Flucht

481 35 38
                                    


Einige Sekunden war es komplett still im Raum. Dann kam der Satz tatsächlich bei mir an.

Eine unvergleichliche Erleichterung erfüllte meinen gesamten Körper. Meine größte Angst, meine größte Sorge war mir mit einem Mal genommen worden.

Mein Vater war tot und ich würde ihn nie wieder sehen. Einen Moment später fühlte ich mich schuldig. Ich hatte ihn nicht gekannt, doch das wenige, das ich über ihn wusste, hatte gereicht, dass ich ihn hasste.

Satzfetzen schwirrten durcheinander. „Nach all dem, was mit deiner Mutter passiert ist, muss das schlimm für dich sein..." „Warum hast du gelogen?"

Mein Körper stand kurz vorm explodieren. Meine Gedanken drehten sich weiter und weiter und ich kam zu einem beängstigenden Schluss.

Sie waren viel zu kurz davor, alles herauszufinden. Es gab nur einen Ausweg.

Ich drehte mich um, öffnete die Tür und stürmte aus dem Raum. Ohne meine Umgebung wirklich wahrzunehmen lief ich nach draußen und noch im Laufen verwandelte ich mich.

Als Fuchs rannte ich weiter, in den Wald, so schnell es ging, immer weiter von der Schule weg. Mir war der Regen egal, der in Strömen vom Himmel fiel und mir war egal, ob mich jemand sah.

Ich wollte weg, einfach weg, damit bloß keiner mein Geheimnis erfahren konnte. Wenn sie wüssten, dass ich eine Mörderin war, dann würde sie mich sowieso wegschicken, sagte ich mir.


Meine Lunge brannte und mein Fell war schwer vor Nässe. Weil der Regen aufgehört hatte hielt kurz inne und schüttelte mich.

In der feuchten Luft keuchte ich leise. Ich wollte weiterlaufen, weiter wegrennen, doch meine Beine gehorchten mir nicht mehr.

Ich machte einen Schritt nach vorne, doch dann strauchelte ich und fiel nach vorne. Meine Kraft hatte mich verlassen und ich lag atemlos im nassen Gras und war nicht mehr fähig, mich weiter zu bewegen.

Zum ersten Mal seit langem hatte ich das Bedürfnis zu weinen. Ich hatte nicht geweint, als ich abgehauen war und ich hatte nicht geweint, als meine Mutter gestorben war.

Doch jetzt, als ich hier so lag, wollte ich weinen. Und mir wurde bewusst, dass ich ebenso wenig alleine sein wollte.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ich Flügelschläge hörte, doch ich blieb stumpf auf dem Boden liegen. Ich hätte sowieso keine Chance aufzustehen.

Linnea? Die Stimme klang vorsichtig und sehr unsicher. Trotzdem löste sie ein freudiges Kribbeln in mir aus.

Ich spürte die Bewegung direkt vor mir und mühsam öffnete ich die Augen. Die Rabengestalt hüpfte noch ein Stück näher und setzte sich dann direkt neben mich. Nach einem kurzen Moment spürte ich, wie sich ihr Kopf an meine Schulter legte.

Linnea, was machst du denn? Wing klang sehr besorgt und ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich wollte nicht, dass sich jemand um mich Sorgen machte und ich wollte kein Mitleid, doch ich konnte mir vorstellen, wie es aussah, wie ich hier lag.

Geh lieber weg. Ich bin eine Mörderin. Ich schüttelte mich. Eine Mörderin, hörst du?

Wing legte ihren Kopf direkt wieder an meine Schulter. Wieso das?, fragte sie leise.

Tja, ich habe meine Mutter umgebracht. Die Worte klangen hart in meinem Kopf und ich erwartete, dass Wing jeden Moment aufstehen würde. Sie würde wegfliegen und nie wiederkommen.

Doch sie tat nichts dergleichen. Sie wartete ab. Erzähl es mir, verlangte sie dann.

Ich atmete tief durch. Es gab kein Zurück mehr. Und in mir machte sich ein drängendes Gefühl breit. Ich wollte es ihr wirklich erzählen.

Ich hatte sie gerade gefunden. Ich habe so lange gesucht, weißt du. Und dann hatte ich sie endlich gefunden. Ich konnte mich noch genau an sie erinnern, als wäre es gestern gewesen.

Dann ist er aufgetaucht. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Wer?, fragte Wing.

Mein Vater. Meine Stimme war so leise, dass man sie kaum noch hören konnte. Er wusste es sofort. Und dann hat er...er hat verlangt, dass ich mich ihm anschließe.

Er wollte mit diesem Milling gegen die Menschen kämpfen und er wollte, dass ich auch kämpfe. Er hat gesagt, es wäre meine Pflicht, weil Menschen seine Schwester getötet haben. Er war ein Wolf, weißt du.

Ich wollte nicht weiterreden, doch Wing drängte mich nicht, sondern sie saß einfach da und nach einigen Minuten, konnte ich weitererzählen.

Er hat mir gedroht. Er hat gesagt, dass er sie umbringt. Ich habe ihm nicht geglaubt, nicht direkt. Und dann hat er sie angegriffen. Es hat nur Sekunden gedauert. Es ist meine Schuld, verstehst du? Ich bin der Grund, wegen dem sie tot ist.

Wenn ich zugestimmt hätte oder gekämpft hätte. Wing, dann würde sie noch leben. Ich habe sie umgebracht.

Wing schwieg, doch sie schmiegte ihren Kopf wenn möglich noch näher an meine Schulter. Ach Linnea. Was hättest du denn tun sollen?

Nicht das. Aber jetzt ist er tot. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme erleichtert klang. Vielleicht wollte ich es auch nicht mehr verhindern.

Er hat gesagt, dass er mich findet und mir noch mehr wehtut. Er hat gesagt, dass er sich rächt. Meine Stimme zitterte.

Aber jetzt kann er dich nicht mehr finden. Du bist in Sicherheit. Es tat so gut, diese Worte zu hören. Ich war so froh, dass Wing da ist.

____________________________________________

Heyy sweeties!!

Happy Valentines Day!

Eigentlich müsstet ihr heute so ein übelst sweetes Kapitel bekommen, mit allem drum und dran, doch das passt hier leider so überhaupt nicht...

Und ich habe weder einen Freund, noch ein Freundin, für alle, denen es heute auch so geht, und ich habe kein Problem damit...

Hättet ihr das erwartet? (Und nein, das war jetzt nicht auf meine vorherige Aussage bezogen xD)

Man liest sich sweeties!

Sisi <3<3<3<3

P.S.: Lots of Love zum Valentinstag!!!

P.P.S:

Wir sind einfach auf Platz 1 in Woodwalker!!!!! Danke!!!!

Woodwalkers, neue GesichterWhere stories live. Discover now