Die Anhörung

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23. Juli 1998| London, England


»Disziplinarische Anhörung des 23. Julis 1998, Fortführung der Verhandlung vom 22. Juli 1998. Gegenstand des heutigen Prozesses sind demnach die bereits genannten Straftaten, begangen von Todessern, indirekten Anhängern und Sympathisanten du-weißt-schon-«
Arbor Quill, der neue Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung, räusperte sich und richtete seine riesige Hornbrille, ehe er weitersprach.
»...Lord Voldemorts.«

Er ärgerte sich über sich selbst. Noch immer viel es ihm schwer den Namen des wohl dunkelsten Magiers ihres Jahrhunderts auszusprechen, gleichwohl die große Schlacht von Hogwarts und der damit verbundene Tod des dunklen Lords, fast zwei Monate zurück lagen. Gerade er, als Vertreter des Ministeriums, sollte den Menschen zeigen, dass der Name eines Toten, nichts weiter als eben jenes war; ein Name. Doch die Furcht der letzten Jahre steckte, wie bei so vielen anderen auch, in seinen Knochen und es würde vermutlich noch einige Zeit dauern, bis das dunkle vollständig aus den Köpfen der Menschen verschwinden würde.
Er seufzte schwer, dann schüttelte er kaum merklich den Kopf.

»Vorsitzender der Verhandlung ist Arbor Quill, das Protokoll führt Tiberius Ogden.« schloss er dann stockend und ordnete den Papierstapel vor sich, um ein wenig Zeit zu gewinnen, doch sein Blick glitt ungewollt zu den Angeklagten, die angekettet auf einer Bank, auf der anderen Seite des Gerichtsaals Nr. 10 saßen. Er hatte Spott in ihren Augen erwartet, oder Hohn, dafür, dass er es noch immer nicht fertig brachte den Namen ihres Meisters auszusprechen, doch die alten, gezeichneten Gesichter glichen den Masken, die die Todesser einst getragen hatten – er konnte keine Gefühlsregung erkennen.
Die Männer die dort saßen, waren bereits alle um die 70, doch jeder einzelne von ihnen wirkte weitaus gebrechlicher. Quill konnte nicht sagen ob es an den dunklen Steinwänden oder an dem flackernden Licht der Fackeln lag, dass die Männer so blass und durchsichtig wirkten, doch er zweifelte stark daran, dass sie bei Tageslicht sehr viel gesünder ausgesehen hätten.
Er mochte sich nicht vorstellen, was diese Männer in ihrem Leben gesehen und durchgemacht hatten. Er wusste, dass sie abscheuliches getan hatten, das meiste womöglich freiwillig und bereitwillig, doch diese alten Männer waren einst die Kinder von jemandem gewesen. Unschuldig. Und trotzdem saßen sie nun hier.
Tiberius Ogden, ein kleiner Mann mit rotem Gesicht und einem ausladenden Oberlippenbart, der an einem schmalen Tisch neben Quill saß, räusperte sich und warf Quill einen auffordernden Blick zu.

»...Den Angeklagten wird unter anderem die Verherrlichung, Verbreitung und Zurschaustellung der Rassentrennung und die Nutzung der unverzeihlichen Flüche, die den Imperius-Fluch, den Cruciatus-Fluch und den Todesfluch betreffen, vorgeworfen. Dementsprechend wird ihnen ebenfalls zur Last gelegt Muggel, Muggelstämmige, Widerstandskämpfer und sogenannte Blutsverräter verfolgt, diskriminiert, gefoltert, getötet und der Freiheit beraubt zu haben. Weitere Anklagepunkte, wie das vorsätzliche Zaubern in Gegenwart von Muggeln, Diebstahl, Spionage und dergleichen sind unter dem dritten Spiegelstrich auf der 14. Seite nachzulesen.«
Als Arbor Quill von seinem Pergament aufsah, war seine Brille ihm auf die Spitze seiner Knollennase gerutscht, doch er ignorierte sie.
Einige der Hexen und Zauberer, die mit ihren Pflaumenfarbenden Umhängen auf den ansteigenden Sitzbänken um die alten Männer herumsaßen, waren aufgesprungen, riefen Beleidigungen und Drohungen durch den Raum oder spuckten auf den Boden.

»Ach, das ist doch alles Schwachsinn.« zischte Armelle Bronwyn gereizt, eine Hexe mittleren Alters, mit braunen krauseligen Haaren und einem Spitzhut, der schief auf ihrem Kopf saß. Sie sprach zu einem dicken Mann, dessen buschige Augenbrauen fast seine Augen verdeckten. Tilden Toots, der wie Armelle seine Augen starr auf die alten Männer vor ihnen richtete, gab einen fragenden Laut von sich.
»Jeder weiß doch wer auf der Seite von du-weißt-schon-wem stand, sie haben sich alle offen gezeigt. Niemand wird diesen Imerpius-Quatsch noch ein zweites Mal glauben.« stellte sie stirnrunzelnd fest. »Und trotzdem veranstaltet das Ministerium eine Märchenstunde mit Mördern, anstatt sie alle nach Azkaban zu schicken.«
Tilden schnaubte belustigt.
»Ich habe gehört, sie waren schon in ihrer Schulzeit mit du-weißt-schon-wem befreundet.« brummelte der dicke Mann und warf einen verstohlenen Blick auf seine Sitznachbarin, um ihre Reaktion zu sehen. »Und wenn das stimmt, dann sag ich dir, kriegen mich keine zehn Zentauren aus diesem Saal.«
Armelle schüttelte abwesend den Kopf.
»Es interessiert mich nicht welchen ZAG du-weißt-schon-wer geschafft hat oder wie oft er nachsitzen musste. Er ist tot und nur das zählt. Die Menschen brauchen erst einmal Zeit um alles zu verarbeiten und nicht diese Prozesse, die ständig alles wieder aufwirbeln.«
Die Frau, die neben Armelle saß, warf ihnen einen strengen Blick zu, sodass sie verstummte und sich auf Quill konzentrierte, der sich anscheinend wieder gefangen hatte.

»Meine Damen und Herren, ich bitte Sie.« sagte Quill entrüstet, doch machte keinen weiteren Versuch die Menge zu beruhigen. Viele der Anwesenden hatten Angehörige und Freunde verloren, waren selber angegriffen oder sogar gefoltert worden, und so schien es Quill nicht gerechtfertigt ihnen diesen Moment nicht zu gewähren.
Er wartete einen Augenblick, ehe er weitersprach.
»Die Angeklagten wurden bereits schuldig gesprochen, somit soll heute lediglich der Strafumfang bestimmt werden, der davon abhängig gemacht wird, wie freiwillig oder bereitwillig die Angeklagten gehandelt haben.« erklärte Quill.

»Ich werde nun mit der Belehrung der Zeugen beginnen, sollten sie als Zeuge in Betracht kommen, so möchte ich Sie bitten sich jetzt zu erheben.« sprach er an die Zuschauer gewandt und beobachtete, über seine Brillengläser hinweg, wie die Zeugen sich erhoben. »Wären das alle? Gut.«
Quill drückte sich die Brille wieder auf den Nasenrücken und blinzelte einige Male.
»Ich kläre Sie hiermit darüber auf, dass sie als Zeuge vor Gericht die Wahrheit sagen müssen. Sollten Sie sich nicht mehr sicher sein, möchte ich Ihnen nahelegen uns dies mitzuteilen, bevor Sie eine Falschaussage machen. Dies, sowie auch das Verschweigen von Informationen gilt als Straftat, also fragen Sie besser nach, wenn Sie sich unsicher sind. Erwecken Sie bei uns das Gefühl unehrlich zu sein, behalten wir uns das Recht vor, in diesem besonderen Fall Veritaserum einzusetzen, um mögliche Auslassungen oder Veränderungen der Erläuterungen ausschließen zu können.« Quill räusperte sich. »Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie diese jetzt stellen.«
Erneut wartete er einen Moment, doch es blieb still.
»Nun denn, ich möchte unsere Zeugen dann bitten den Saal zu verlassen und draußen zu warten, damit jeder von Ihnen uns objektiv und unabhängig voneinander über die damaligen Ereignisse informieren kann ohne sich von anderen Aussagen beeinflussen zu lassen.«
Er nickte zwei Zauberern zu seiner linken zu, die die Zeugen aus dem Saal herausführten.
»Kommen wir zu den Angeklagten.« erklärte Quill sachlich. »Ich werde Sie nun bitten einzeln nach vorne zu treten und sich auf die Stühle vor mir zu begeben. Wir beginnen auf der linken Seite.«
Quill nickte erneut und zwei Männer mit blauen Umhängen zu, die sich augenblicklich erhoben und einen der Männer zu dem Stuhl in der Mitte eskortierten. Er schien ein steifes Bein zu haben, denn er stützte sich auf einen gebogenen, silbernen Gehstock, der bei jedem zweiten Schritt mit einem nachhallenden Knall aufkam. Quill kam nicht umher ihn mit Griselda Marchbanks zu vergleichen, die mit ihren 117 Jahren jedoch noch weitaus agiler wirkte.
»Bitte setzten Sie sich.« sagte Quill und deutete auf einen der massiven Stühle, die vor dem Podium aufgestellt waren. Langsamer als ihm lieb war, humpelte der Mann auf einen der Stühle zu und ließ sich schwerfällig darauf nieder. Sofort umschlossen gold-glühende, dicke Eisenringe seine Fuß- und Handgelenke.

»Um den da sollte man sich besser kümmern. Hat auch auf der dunklen Seite gekämpft.« flüsterte Armelle dann plötzlich und deutete mit dem Kinn in Richtung der Zuschauerbänke, die sich hinter den Angeklagten befanden. Tilden folgte ihrem Blick, zu einem schlaksigen, sehnigen Jungen mit spitz zulaufendem Gesicht und hervorstehendem Augenbrauenbogen.
»Der Junior? Sieht nicht aus als könnte er einem Gnom etwas zuleide tun.« raunte er ihr zu und schob die Lippen vor.
»Sssscht!« machte die Frau, die neben Armelle saß und warf den beiden einen verärgerten Blick zu.
»Jaja.« gab Armelle zurück, lehnte sich allerdings nur ein wenig weiter zu Tilden hinüber.
»Das ist sein Sohn, Theodore. Äußerlich sind sie sich nicht besonders ähnlich, aber von dem was ich gehört habe, teilen sie dieselben Ansichten. Hat nur nicht so viel Mumm wie sein Vater, gehört aber trotzdem hinter Gitter, wenn du mich fragst.«

Es stimmte, denn obwohl der Mann alt und gebrechlich wirkte, Ähnlichkeiten mit einem Kaninchen hatte er definitiv nicht. Sein Alter hatte zwar Spuren hinterlassen, doch seine schmale gerade Nase, die hohen Wangenknochen und die strahlend blauen Augen mit den langen Wimpern ließen darauf schließen dass er einmal ein sehr gutaussehender Mann gewesen war. Nun jedoch glänzte das Licht der Fackeln auf seiner Glatze, seine Haut wirkte durchsichtig und vertrocknet und eine große Brille mit dicken, runden Gläsern saß auf seiner Nase, die seine traurigen Augen stark vergrößerte.
»Den Alten zu befragen kann bestimmt noch nützlich sein. Sein Junge ist nur ein kleiner Fisch, der weiß doch nichts.«
Armelle brannte es auf der Zunge ihm zu widersprechen und ihm zu erklären, dass es nicht um nützliche Informationen, sondern um Gerechtigkeit geht, brummte allerdings nur missmutig, als sie den Blick ihrer Sitznachbarin auffing.
»Also dann. Ich werde, wie auch gestern schon, damit beginnen Ihre Personalien unter dem Einfluss des Veritaserums abzugleichen, um eine Verwechslung oder Täuschung Ihrerseits ausschließen können. Sind Sie bereit?«
»Ja.«
Quill nickte und eine Frau mit einem Tablett, auf dem fünf kleine Fläschchen mit einer klaren, durchsichtigen Flüssigkeit und eine Pipette lagen, durchquerte den Saal. Sie tröpfelte dem Angeklagten den Inhalt der ersten Flasche in den Mund, ehe er sich schnell wieder auf ihren Platz begab.
»Wie lautet ihr vollständiger Name?«
»Theophilus August Nott.«
Quill glich die Antwort mit seinen Pergamenten ab und nickte.
»Wann und wo wurden Sie geboren, Mr. Nott?«
»Am 25. Juli 1927 in Portsoy, Schottland.«
Wieder nickte Quill.
»Wie lautet ihr Familienstand?«
»Ich bin verwitwet.«
»Dann die letzte Frage, zu welcher Zeit besuchten Sie Hogwarts?«
»Von 1938 bis 1945.«
»Nun gut, der nächste bitte.«

Nach und nach befragte Quill auch die anderen Männer, ehe er den kleinen Pergamentstapel vor sich an eine Person neben sich weitergab.
»Dann... kommen wir jetzt zum ersten Zeugen.« sagte er und drückte seine Brille mit dem Zeigefinger gegen seine Nasenwurzel.
Wie auf Knopfdruck öffnete sich die Tür und der große Mann mit dem blauen Umhang trat, gefolgt von einer schrulligen, alten Dame wieder herein. Ihre grauen melierten Haare hatte sie unter einem Melonen-ähnlichen Hut versteckt, der passend zu ihrer Perlenbesetzten Handtasche in einem knalligen lila leuchtete und an ihren Ohren baumelten Ohrringe, die stark an Türklopfer erinnerten. Sie schlurfte etwas und lief leicht gebückt, doch ihre dunklen Augen huschten immer wieder aufmerksam durch den Raum, während sie gemächlich auf den anderen Stuhl in der Mitte des Saals zu trottete.

»Wie lautet der Name?«
»Arabella Doreen Figg...Sir.« sagte die Frau und nesselte nervös an dem Griff ihrer Handtasche herum. Der alte Nott warf ihr einen überraschten Blick zu.
»Die Squib?« fragte Tilden Toots gerade heraus, schrumpfte allerdings ein wenig, als er Quills Blick auffing. Mrs. Figgs Wangen färbten sich rosa und ihre Augen huschten nervös zu dem untersetzten Zauberer mit den buschigen Augenbrauen.
»Genau.« gab Arabella dann leise von sich und schob die Lippen vor. »Ich wohne im Glyzinienweg 4, in Little Whinging, Surrey.«
»Verzeihen Sie mir die Frage, Mrs. Figg, aber wie kommen gerade Sie dazu, sich in diesem Verfahren als Zeugin zu melden? Soweit ich das richtig verstanden habe, haben Sie Hogwarts nie besucht.«
Mrs. Figgs Lider flackerten beleidigt.
»Es sind natürlich nicht meine Erinnerungen, die ich Ihnen mitteilen möchte.«
»Entschuldigen Sie, ich fürchte ich verstehe nicht ganz.« sagte Quill und schüttelte verdattert den Kopf. »Genau deswegen sind wir doch aber hier, Mrs. Figg, dies ist eine Anhörung, keine Diskussionsrunde.«
»Ich kann Ihnen dennoch genau erzählen, was damals passierte.« fuhr die alte Dame ungeachtet fort und nickte verschwörerisch.
Quill seufzte schwer und ließ sich in seinen Stuhl zurück fallen. Einige Mitglieder des Zaubergarmots, so auch Armelle Bronwyn, kicherten, sodass Mrs. Figg schüchtern in die Reihen sah und sich das leichte rosa von ihren Wangen in ihrem gesamten Gesicht ausbreitete.

»Ich kannte ein Mädchen, dass ebenfalls mit dem...das ebenfalls in den 40er Jahren Hogwarts besuchte.«
»Madame, bei allem Respekt, wir haben Zeugen, die selber zu dieser Zeit die Schule besuchten.« versuchte Quill ihr zu erklären, doch die Frau schüttelte den Kopf.
»Natürlich, natürlich.« sagte die alte Dame und räusperte sich. »Es ist nur so, ich habe ihre Erinnerungen gesehen und ich denke, dass sie dem...äh..Tom Riddle am nächsten stand. Also näher als irgendjemand sonst, verstehen Sie?«
»Sie haben Ihre Erinnerungen gesehen?« wiederholte Quill und runzelte die Stirn. »Wie soll jemand wie Sie denn die Möglichkeit haben sich Erinnerungen von jemand anderem anzusehen?«
Die rosa Farbe ihn ihrem Gesicht verstärkte sich.
»Nun, ähm- Ich... «
»Verzeihen Sie mir meine Wortwahl, Mrs. Figg. Ich wollte Sie nicht kränken.« sagte Quill, doch es klang ungeduldig, was die aufmunternde Wirkung der Worte ein wenig schwächte. »Wie ist der Name ihrer Freundin und wieso berichtet sie uns nicht selbst was geschehen ist?«
Die alte Dame sah zu Boden.
»Annora Burke.« entgegnete sie und räusperte sich. Der Kopf des alten Nott's schoss erneut in die Höhe, doch sie schenkte ihm keine Beachtung.
»Ich verstehe...«
»Ich dachte ihr Schicksal sei jedem bekannt, ich kann aber natürlich auch-«
Quill unterbrach sie und wedelte mit der Hand. »Ich glaube wir wissen alle, was damals mit ihr passiert ist. Bitte, fahren Sie fort, Mrs. Figg.«

»Natürlich, Sir. Naja, sie stand eines Tages vor meiner Tür.« begann sie dann und lehnte sich leicht nach vorne. »Sie blieb damals zum Essen, wir hatten uns schon sehr lange nicht mehr gesehen, müssen Sie wissen. Und kurz bevor sie ging gab sie mir ein Glas mit diesem leuchtenden Wasser. Ich dachte es wäre einfach nur Dekoration, es war so hübsch und bewegte sich immer, so als wäre es ... lebendig. Sie sagte ich solle gut darauf aufpassen und dass es sehr wertvoll wäre.«
Während sie erzählte schien sie etwas mutiger zu werden, denn die Röte wurde blasser und ihre Stimme fester.
»Ich habe es damals in mein Wohnzimmer gestellt, damit ich es immer ansehen konnte. Auf dem höchsten Regal natürlich, Tuffy und Snowy hätten es sonst kaputt gemacht, können Sie sich das vorstellen? Meine kleinen Rabauken!« sagte sie und kicherte dann leise.
»Tuffy und Snowy?« unterbrach Quill verwirrt, doch Mrs. Figg ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Mr. Tibbles, mein Kater, würde nie auf die Idee kommen, er ist ja so ein guter...«
»Sie gab Ihnen ein Glas mit leuchtendem Wasser.« wiederholte Quill, die Schwärmereien der Frau ignorierend, und runzelte die Stirn. Mrs Figg nickte heftig.
»Es war natürlich kein normales leuchtendes Wasser.« sagte sie dann verschwörerisch und beugte sich noch weiter nach vorne, nun ohne eine Spur von Unsicherheit.
»Albus Dumbledore – oh, Merlin hab' ihn selig - machte mich vor einigen Jahren ausfindig. Ich lebte in der Nachbarschaft von Harry Potter müssen Sie wissen...Albus bat mich ein oder auch zwei Augen auf den Jungen zu haben.« erzählte sie stolz und zwinkerte Quill zu.
»Zweifellos hatte er sofort erkannt was sich in dem Glas befand...der Gute...Naja, jedenfalls fragte er mich woher ich es hatte und ich erzählte ihm, es wäre ein Geschenk einer alten Freundin. Als er mir erklärte, es würden sich um ihre Gedanken und Erinnerungen handeln, war ich selbstverständlich etwas erschrocken und ein wenig ekelig fand ich es auch, muss ich zugeben...« Mrs Figg lächelte entschuldigend, als hätte sie Quill gesagt er habe Mundgeruch. Dieser stieß einen genervten Seufzer aus.

