Kapitel 21 ~ Ferienpläne

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Dass wir von unseren Paten erfahren haben, war nun etwa zwei Wochen her. Mein Bruder hatte sich mittlerweile etwas beruhigt. Obwohl sein Hass auf Sirius Black nicht weniger geworden war, gab er sich größte Mühe, das mir gegenüber nicht zu zeigen. Und dafür gab es auch einen guten Grund. Ich bekam Angst vor Sirius Black. Immerhin, er hat unsere Eltern an ihren Mörder verraten und, nach allem was wir wissen, hat er es als nächstes auf Harry abgesehen. Ich wollte nicht, dass meinem Bruder etwas zustoßen würde. Er stürzte viel zu oft in gefährliche Situationen, wenn man bedenkt, wie er in seinem ersten Jahr den Stein der Weisen beschützt, und nur ein Jahr später die Kammer des Schreckens betreten hat. Bis jetzt war natürlich alles gut gegangen, aber wer sagte mir, dass das beim nächsten Mal auch so sein würde? Ich machte mir einfach Sorgen um meinen großen Bruder.  Aber um ehrlich zu sein, hatte ich auch Angst um mich selbst. Sirius Black hatte es offensichtlich auf meine Familie abgesehen. Und wenn er ein Freund meiner Eltern war, dann könnte er wissen, dass ich überlebt habe. Was, wenn er mich auch ermorden will? Und was soll ich sagen, Harry hat gemerkt, dass mich etwas bedrückt und er kam ziemlich schnell darauf, das Thema Sirius Black mir gegenüber nicht mehr zu erwähnen. Dafür liebte ich ihn noch mehr. Klar, ich kannte meinen Bruder erst seit einigen Monaten, aber er ist mir schon so ans Herz gewachsen, als wären wir nie getrennt gewesen. Bei dem Gedanken musste ich lächeln. Ich war unendlich dankbar Harry zu haben. Achja, in etwa einer Woche würde Weihnachten sein! Aber ich wusste, dass ich nicht ins Weisenhaus zurückkehren konnte. Das heißt, streng genommen konnte ich es schon, aber Ms. Jones hatte mir davon abgeraten. Einige Tage zuvor erreichte mich ein Brief von ihr. Diesen hielt ich gerade in der Hand und las ihn erneut.

,,Liebe Lily,

Ich hoffe es geht dir gut und du hast dich in Hogwarts gut eingelebt. Es wäre schön, wieder von dir zu hören. Bei uns ist alles beim alten. Vor kurzen kam ein kleines Mädchen zu uns, das seine Eltern verloren hat. Sie erinnert mich ein wenig an dich. Keiner deiner Freunde hier hat dich vergessen und wir vermissen dich. Vielleicht geht es dir ähnlich.
Bald ist Weihnachten. Steht immernoch der große Weihnachtsbaum, mit den warmen Lichtern und dem glitzernden Stern oben drauf, in der großen Halle? Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mein erstes Weihnachtsfest in Hogwarts verbracht habe. Es war wunderschön. Doch, bevor ich weiter schwärme, ich habe eine große Bitte an dich. Würde es dir etwas ausmachen, über Weihnachten in Hogwarts zu bleiben? Ich weiß, Weihnachten verbringt man am liebsten Zuhause, nicht wahr? Doch ich denke, es wäre zu früh, um wieder zurückzukommen. Die Kinder hier stellen immernoch Fragen, ob du wieder kommst und du weißt, dass sie von deinen magischen Kräften nichts erfahren dürfen. Ich hoffe, du kannst das verstehen. Außerdem, bestimmt gibt es da jemanden, der sich sehr freuen würde, Weihnachten mit seiner Schwester zu verbringen, nicht wahr?

Liebe Grüße, E. Jones"

Um ehrlich zu sein, ich freute mich darauf, an Weihnachten mit Harry zusammen zu sein. Und er sich scheinbar auch, denn eigentlich hatte er eine Einladung von den Weasleys bekommen, bei ihnen zu feiern. Doch alleine lassen wollte er mich nicht, deswegen hatte er dankend abgelehnt. Als ich davon erfuhr, fühlte ich mich schon schlecht. Aber die Tatsache, dass Harry lieber mit mit feiern wollte als mit der Familie seines besten Freundes, machte mich auch irgendwie glücklich. Er war eben doch der beste große Bruder. Lächelnd legte ich Ms. Jones Brief in die oberste Schublade meines Nachttisches. Dort lagerte ich außerdem noch meine Ohrringe und ein Notizbuch, in dem ich die Tagebuchseiten versteckt hatte. Die waren auch ein Rätsel, welches ich lösen musste. Aber nicht jetzt, denn kurz nachdem ich die Schublade wieder schloss, klopfte es an der Tür. Ginny steckte ihren Kopf ins Zimmer und strahlte mich an. ,,Lily, komm mal bitte kurz runter." Etwas verwirrt sah ich sie an, lief dann jedoch in den Gemeinschaftsraum. Dort begegnete ich Ron, Harry und Ginny, die mich alle anlächelten. Ansonsten war der Gemeinschaftsraum leer. ,,Ähm, was gibt's?" Fragte ich vorsichtig nach. Harry antwortete mir ,,Hast du immer noch Lust, Weihnachten in Hogwarts zu bleiben?" Erst antwortete ich nicht. Ich meine, ich wollte hier feiern, um bei Harry sein zu können. Und natürlich, weil ich ja sonst nirgendwo hin konnte, aber das war eigentlich nur nebensächlich. ,,Naja. Ja, wir wollten doch zusammen hier feiern. Also, außer du willst nicht mehr." Ich hoffte inständig, dass letzteres nicht der Fall wäre. Doch mein Bruder schüttelte nur den Kopf. ,,Quatsch, natürlich will ich aber-" Ginny fiel im ins Wort. ,,Ron und ich haben unserer Mum von dir erzählt und sie hat gesagt, dass sie sich sehr freuen würde, Harry und auch dich bei sich zu haben! Ihr könnt Weihnachten bei uns feiern!"

