Prolog

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Als ich klein war habe ich noch an Gott geglaubt. Ich habe immer gebetet, dass es meiner Familie gut gehen soll, dass wir endlich genug Geld haben und meine Mamá gesund wird. Dass er einen seiner Engel schicken wird, welcher meine Familie und mich beschützt, doch das ist nie geschehen.

Als ich vierzehn Jahre alt war, da starb mein Papá bei einem Autounfall. Irgendein Idiot ist über eine rote Ampel gefahren und hat ihn mitgenommen.

Da ich keine weiteren Verwandten hatte, musste ich meine Mamá alleine versorgen. Doch das ging nicht, ohne Geld.

Das war das erste Mal, als ich was gestohlen habe. Ich habe von einem Klassenkameraden das Essensgeld, welches seine Eltern ihm mitgegeben haben, geklaut. Das habe ich auch bei vielen anderen gemacht.

Mit sechzehn Jahren habe ich auch mit größeren Sachen angefangen. Ich habe ein paar Freunde gefunden und wir haben zusammen viele Tankstellen ausgeraubt. Und es hat nicht aufgehört.

Tagsüber arbeitete ich in einem kleinen Diner, in der Nacht raubte ich, zusammen mit meinen beiden Freunden, Abril und Aarón, Tankstellen aus.

Irgendwann haben wir den Kontakt verloren, ich wurde Krankenschwester und habe aufgehört zu stehlen.

Das heißt, bis Mamá schlussendlich doch den Kampf mit dem Krebs verlor und ich realisierte, dass es Gott nicht gab und auch keinen Schutzengel. Ich war am Tiefpunkt, habe meinen Job gekündigt und habe so weitergemacht wie früher:

Tagsüber Diner, Nachts Tankstellen.

Mit der Zeit habe ich mich mehr getraut. Aus Tankstellen wurden kleinere Geschäfte und aus kleineren Geschäften wurden Juweliere.

Ich habe wertvollen Schmuck, Bargeld und Diamanten gestohlen.

Und ich war erfolgreich. Ich wurde nie erwischt und es wurde nie eine Spur zu mir gefunden. Niemand wusste was ich tat, nichtmal die besten Beamten Spaniens oder sogar ganz Europas. Ich war wie ein Schatten.

Doch dann ist dort dieser Mann. Ein totales Genie. Keine Vorstrafen, der Polizei nicht bekannt.

Er trägt eine Brille und hat braune Haare. So welche, durch die man einfach durchwuscheln möchte, weil sie so weich aussehen. Er kleidet sich wie ein Professor. Er ist ja auch ein Professor, nein...

Er ist der Professor.

__________

In der Nachmittagssonne schlage ich meinen Weg zurück nach Hause ein. Ein leichter Wind weht durch die Straßen und macht meine blonden, brustlangen Haare etwas durcheinander, was mich aber nicht weiter stört.

Ich habe meine Frühschicht und Einkäufe erledigt und kann jetzt einen entspannten Nachmittag auf der Couch genießen.

Ich bin bei dem Gebäude, wo sich meine kleine Wohnung drin befindet, angekommen. Ich krame meine Schlüssel raus und möchte die Gebäudetür aufschließen, als hinter mir eine Stimme ertönt:

"Señorita López?"

Ich drehe mich um und sehe einen braunhaarigen Mann mittleren Alters und mit Brille und Bart vor mir stehen.

Knapp nicke ich. "Und sie sind?"

"Nennen sie mich bitte einfach Professor." antwortet mir mein Gegenüber und reicht mir die Hand, welche ich mit hochgezogener Augenbraue schüttele.

"Okay, Professor. Kann ich ihnen irgendwie helfen?" Er grinst leicht während er antwortet:

"Wie hören sich für Sie 2,4 Milliarden Euro an? Ich stelle ein Team für den wohl größten Raubüberfall seit Jahrzehnten zusammen und ich dachte mir, dass sich eine äußert kluge und hartnäckige Frau mit medizinischen Erfahrungen und Durchsetzungsvermögen sehr gut eignet."

Er macht eine kurze Pause und schnippt seine Brille zurück, bevor er weiter redet.
"Außerdem wurden sie noch nie bei einem ihrer Überfälle geschnappt, noch wurden jemals irgendwelche Beweise gefunden, die auf sie zurückführen. Sie haben sie immer schnell genug beseitigt."

Mit großen Augen und offenem Mund sehe ich ihn an. Woher zur Hölle weiß er das? Sofort bombardiere ich ihn mit den ersten Fragen, die mir in den Sinn kommen:

"Woher wissen sie das? Sind sie ein Bulle? Bin ich jetzt verhaftet? Sollte ich mir einen Anwalt zulegen?"

Das Grinsen auf dem Gesicht des Professors ist immer noch da und er hob beschwichtigend die Hände. "Alles in Ordnung. Ich bin nicht von der Polizei. Ich möchte Ihnen nur eine Chance geben, señorita López."

"Was für eine Chance?"

"Wieder etwas aus ihrem Leben zu machen und nie wieder im Leben arbeiten zu müssen."

Tatsächlich hört sich das nicht so schlecht an, doch eine Frage ist noch offen:

"Haben sie mich gestalkt oder woher wissen sie das alles?" Seine Augen werden größer und er stammelt kurz etwas vor sich hin.

"N-Nein, ich-ich habe sie nicht gestalkt, señorita López. Ich brauchte nur Leute für das Team, also habe ich sie für ein paar Wochen be-beobachtet."

"Professor, das nennt man stalken."

"Ich- also- Nunja, wissen Sie, ich- also...  J-ja, ja, ich habe sie gestalkt. Aber ich bin nicht in ihre Wohnung eingebrochen und habe sie auch nicht beim Duschen oder Schlafen beobachtet!" bringt er schließlich peinlich berührt hervor und schnippt seine Brille zurück, ehe er verlegen auf den Boden guckt.

Auf meine Lippen schleicht sich ein belustigtes Lächeln, denn dieses Gespräch war äußerst amüsant. Schlussendlich stimme ich dem Raubüberfall des Professors zu:

"Wann und wo?"

mi amor || Berlin fanfiction (La Casa De Papel)Where stories live. Discover now