Kapitel 13

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Wer mit sich selbst nicht fertig wird, kommt leicht in Versuchung, andere fertig zu machen.

Ernst Ferstl

Abgehetzt schob Sandra den Kinderwagen mit grimmiger Miene vorwärts

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Abgehetzt schob Sandra den Kinderwagen mit grimmiger Miene vorwärts. Es war einer von den schönen frühen Junitagen, an denen die Sonne nachmittags noch nicht zu brennend am Himmel stand, wenn man sich durch die Straßen bewegte. Doch schwitzte die 34-Jährige trotzdem.

Schon beim Verlassen des Hauses hatte sie geahnt, dass sie nicht pünktlich am Spielplatz sein würde, da Finn später als gedacht aus seinem Nachmittagsschlaf aufgewacht war. Sie hatte sich dennoch mit dem anschließenden Wickeln, Fläschchen geben und Anziehen nicht hetzen wollen, weshalb sie dafür jetzt im Stress war. Der Grund für ihre Eile war, dass sie von Andrea Brunner ganz unverhofft vor zwei Wochen per Messenger eine Nachricht erhalten hatte.

Die, wie fast schon erwartet, größtenteils aus Vorwürfen bestanden hatte. Zum Beispiel, dass es mal wieder typisch sei, dass man ihr hinterherlaufen müsse, anstatt dass sich Sandra von sich aus mal bei ihrer Mutter gemeldet habe. Was zeige, dass sie noch genauso unzuverlässig sei wie früher. Und den Kontakt zwischen Finn und seiner Großmutter unterbinde sie höchstwahrscheinlich auch mit Absicht. Was tatsächlich nicht ganz der Unwahrheit entsprach.

Mit Schaudern hatte sie sofort wieder an ihre letzte Begegnung mit Andrea Brunner denken müssen, und daran, dass sie sich erst recht aufgrund der ganzen Tirade falscher Behauptungen einfach nicht gewappnet fühlte, die Frau erneut wiederzusehen. Zwar waren seit ihrem Umzug schon fast zwei Monate vergangen, doch hatte Sandra dennoch gehofft, ein gemeinsames Treffen vermeiden oder zumindest noch etwas länger aufschieben zu können. Auch wenn sie natürlich gewusst hatte, dass sie ihrer Mutter nicht ewig aus dem Weg gehen konnte.

Aufgewühlt hatte sie nach Erhalt der Nachricht erst mal mit Kathi telefonieren müssen. Erstens, um generell mal wieder mit ihr zu reden, aber vor allem um sich trösten und Mut zusprechen zu lassen.

Leise keuchend drosselte die Vollschlanke ihre Gangart wieder ein wenig und atmete ein paar Mal kräftig durch. Wie schon die letzten Tage zog sich auch diesmal allein bei der Vorstellung an das, was sie erwarten könnte ihr Inneres zusammen, bis ihr fast übel wurde. Auch bekam sie immer mehr das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen.

Es war Sonntag und aufgrund des guten Wetters viel los im groß angelegten Park. In dem befand sich unter anderem auch der große Spielplatz, an dem sie sich verabredet hatten. Was für Sandra anfangs als ein guter Tag und ein guter Ort vorgekommen war, den ihre Mutter festgelegt hatte. Denn sie war sofort davon ausgegangen, dass so ihre beste Freundin als moralische Stütze hätte dabei sein können ... Aber wie es der Zufall gewollt hatte, war diese ausgerechnet dieses Wochenende mit Kind und Kegel bereits anderweitig verplant. Um allerdings keine unnötige und vor allem unnütze Diskussion führen zu müssen, warum sie das vorgegebene Datum verschieben wollte, war ihr daraufhin nur noch eine Person eingefallen, die sie am heutigen Tag begleiten konnte: Kai Naumann.

Meine Liebe kann wartenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt