Unerwartete Gesellschaft

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Ich musste weggedämmert sein, denn als meine Gedanken wieder einsetzten, war es im Zimmer relativ dunkel und aus dem anderen Bett hörte ich leise Atemgeräusche.

Ich hob den Kopf und guckte zu Mia. Sie sah so friedlich aus, wie sie schlief. Als würde es für sie keine Probleme geben.

Leise seufzte ich und stand dann auf. Ich war kein bisschen müde, sondern hellwach. Immerhin war es bis vor ein paar Tagen normal für mich gewesen, um diese Zeit wach zu sein.

Ich beschloss, dass es nichts brachte, wenn ich wach im Bett lag. Genauso gut konnte ich auch nach draußen gehen und mir ein Abendessen jagen oder die Gegend erkunden.

Also öffnete ich das Fenster, diesmal schneller, als in der ersten Nacht, und kletterte möglichst leise nach draußen.

Ein kleiner Stein fiel klackernd in die Tiefe, aber Mia zuckte nur kurz zusammen und drehte sich dann um.

Obwohl ich vorgehabt hatte, mir etwas zu fressen zu suchen, zog es mich wieder nach oben.

Kurze Zeit später saß ich, wie schon in der ersten Nacht, auf der obersten Steinreihe und blickte in die Dunkelheit.

Trotz meiner Menschengestalt konnte ich gut sehen. Solche Augen waren schon ein großer Vorteil.

Am Himmel kreiste ein Vogel und aus dem Wald schrie leise eine Eule.

Hier oben war es so friedlich. Der Himmel war klar und die Sterne funkelten hell. Der Mond war zwar noch nicht ganz voll, aber er malte lange Schatten ins Gras vor der Schule.

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Es war eine wunderschöne Nacht und ich konnte sie zum ersten Mal seit Lange genießen, ohne ständig auf der Hut zu sein.

Ich lehnte mich entspannt mit dem Rücken gegen die Glaskuppel und legte den Kopf in den Nacken.

Plötzlich spürte ich eine Bewegung neben mir und hörte einen Flügelschlag.

Erschrocken fuhr ich herum. Ein dunkler Vogel war neben mir gelandet und aus der Nähe konnte ich deutlich spüren, dass es ein Woodwalker war.

Trotzdem rückte ich ein Stück zu Seite.

Der Vogel kam hinterher, hüpfte auf mich zu und legte dann den Kopf schief.

Keine Lust auf Gesellschaft? Langsam schüttelte ich den Kopf. Die Stimme kannte ich, ich hatte sie erst heute gehört.

„Wing", sagte ich fragend. Der Vogel wippte mit dem Kopf auf und ab.

Das sah unglaublich albern aus, weswegen ich leise kichern musste. Jetzt sah der Vogel sehr zufrieden aus.

Es ist schön draußen heute Nacht. Jetzt nickte ich und setzte mich wieder entspannter hin.

Ist es okay, wenn ich hierbleibe? Wings Stimme klang sehr leise und vorsichtig in meinem Kopf. Als hätte sie Sorge, dass ich sie wegschicke.

„Ja klar, alles gut", sagte ich flüsternd. Wing setzte sich ebenfalls bequemer hin.

Anfangs war es etwas merkwürdig, ihre Anwesenheit zu spüren, aber es störte mich überhaupt nicht, dass ich mal nicht alleine war.

Zum Glück redete sie nicht, sondern saß einfach nur schweigend neben mir.

Irgendwann zog ich die Beine an und legte den Kopf auf meine Knie.

So musste ich auch eingeschlafen sein, denn morgens wachte ich in derselben Position im Nieselregen auf.

Meine Muskeln waren total verspannt und ich fror leicht. Auch meine Klamotten waren feucht und klebten unangenehm auf meiner Haut.

Erst dachte ich, ich wäre alleine, aber dann flatterte eine schwarze Gestalt auf mich zu.

Auch mal wach, Schlafmütze?, fragte Wing munter und ich konnte nicht anders, als über ihre Art lächelnd die Augen zu verdrehen.

Ich würde die allerding empfehlen, dich zu beeilen, denn in zehn Minuten fängt deine Geschichtsstunde an.

Erschrocken riss ich die Augen auf und sprang dann auf. „Warum hast du nichts gesagt?", rief ich.

Wenn ich noch öfter zu spät kam oder Stunden verpasste, würde ich nicht besonders lange hierbleiben.

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Da wären wir wieder. Ich weiß, ihr habt lange gewartet, aber jetzt ist es endlich da...

Ich hab das Kapitel gerade erst geschrieben, daher hoffe ich einfach, dass sich keine Fehler eingeschlichen haben.

Wie fandet ihr es? Was denkt ihr, hat sich Wing dabei gedacht?

Woodwalkers, neue GesichterWhere stories live. Discover now