Mistrust

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Mistrust

Die Moby Dick war noch viel größer als ich angenommen hatte, und so wanderte mein Blick über das leere Deck und dann zur Strickleiter. Ein langgezogenes "Okay" von mir gebend machte ich mich an den Aufstieg, Izou folgte mir nur wenige Meter später. Unsicher umklammerte ich die Reling und zog mich daran hoch, jedoch schien es dem Mann oben zu lange zu dauern, so umfasste eine massive Hand meinen Arm und ich wurde an Bord gezogen, wo ich erstmal gut über drei Meter in der Luft hing. Mit meiner freien Hand klammerte ich mich an das riesige Handgelenk und kniff die Augen zusammen, bis ich das Deck unter mir spürte. Atemlos schnaufte ich und grabbelte nach meinen Zigaretten, von denen ich jetzt ganz dringend eine brauchte! Verhaltenes Gelächter war zu hören, dann klapperten Geta auf mich zu. ,,Jozu, eine kleine Vorwarnung wäre wahrscheinlich nicht schlecht gewesen." Er schnalzte missbilligend mit der Zunge, dann legte er einen Arm um meine Taille. ,,Tia, das ist Jozu." Immer noch leicht verschreckt starrte ich zu dem Hünen hoch und hob meine linke Hand zum Gruß, brachte ein knappes "hi" raus, und zog schon an der Kippe. Jozu nickte mir zu, dann wandte er sich um und zog die Strickleiter hoch.
Amüsiertes Gelächter kam von den Seiten, dann zog Izou mich schon weiter über Deck. Ich wusste ja, das Whitebeard groß sein sollte, allerdings hatte ich nicht gewusst, WIE riesig der Kaiser wirklich war. Selbst sitzend rechte ich dem älteren Mann nur bis zur Mitte seines Schienbeines, was mich skeptisch schlucken und in meinen nicht vorhandenen Bart nuscheln ließ. ,,Was hat sie gesagt?", dröhnte es amüsiert über das Deck. Izou gluckste neben mir. ,,Ich habe nicht genug Nikotin dafür mit, meint sie." Einen Moment war es noch still, während ich entsetzt zu Izou starrte, welcher nur wieder meinen Kopf tätschelte, dann brüllte die gesamte Mannschaft mit Kapitän vor Lachen, was mich nur mehr erröten ließ.

Als sich alle beruhigt hatten wagte ich einen Blick nach oben, die ockerfarbenen Augen des Kaisers musterten mich neugierig. Neben dem riesigen Thron standen mehrere Männer, welche allesamt die Erfahrung im Gesicht stehen hatten. Das waren dann wohl die anderen Kommandanten. Unsicher machte ich einen Schritt nach vorne und verbeugte mich vor dem Riesen. ,,Mein Name ist Tia und ich bin hier, um auf Zeit mit Ihnen zu segeln. Im Gegenzug verspreche ich, mich um die Schiffe zu kümmern, egal ob Reparaturen oder Änderungen. Auch um die Waffen könnte ich mich kümmern oder andere Geräte und-" Whitebeard brach wieder in dröhnendes Gelächter aus. ,,Kleine, ich weiß Bescheid. Zeig, was du drauf hast, dann sehen wir weiter!" Unsicher sah ich zu Izou, welcher mir aufmunternd zulächelte. ,,Irgendeinen speziellen Wunsch?" Ein junger Mann mit schwarzen Haaren und nur mit Shorts bekleidet kam auf mich zu. ,,Bis auf Vater und Izou weiß niemand von der Art deiner Kräfte." Er wirkte misstrauisch, was mich leicht schmunzeln ließ. ,,Hast du ein Schwert oder ähnliches?" Schief grinsend warf er mir einen Dolch zu, welchen ich bei Kontakt sofort wandeln ließ, damit mir nicht die Hand aufgespießt wurde. Das Eisen schlängelte sich um meine Hand, formte sich dann zu einer Miniausgabe des Schiffes und wieder in den Dolch. Lächelnd reichte ich ihm den Dolch zurück, dann wurde ein leeres Fass vor mir abgestellt.
,,Ich hätte gerne einen eigenen Stuhl." Erstaunt sah ich zu Jozu hoch, dessen Gesicht nichtssagend zu mir runterblickte. Unwillkürlich zogen sich meine Mundwinkel hoch, dann legte ich meine Hände an das Holz, welches unter der Berührung sofort auseinanderzufließen schien. Die Metallringe passten sich zur Verstärkung den Stuhlbeinen an, auf der Hinterseite ließ ich einen Schriftzug rausstechen. Jozu betrachtete den Stuhl skeptisch, dann setzte er sich drauf, rutschte hin und her, kippelte vor und zurück und stand schlussendlich wieder auf. Zufrieden blickte er auf mich herunter. ,,Danke." Damit klemmte er sich den Stuhl unter den Arm und verschwand Richtung Tür. Für einen Moment war es noch still und ich starrte dem Hünen hinterher, dann brach die Mannschaft in lautes Gelächter aus. Auch Whitebeard sah seinem Mitglied hinterher, ein wissendes Lächeln auf den Lippen.
Als es wieder still war, waren erneut Schritte zu vernehmen, jedoch unterbrach Izou den nächsten Kandidaten, indem er neben mich trat und seine Hand auf meine Schulter legte. ,,Vater, für heute sollte es erstmal reichen, sie hat immerhin schon zwei kleine Wunder heute vollbracht, da hat sie sich einen ruhigen Abend doch verdient." Lachend warf der Kaiser seinen Kopf in den Nacken. ,,Kleine, du hast meinen Sohn mit diesem Stuhl wirklich eine Freude bereitet. Sei willkommen auf meinem Schiff!" Breit grinsend hob er seinen Krug und erleichtert atmete ich auf. Izou neben mir schmunzelte, im nächsten Moment hielt er auch schon Pfeife und Feuer in der Hand, verabschiedete sich jedoch, bevor ich noch irgendetwas sagen konnte.
Unbeholfen starrte ich ihm hinterher, während die Männer sich lachend und redend überall verteilten, während ich an meinem Platz stand wie bestellt und nicht abgeholt. Mit einem Mal legte sich ein Arm um meine Schultern und ich wurde an eine warme Brust gezogen.
,,Willkommen an Bord, Kleine! Ich bin Ace!" Der Schwarzhaarige hielt lachend einen Finger vor mein Gesicht, an welchem eine kleine Flamme tanzte. Damit deutete er nach mehreren Sekunden auf meine Zigarette. ,,Ich, ähm.. danke?" Unsicher starrte ich hoch, war mir das alles doch etwas schnell gegangen, dann war ich jedoch wieder komplett da. ,,Warte mal, was? Kleine? Wie alt bist du Knirps eigentlich?" Die Hände in die Hüfte gestemmt sah ich zu dem Schwarzhaarigen hoch, welcher lachend seinen orangenen Hut nach hinten schob. ,,17, und du?" Verdattert starrte ich an ihm vorbei, dann griff ich mir sein Ohr und zog ihn zu mir runter. Jammernd und vollkommen schockiert starrte der Junge mich von unten an, die Stille auf dem Deck nahm ich nur am Rande wahr. ,,Zum einen: Man fragt eine Frau nicht nach dem Alter! Zum anderen, nenn mich nicht Kleine, verstanden du Grünschnabel?!" Prustendes Gelächter brach sofort aus den Reihen, als ich Ace losließ und dieser sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Ohr rieb. ,,Das war doch nur eine Frage! Sei doch nicht gleich so gemein!" Schmollend drehte er sich um und schlenderte davon.

Meine Zigarette anzündend setzte ich mich auf die Reling und betrachtete das muntere Treiben. Ein Teil der Mannschaft hatte sich unter Deck verzogen, sodass mittlerweile ein angenehmer Lärmpegel herrschte. Das Klappern der Getas kündigte Izou an und lächelnd sah ich zu dem Schwarzhaarigen hoch, welcher mir einen Krug Sake in die Hand drückte. ,,Du solltest auch mal in die Kombüse schauen, noch gibt es Essen, aber sobald Ace einmal durch ist, wirst du kaum noch was finden." Grinsend trank ich einen Schluck. ,,Lass ihn doch, er muss noch groß und stark werden." Kichernd lehnte er sich gegen die Reling. ,,Solltest du dann nicht auch zulangen, Kleine?" Zwinkernd boxte ich ihm gegen den Arm, woraufhin er nur schnaubte. ,,War das eine Fliege?" Neckend stach er mir in die Seite, was mich zusammenzucken und lachen ließ. ,,Lass sie nicht direkt schwimmen gehen, Izou." Eine warme Hand legte sich von der anderen Seite an meinen Rücken und schob mich sanft mehr Richtung Deck, mein Zusammenzucken blieb unbeachtet. ,,Du Spielverderber. Pass kurz auf sie auf, ich organisiere uns mal was." Der blonde Mann neben mir nickte mir grüßend zu, sein Blick blieb gelangweilt. ,,Ich bin Marco. Tia, richtig?" Nickend ließ ich mir von ihm an Deck helfen. ,,Genau die. Du bist der Kommandant der ersten Division?" Marco der Phönix, mitunter einer der gefürchtetsten Piraten unter Whitebeard, laut der Zeitung, war freundlich. Nicht unbedingt redselig, aber dennoch fand sich schnell ein gemeinsames Thema. Die Moby Dick.

,,Dieses Schiff ist der Wahnsinn!" Meine Hand lag ruhig auf der Reling, meine Augen waren geschlossen. Ich konnte die Anzahl der Zimmer kaum zählen, die Divisionen umfassten 60 bis 90 Männer, bei 16 Divisionen waren das knapp 1280 Männer. Und trotzdem konnte ich fast genauso viele 2 Mann-Zimmer wie 4 Mann-Zimmer finden. Dafür gab es nur eine große Kombüse, die, wie auch ein Gemeinschaftsraum und die Kapitänskammer an den Kaiser angepasst waren. Die anderen 4 Gemeinschaftsräume waren kleiner und befanden sich weiter hinten. Seufzend zog ich meine Hand zurück. Marco und Izou saßen neben mir, obwohl die Nacht lange hereingebrochen war. Selbst der Kaiser hatte sich mittlerweile zurückgezogen.
,,Ich brauche definitiv viel Papier dafür und werde das Schiff in Abschnitte unterteilen. Die Vorratskammer unter der Kombüse hatte schonmal bessere Tage und die ganzen Möbel die ich bisher gesehen habe sind nur lausig festgemacht. Am besten arbeite ich mich Zimmer für Zimmer durch die ganzen Stockwerke." Izou kicherte leise. ,,Das klingt nach nem Plan, lass uns morgen beginnen. Kleine, du kommst heute Nacht wieder mit zu mir, den Rest organisieren wir morgen." Der Schwarzhaarige kippte den Rest seines Sakes runter und stand dann schwankend auf. Marco zog mich schmunzelnd auf die Füße und legte dann einen Arm um Izou, welcher sich an der Reling abstützte um gerade stehen zu können. ,,Ich würde dir vorschlagen, dass du dir Watte in die Ohren steckst, Izou schnarcht wie sonst was, wenn er getrunken hat, oder du kommst mit zu mir." Überrascht schaute ich dem Blonden hinterher, beeilte mich dann aber, hinterherzukommen.

Nachdem Marco den Schwarzhaarigen von seinem Yukata befreit hatte, in dem sich erstaunlicherweise auch seine Pistolen befanden, verfrachtete er ihn in sein Bett, wo dieser seelenruhig anfing zu schnarchen. Schmunzelnd zog ich mir meine Schlafsachen aus meiner Tasche und folgte dann Marco, dessen Kammer am anderen Ende des Flurs lag. Unsicher stand ich in der Tür, aber Marco zog mich einfach rein und schloss die Tür. ,,Um das direkt klarzustellen!" Seine Hand landete neben meinem Kopf und er sah mich aus halb geschlossenen Augen ernst an. ,,Vertrauen muss man sich hier verdienen, und ich vertraue dir noch nicht." Verschreckt starrte ich zu ihm hoch, während er sich etwas nach unten beugte, zu Wort kommen ließ er mich noch nicht. ,,Streng dich besser an, Kleine! Taten! Keine Worte!" Angespannt schob ich seine Hand weg und trat nun in die Mitte des Zimmers. ,,Das man sich das Vertrauen verdienen muss beruht hier auf Gegenseitigkeit, mein Lieber! Aber mir direkt am ersten Abend zu drohen ist definitiv übertrieben! Danke, für dein Angebot, aber ich suche mir heute Nacht doch lieber was anderes!" Damit trat ich wieder auf den Flur und schloss lauter als nötig die Tür. Tief durchatmend blieb ich einen Moment stehen und steckte dann doch nochmal meinen Kopf bei dem ersten Kommandanten ins Zimmer. ,,Im Übrigen: Ich bin ein bisschen zu alt um "Kleine" genannt zu werden!"

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