Einen Moment brauchte ich schon, im das zu realisieren. Aber ich freute mich sehr. Und Harry sich scheinbar auch. Das klang natürlich viel besser, als in Hogwarts zu sein. Logisch, ich liebte Hogwarts. Aber bei einer Familie zu sein und Feste im Kreis von Liebenden zu feiern war noch viel schöner. Da war ich sicher. Außerdem schien Rons und Ginnys Familie sehr nett zu sein, wenn sie mich schon einladen, obwohl sie mich gar nicht kennen. Ich fing an zu strahlen und umarmte meinen Bruder, danach Ron und Ginny. Ron war mit meiner stürmischen Umarmung überfordert, während Ginny sich sehr freute. ,,Danke!" Rief ich, immer noch lachend. ,,Lass uns gleich deine Sachen packen!" Ginny schien noch aufgeregter als ich, obwohl wir nicht super viel Zeit miteinander verbrachten schien sie mich zu mögen. Ich sie aber auch. Obwohl es noch fast eine Woche hin war, bis die Ferien anfingen, wollte Ginny jetzt schon helfen, meine Sachen zu packen. Eigentlich hatte sie ja recht, wir hatten unter der Woche bis nachmittags noch Unterricht und danach hätte ich bestimmt keine Lust mehr, noch meinen Koffer zu packen. Schon flogen einige Sachen hinein. Bloß einige Dinge ließ ich noch draußen, wie zum Beispiel einige Kleidungsstücke und den Inhalt meiner oberen Schublade. Den würde ich zum Schluss einpacken.

Nachdem wir soweit fertig waren, schob ich mein Gepäck unters Bett und lächelte Ginny an, was sie erwiderte. ,,Ginny?" Sagte ich leise. ,,Sag deiner Mutter bitte vielen Dank von mir." Die rothaarige strahlte förmlich. ,,Klar, mache ich! Sie wird sich so freuen dich zu sehen. Immerhin hat sie Harry ja auch schon verwöhnt." Ich sah Ginny fragend an. ,,Weiß sie, dass wir Geschwister sind?" Ich wollte dieses Detail lieber vorher wissen. Es wäre für einige Hexen und Zauberer vielleicht komisch zu wissen, dass der berühmte Harry Potter Geschwister hat. ,,Klar, Ron und ich haben es ihr erzählt. Fred, George, Percy und meine anderen großen Brüder, Charlie und Bill wissen es auch. Mein Vater genauso." Meine Überraschung konnte ich nicht verbergen. Ich hatte nicht erwartet, dass schon so viele Leute davon wussten. Ginny schien meine Gedanken zu erraten, denn sie lachte einfach. ,,Wir sind eine Großfamilie, weiß es einer, wissen es alle. Und in Hogwarts kannst du sowieso nichts lange geheim halten. Aber alle Achtung, bis jetzt habt ihr es ja einigermaßen geschafft." Ich seufzte. Eigentlich hatte Ginny ja recht, bestimmt würde irgendwann jeder wissen, dass Harry und ich Geschwister waren. Aber naja, das musste ja auch nicht sofort sein. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich merkte, dass es Zeit fürs Abendessen wurde. ,,Wollen wir?" Fragte Ginny. Ich nickte zustimmend. ,,Klar!"

Eine Woche später waren die meisten Schüler auf dem Weg zum Hogwarts Express. Es war ein kalter Morgen, ich schleppte meinen Koffer zum Zug. Harry half mir dabei. Von meinen Freunden blieb nur Darci in Hogwarts, sie meinte, dass ihre Eltern über Weihnachten arbeiten müssten und sie deshalb hier blieb. Ein bisschen tat sie mir schon leid, aber zumindest war sie nicht die einzige in Hogwarts. Und ich nahm mir fest vor, ihr zu schreiben. Doch zurück zu mir, gerade versuchte jeder, sich irgendwie in den warmen Zug zu quetschen und einen Sitzplatz zu finden. Ich hatte Glück, Harry und ich fanden ein noch leeres Abteil. Wenig später kamen Ron, Hermine und Ginny dazu. Das goldene Trio unterhielt sich über irgendwas, doch ich hörte ihnen nicht zu. Denn Ginny erzählte mir gerade vom Fuchsbau. Ich erfuhr einiges, sei es über die Gnome im Garten, den Ghul auf dem Dachboden und vielem mehr. Während ich das hörte, wurde ich immer aufgeregter. Das wird für mich nämlich das erste Mal, dass ich eine Zaubererfamilie und ein magisches Haus sehen würde. Die Zugfahrt verging wie im Flug, so viel Spaß hatte ich. Es war schon nachmittags, als wir im Bahnhof ankamen. Ich sah mich um. Es war irgendwie schön, wieder hier zu sein. Das erste Mal nach Hogwarts fahren war zwar noch gar nicht lange her, aber dennoch freute ich mich. ,,Komm Lily." Sagte Harry und zog mich durch die Menschenmenge. Nachdem wir erneut durch die Abtrennung, die uns zurück zu den Muggeln brachte, rannten, hörten wir eine aufgeregte Stimme nach uns rufen. ,,Harry, Lily, Ron, Ginny, Fred und George, hier sind wir!"

Fortsetzung folgt...

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⏰ Last updated: Sep 16, 2022 ⏰

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Seine kleine Schwester ~ Harry Potter FanfiktionWhere stories live. Discover now