kapitel 16

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Stille.
Ich wünschte,
ich könnte sie mit der Wahrheit brechen.

„Romere, ich kann das erklären, ich schwöre es", versuche ich es erneut und blende Mr. Sunnyboy dabei komplett aus. Ich würde ihm zwar gerne die Schuld in die Schuhe schieben, aber es ist nicht seine Verantwortung, Romere von meinem berühmten Bruder zu erzählen. Ich habe so viele Gelegenheiten gehabt, aber die Chance nie genutzt oder wohl eher umgangen und das ist nun die Folge davon. Aber ich nehme mir fest vor, dass es nicht das Ende ist. Wir haben eine Chance verdient. Ich muss mich ihm auch erklären und das, bevor Mr. Sunnyboy die Situation nur noch schlimmer macht.

„Audrey", sagt Romere mit kühler Stimme. Seine Wut ist deutlich rauszuhören, genau wie auch sein Frust. Vielleicht ist das seine Art, damit umzugehen, dass er verletzt ist. Ich weiß, dass er Abstand möchte, um das zu verarbeiten, aber ich weiß auch, dass ich ihm diesen nicht geben kann, bis er sich wenigstens angehört hat, was ich zu sagen habe.

„Romere", flehe ich beinahe schon, als er vor der Fahrertür stehen bleibt und mir einen vernichtenden Blick zuwirft.

„Nein", sagt er ganz simpel. Ich will ihm nähertreten, aber er hebt abwehrend eine Hand.

„Nein, Audrey", wiederholt er. Er hebt sich mit einer Hand die Brust, als würde sie ihm wehtun. Vielleicht habe ich ihm diesen Schmerz zugefügt, aber das war alles nicht meine Absicht. Ich habe versucht, mich selbst zu schützen. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Entscheidungen getroffen, die mich davor hätten bewahren müssen, mein Herz brechen zu lassen oder auf irgendeine Weise verletzt zu sein. Nur habe ich damit veranlasst, dass ich mich selbst verletzt habe.

„Romere, du verstehst das nicht, jetzt hör mir doch bitte zu!" Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare, während ich versuche, die Hoffnung nicht zu verlieren. Er muss mich nur ausreden lassen, dann wird das alles wieder. Panik beginnt, sich in mir breitzumachen, aber ich zwinge sie zurück. Romere ist momentan wichtiger als die Dinge, die mein Kopf mit mir anstellt.

„Nein, ich verstehe es wirklich nicht." Er lacht rau auf. „Gott, ich wünschte, dass ich es verstehen würde, Audrey. Aber das tue ich nicht. Nach allem, was ich dir erzählt habe, glaubst du noch immer nicht, mir vertrauen zu können? Nach jeder Wahrheit hast du das Gefühl, dass ich dich ... ja, was denn eigentlich? Verhöhnen würde? Als irgendetwas abstempeln würde, was du nicht bist? Audrey, das hätte ich niemals getan. Ich hätte dir zugehört. Ich höre dir zu, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe und ich weiß nicht, wieso du so etwas Wichtiges nicht sagen wollen würdest. Wovor hast du denn solche Angst gehabt, verdammt? Ist es so schwer, mir zu vertrauen? Ehrlich zu sein? Wie soll ich dir denn glauben, wenn du mir Lügen über solch grundlegende Dinge erzählt hast?"

Romeres Atmung wird flacher, während er sich an dem Auto abstützt, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Besorgnis durchflutet mich, aber er winkt nur ab. Anscheinend sind diese Probleme mit der Atmung normal für ihn.

„Ich vertraue dir, Romere. Sehr. Sogar mehr, als du denkst, aber du verstehst das nicht", sage ich lahm. Und wiederhole damit eigentlich nur, was er schon gesagt hat. „Ich habe jahrelang Probleme gehabt und das steht nun in jedem Klatschmagazin weit und breit. Wenn mich die Leute sehen, sehen sie meinen Bruder. Sie lernen mich kennen, lügen mich an und umschwärmen dann meinen Bruder, weil er in jeder Hinsicht attraktiver zu sein scheint als ich. Und versteh das nicht falsch, ich bin nämlich keineswegs neidisch auf ihn. Ich bin froh, dass die Dinge für ihn endlich funktionieren, aber das ändert nichts an den Tatsachen und vor allem nicht daran, dass ich immer die Schwester des Rockstars sein und dafür verurteilt werden werde. Ich bin beinahe durch die Hölle gegangen – jahrelang! Und das steht jetzt in jeder Zeitung, weil ich ihm helfen wollte, seinen Ruf zu reinigen und mit meinen Problemen abzuschließen."

Save Me MaybeWhere stories live. Discover now