»Mrs. Figg...« begann Quill, ohne sich besondere Mühe zu geben freundlich zu klingen, doch er wurde von Mrs. Figg unterbrochen.
»Natürlich, natürlich. Albus brachte mich sofort nach Hogwarts. Er sagte alle Termine für diesen Tag ab, also schien es sich um eine sehr frappierende Entdeckung zu handeln. Es war ein tolles Gefühl so wichtig zu sein, auch wenn es eigentlich natürlich gar nicht um mich ging. Sie müssen verstehen, als Squib war es immer ein Traum von mir gewesen einmal durch die Gänge und über das Gelände zu streifen...alles mit meinen eigenen Augen zu sehen war ein unglaubliches Gefühl...ich kann Ihnen sagen, ich würde alles dafür geben dieses wunderbare, wunderbare Schloss noch einmal von innen zu sehen.«
»Mrs. Figg, bitte kommen Sie auf den Punkt.«
»Jaja doch. Wo war ich? Ahja. In Hogwarts angekommen führte er mich direkt in sein Büro und ließ ein silbernes Waschbecken durch den Raum fliegen. Sehr verblüffend, wie Sie sich sicher vorstellen können. Jedenfalls kippte er das leuchtende Wasser in das Waschbecken und wir fielen hinterher. Wie bei Alice im Wunderland, nur dass es ein Waschbecken und kein Loch im Boden war, richtig?«
Sie lachte, doch als niemand einstimmte räusperte sie sich verlegen und das Rosa kehrte auf ihre Wangen zurück.
»Und dann?« fragte Quill sie, schien die Frage aber gleichzeitig schon wieder zu bereuen. Er stützte sein Kinn auf seine Hand und sah die schrullige Frau mit schweren Lidern an.
»Dann erlebten wir, was sie erlebt hat. Das so etwas überhaupt möglich ist, das muss man sich einmal vorstellen!«
»Wie meinen Sie das, Sie haben erlebt was sie erlebt hat?«
»Nun, es war alles irgendwie ein wenig trüb, wissen Sie? Als wäre ein Spiegel beschlagen oder als würde man durch Nebel schauen...ja, eher wie Nebel. Aber ich sah alles woran Sie sich erinnerte. Wie durch ihre Augen. Einfach unglaublich.«
Quill hob die Augenbrauen und schnaubte.

»Mr. Nott. Können Sie irgendetwas von dem, was Mrs. Figg uns gerade erzählt hat bestätigen?«
Der alte Mann nickte.
»Wir waren Nachbarn, damals in Portsoy und unsere Eltern waren befreundet. Vor Hogwarts haben wir, meine Schwester, meine Cousine und ich, viel Zeit mit Bella verbracht.«
Er schwieg einen Moment und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Von dem Besuch weiß ich nichts.«
Quill atmete schwer aus, kaum glaubend, was er im Inbegriff zu tun war.
»Also gut Mrs. Figg, ich bin gewillt Sie anzuhören.«
»Danke, sehr freundlich von Ihnen, vielen Dank.« sagte die Frau und schenkte dem Zaubergarmot und den Zuschauern ein dankendes Lächeln, doch die gelangweilten und belustigten Gesichter, die ihr da entgegenblickten, ließen es schnell wieder verschwinden.
»Legen wir los.«

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⏰ Last updated: Jan 05, 2022 ⏰

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