Kapitel 9

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Wenn du einsam bist, suche jemanden, der noch einsamer ist. Ihr werdet einander trösten, miteinander aufbrechen und die Welt verändern.

Johannes Paul II.

Sandra lächelte zufrieden

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Sandra lächelte zufrieden. Sie hielt mit ausgestreckten Armen eine in Grau und Blau gehaltene Latzhose von sich, an dessen Latz sie gerade noch die fehlenden Druckknöpfe angebracht hatte. Schon seit einigen Wochen war sie eifrig dabei, verschiedene Sachen für Finn zu nähen und betrachtete nun nicht ohne Stolz ihr neuestes Werk. Die Jahre zuvor hatte sie immer nur Kleidungsstücke für Damen genäht, weshalb ihre Freude vielleicht auch deshalb etwas überschwänglicher als nötig war.

»Du wirst so süß darin aussehen!«, frohlockte Sandra und blickte auf Finn, der friedlich spielend seine Lieblingsbauklötze aufeinanderstapelte, nur um sie kurz darauf mit einem lauten Krachen wieder umzuschmeißen.

Die 34-Jährige zuckte leicht zusammen, doch war sie froh, dass ihr Neffe sich zu beschäftigen wusste. So war sie noch rechtzeitig mit der Hose fertig geworden, bevor Kai und seine Eltern vor der Tür stehen würden. Denn diesmal hatte sie sich mit ihnen für einen gemeinsamen Spaziergang durch den Wald verabredet.

Der letzte Regen war vor drei Tagen gewesen, sodass Sandra hoffte, dass der Boden nicht zu weich sein würde. Doch würde sie vorsichtshalber wasserdichtes und matschfestes Schuhwerk anziehen. Man wusste ja nie. Nach einem flüchtigen Blick auf die Uhr stand sie auf, ging auf Finn zu und hockte sich zu ihm. »Na wie siehts aus, junger Mann? Lust auf ein Abenteuer im Wald?«

Sie lächelte, als ihr Neffe aufsah und kurz schnaufte, als müsste er tatsächlich über eine Antwort nachdenken. »Da!«, meinte er dann und griff nach Sandra, die sogleich seine Hand nahm und seine kleinen Fingerchen küsste.

»Natürlich bin ich dabei! Was denkst du denn? Aber auch Opa Michael, Oma Karin und Onkel Kai.« Sandras anfängliche Euphorie endete spätestens mit der Erwähnung des letzten Namens, da Kai sie seit ihrer letzten Begegnung nicht mehr in Ruhe gelassen hatte. In unregelmäßigen Abständen hatte er ihr immer wieder Nachrichten geschickt, in denen er sich nach ihrem Befinden erkundigt hatte, doch hatte sie ihm als Antwort stets nur Fotos oder kleine Videos von Finn geschickt.

Entschlossen, nicht weiter darüber nachzudenken, hob sie Finn hoch und ging mit ihm in sein Zimmer, um nach seiner Windel zu sehen.

»Was für ein hübsches Kerlchen du bist!«, rief sie hellauf begeistert, nachdem sie dem Jungen die neue Hose angezogen hatte und drückte dem quirligen Baby viele kleine Küsse auf die Wange. Dem schienen die vielen Zärtlichkeiten an diesem Nachmittag allerdings etwas zu viel des Guten zu sein, da er recht bald quengelig wurde und Sandra ihn schnell auf ihre Hüfte hob, um mit ihm zusammen ins Erdgeschoss zu gehen.

Als es endlich so weit war und Kai mit seinem Wagen vorfuhr, stand sie mit Finn zusammen bereits draußen an der Einfahrt und entschied sich im letzten Augenblick doch noch dafür, sich die mitgenommene dünne Strickjacke überzuziehen. Michael Naumann war der Erste, der ausstieg und öffnete als Nächstes seiner Frau, die hinter ihm saß, die Tür. Im selben Moment tauchte Kais dunkler Haarschopf aus dem Auto auf und Sandra spürte, wie ihr Herz sofort ungewollt schneller anfing zu schlagen.

Meine Liebe kann wartenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt