𝐅𝐨𝐨𝐭𝐛𝐚𝐥𝐥 𝐨𝐧𝐞 𝐬𝐡𝐨𝐭𝐬 || 𝐛𝐨𝐲 𝐱 𝐛𝐨𝐲

𝟭𝟮. | 𝗝𝗔𝗠𝗔𝗟 & 𝗟𝗘𝗥𝗢𝗬

"Alles gut?" Jamals Stimme reißt mich aus meiner Starre. Wie lange habe ich ihn wohl verträumt angeschaut? Peinlich. Ich antworte schnell mit einem "ja ja alles gut" und schmeiße mich ebenfalls auf das große Bett. Ich versinke in der weichen Matratze und schließe meine Augen für einen kurzen Moment. Die Anreise hat mich wohl doch mehr ermüdet als erwartet. Und bevor ich mich versehe, bin ich schon eingeschlafen.

Ein unangenehmes Gewicht auf meinem Rücken reißt mich plötzlich aus meinem tiefen Schlaf. Ich stöhne genervt auf, als ich sehe, dass Jamal, welcher am kichern ist, sich auf mich drauf geschmissen hat. Ich versuche ihn von mir runterzuschütteln, doch als ich merke, dass er nicht so leicht nachgeben wird, artet das Ganze schnell in eine spielerische Rauferei aus. Er ist echt ganz schön stark geworden und als ich einen Moment nicht aufpasse, hat der Jüngere mich durch eine geschickte Bewegung auf den Rücken geschmissen. Jamal kniet zwischen meinen Beinen und grinst mich verschmitzt an. Es herrscht erneut Stille und das Lächeln auf Jamals Lippen verschwindet. Ich halte unseren Blickkontakt und verliere mich fast in den Augen des jüngeren. Immer noch hat keiner von uns etwas erwidert. Mein Blick wandert immer wieder auf seine Lippen. Nein. Das kann ich nicht tun. Es würde endgültig alles zerstören. Genau dieser Moment und meine Gedanken daran Jamal zu küssen, sind der Grund, dass ich mich von ihm fern halten sollte.

Ein lautes Klopfen reißt uns plötzlich aus dieser Starre. Ich räuspere mich kurz, bevor ich, nachdem Jamal vom Bett geklettert ist, Richtung Eingangstür verschwinde. Vorher werfe ich dem jüngeren noch einen kurzen Blick zu, welcher sehr vertieft in seinem Handy und erstaunlich schnell am tippen ist. Er scheint etwas beschämt oder ich weiß nicht, nervös zu sein? Es klopft erneut und ich beschleunige meinen Gang. Bevor ich die Tür öffne, fahre ich mir einmal über mein Gesicht und atme hörbar aus. Was war das gerade? Was auch immer es war, es darf definitiv nicht noch einmal passieren. Wenn ich mich weiterhin so dumm und unachtsam anstelle, wird bald jeder wissen, dass ich Gefühle für Jamal hege.

"Jungs es gibt Abendessen. An eurer Stelle würd ich mich beeilen." ruft Leon uns zu, welcher sich hinter der Tür befindet und schon wieder Richtung Speisesaal marschiert, keine Sekunde nachdem er fertig gesprochen hat. An seiner Seite sind Timo und Serge und nachdem ich mich versichert habe, dass auch Jamal die Information mitbekommen hat, schlüpfe ich in meine Schuhe und folge meinen Mitspielern.

Nach dem Spiel gegen Ungarn, Deutschland steht im Achtelfinale gegen England

Erschöpft von dem anstrengenden Spiel gegen Ungarn, stelle ich mich unter die Dusche und lasse das heiße Wasser auf meine Haut prasseln. Bis zum Ende haben wir gekämpft und stehen meiner Meinung nach nun auch verdient im Achtelfinale. Für diesen Erfolg verantwortlich ist auch ein gewisser Achtzehnjähriger. Auch wenn Jamal nicht lange auf dem Platz stand, hat er eine hervorragende Performance geliefert und ganz Deutschland bewiesen, dass die Nationalmannschaft, vor allem der Nachwuchs, großes Potential hat. Schon jetzt wird er als die Rettung des deutsches Fußballs bezeichnet und in allen Medien in höchsten Tönen gelobt. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Ich bin echt stolz auf den Jüngeren. Doch mein Lächeln verschwindet auch genauso schnell wieder, als ich daran denke, wie lange ich schon nicht mehr mit ihm gesprochen habe. Seit diesem komischen Moment bei unserer Anreise sind wir uns wenn möglich aus dem Weg gegangen und haben nur kommuniziert, wenn es nicht vermeidbar war. Ja ich wollte mich so gut es geht von Jamal fern halten, doch die jetzige Situation macht mir irgendwie noch mehr zu schaffen. Da würde ich lieber meine Gefühle verdrängen, wenn das bedeutet, dass wir uns wenigstens nicht den ganzen Tag lang anschweigen würden. Ich wünschte ich hätte es nie soweit kommen lassen. Warum musste ich mich auch so dumm benehmen? Doch seine Nähe macht mich einfach verrückt und als er zwischen meinen Beinen gekniet hat und meinem Gesicht gefährlich nah war, konnte ich nicht anders, als mich in diesem Moment zu verlieren.