XXXI

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„Ich will das echt nicht sehen." Blake lachte laut auf und schob mich weiter geradeaus. Nachdem Doc mich fertig verarztet und doch zu einer Schmerztablette überredet hatte, durfte ich diesen schrecklichen Raum endlich verlassen. Natürlich nicht ohne Blake, der seinen Arm über meine Schulter gelegt und mich besitzergreifend an sich gedrückt hatte. Falls bisher noch nicht alle Biker gewusst hatten, wer ich war, dann taten sie es spätestens jetzt. Einige von ihnen nickten mir knapp zu, andere sahen missbilligend in meine Richtung oder ignorierten mich vollkommen, während wir uns den Weg durch die Bar zu einer Sitzgruppe bahnen, zu der mein Bruder verschwunden war. Er saß zu uns abgewandt, was nicht das Problem war. Mein Problem bestand aus dem blonden Haarschopf, der sich vor ihm rhythmisch auf und ab bewegte. Als mein Bruder auch noch genüsslich aufstöhnte, stoppte ich in der Bewegung und zwang so Blake dazu, es mir gleich zu tun. 

„Vergiss es. Ich werde mir garantiert nicht live mit ansehen, wie mein Bruder einen geblasen bekommt." Mit einem Ruck wurde ich plötzlich gepackt und gegen die Theke gedrückt. Die Barhocker fielen krachen zu Boden, doch das interessierte Blake nicht, als er seine Lippen auf die meinem schlug. Seine linke Hand fuhr über meine Seite unter mein Shirt, während seine rechte meine Haare packte und meinen Kopf an ihnen in den Nacken riss, um besseren Zugang zu meinem Mund zu bekommen. Alles in mir schrie danach, mich dem Biker zu widersetzen, aber mein Körper gehorchte mir nicht. Als der Mann vor mir mit seiner Zunge um Einlass bat, öffnete ich meine Lippen, ohne darüber nachzudenken. Sofort nahm Blake meinen Mund für sich ein und küsste mich, als gäbe es kein Morgen mehr. Seine Hand strich über meine nackte Haut und hinterließ eine Gänsehaut, wo sie mich berührte. Langsam fuhr sie immer weiter hinunter, doch erst als sie an meinem Hosenbund ankam, erwachte ich aus meiner Trance. Blake mochte anziehend für mich sein und seine Berührungen wie Feuer auf meiner Haut, aber ich würde mich garantiert nicht mitten in der Bar von ihm ficken lassen. Niemals. Blake schien zu spüren, dass ich unter ihm verkrampfte, denn er verharrte mit seiner Hand dort, wo er war, während sein Kuss immer leidenschaftlicher wurde. Erst als ich dringend Luft brauchte, erlaubte der Biker es mir, mich von ihm zu lösen. Außer Atem sah ich ihm in seine grünen Augen, die vor Verlangen noch dunkler geworden zu sein schienen. Ich konnte nicht leugnen, dass genau dieses Gefühl auch in meinen Augen liegen musste. In mir brodelte eine Glut, die wohl nur Blake erlischen lassen konnte. Aber nicht hier. Nicht vor aller Augen. Lautes Grölen und Klatschen riss mich aus meiner Trance. Ich sah zu den Clubmitgliedern, die ihren Präsidenten beklatschten, als hätte er ihren größten Feind erlegt anstatt mit einer Frau an der Bar rumzumachen. Ein weiteres Mal beugte Blake sich vor, doch dieses Mal legte er seine Lippen an mein Ohr.

„Vor meinen Männern wirst du mir nicht widersprechen, Darling. Sind wir unter uns oder mit den engsten Vertrauten zusammen, kannst du deinen Mund soweit öffnen, dass nur ich ihn füllen kann, aber hier wirst du mir Respekt zollen." Ich wollte bereits etwas erwidern und legte meine Hände an Blakes Brust, um ihn zeitgleich von mir zu schieben, als dieser sie packte und nicht zuließ, dass ich mich rührte. „Du bist meine Old Lady, Sky. Du bist unter Bikern aufgewachsen, du kennst das Prozedere und du weißt, wie du dich benehmen solltest."

„Ich weiß vieles", knurrte ich leise. „Aber mir gefällt davon nicht alles." Ein Grinsen schlich sich in Blakes Gesicht.

„Mir schon."

„Ich werde mich von dir nicht vor aller Augen besteigen lassen." Laut lachte Blake auf.

„Wie bitte?"

„Du hast mich gehört."

„Okay, Sky. Du sollst meine Old Lady sein und nicht meine Hure. Niemand wird sehen, was mir gehört." Blakes Miene wurde ernst. „Niemals." Ich erwiderte nichts, sondern nickte nur. Vielleicht war doch nicht jeder Club gleich. 

„Und jetzt..." Blake legte wieder seinen Arm um mich und schob mich in die Richtung meines Bruders, der immer noch in derselben Position saß. Angeekelt stöhnte ich auf und legte den Kopf in den Nacken.

„Die braucht ganz schön lang." Abermals lachte Blake auf und ein paar seiner Männer, die neben uns saßen und standen, taten es ihm gleich. Er hauchte einen Kuss auf meinen Haaransatz, ehe er mich aus seinem Griff entließ und ohne mich auf Elijah zuging. Ehe er auch nur ein Wort sagte, holte er aus und schlug meinem Bruder auf den Hinterkopf.

„Hey!", schrie dieser auf. Schmerzerfüllt rieb er sich die Stelle, an der Blake ihn getroffen hatte, und drehte sich zu seinem Präsidenten hoch. Chrystal hob gleichzeitig ihren Kopf und sah uns entgegen. Ich schwankte zwischen Ekel und dem Drang, laut aufzulachen. Als ich das Gesicht meines Bruders erblickte, entschied ich mich für Letzteres. Kurz darauf stimmte der halbe Raum mit ein.

„Verschwinde, Chystal." Blakes Stimme übertönte das Gelächter.

„Aber Prez, ich könnte dir auch eine gute Zeit bescheren. Ich habe nicht dagegen, geteilt zu werden." Ein anzügliches Grinsen legte sich auf ihre Lippen.

„Aber ich", knurrte Elijah wütend. „Und ich bin noch nicht fertig."

„Selbst Schuld, wenn du so lange brauchst. Jetzt werden wir reden."

„Ich will..."

„Wir reden!" Blakes Stimme duldete keine Widerrede, sodass mein Bruder sofort verstummte.

 „Und du gehst!" Schnell erhob Chrystal sich und lief mit einem wütenden Gesicht an mir vorbei. „Darum kümmere ich mich", hörte ich einen mir fremden Biker sagen. Er stieß mit seinem Kameraden an, leerte sein Glas in einem Zug und folgte der halbnackten Hure.

„Und du!" Blake sah zu mir und befahl mir mit einem Blick, mich neben ihn und meinen Bruder zu setzen. „Du erzählst uns endlich alles!" Ich nickte nachdenklich.

„Und du!" Er sah zu Elijah, dessen Miene vollkommen ausdruckslos blieb. „Du wirst zuhören!"

Skylar - Sei meinWhere stories live. Discover now