ Newt suchte seine Worte zusammen, um zu antworten. Jessica ließ ihn nur machen und entfernte sich langsam, um aus dem Fokus der anderen zu verschwinden. Dabei schaute sie sich um, damit sie ja nicht noch jemanden anrempelte. Ihre Aufmerksamkeit bekam ein Obdachloser, der etwas weiter an einer Säule lehnte. Vor ihm lag sein Hut, gefüllt mit Münzen. Nun nicht mehr. Es war der Niffler, der sich die Münzen krallte und kurz darauf hinauf zur Bank rannte. „Entschuldigen Sie mich“ Nicht nur sie hatte ihn gesehen, auch Newt war aufmerksam geworden und lief die Treppe rauf. Jessica drückte sich zwischen den letzten Menschen hindurch und steuerte die Treppe an, dabei erwischte sie einen jungen Mann an der Schulter. Blätter fielen zu Boden. Sie blieb stehen. Newt war in der Bank verschwunden. „Verzeihung“ Sie nahm sich die Zeit und sammelte die Blätter auf, die nicht gerade vom Wind weggetragen wurden. „Schon gut“ Zusammen hatten sie weitestgehend alle Blätter wieder zusammen. Jessica sah sich eines der Blätter an, eher sie diese ihrem Gegenüber wieder gab. „Tut mir wirklich leid“, entschuldigte sie sich noch einmal. Er nickte nur, mied dabei ihren Blick. Jessica runzelte die Stirn. „Ist alles gut?“, fragte sie nach und lehnte sich nach vorne. Er hatte etwas an sich, was Jessica aufmerksam werden ließ „Ich bin Jessica“, stellte sie sich vor und hoffte, dass er sie ansehen würde. Tatsächlich. Er hob den Kopf, sah zu ihr und nahm ganz sachte ihre Hand. Seine war eisig kalt und knochig. „Credence“, „Freut mich sehr, Credence“ Jessica lächelte. „Du scheinst ein Teil dieser Bewegung zu sein?“, „Meine Mutter leitet sie“, antwortete er leise. Daraus konnte sie schließen, dass er nur bedingt freiwillig das hier tat. „Und was genau macht ihr?“ Doch bei der Frage klinkte sich seine Mutter ein. „Du scheinst interessiert zu sein?“ Sie schob Credence zurück und griff nach Jessicas Hand. „Mary Lou Barebone“, „Jessica“ Als nur ihr Vorname fiel, runzelte Mary Lou die Stirn. „Scamander“, nuschelte sie und räusperte sich. „Jessica Scamander“, gab sie deutlich nochmal von sich, woraufhin Mary Lou endlich lächelte. „Freut mich sehr, meine Reisende. Komm doch gerne mal zu der Second Salemers Kirche in der Pike Street. Ich lade dich herzlich ein. Dort beantworte ich dir liebend gerne deine Fragen und bring doch gerne deine Begleitung mit“ Jessica weitete die Augen. Sie hatte Newt schon ganz vergessen. „Vielen Dank“ Sie nahm mit beiden Händen die von Mary Lou. „Die Zeit werde ich mir ganz sicher nehmen“ Flüchtig sah sie noch einmal zu Credence, der den beiden zugehört hatte, auch wenn er wieder dabei war die Flugblätter zu verteilen, eher sie sich verabschiedete und die Treppe hinauf lief.

𝑻𝒓𝒖𝒔𝒕 𝑴𝒆 || ᵖʰᵃⁿᵗᵃˢᵗᶦˢᶜʰᵉ ᵗᶦᵉʳʷᵉˢᵉⁿ ᶠᶠWhere stories live. Discover now