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Zusammengekauert saß ich auf dem alten Bett.
Allein.
Eingesperrt.
Ohne etwas zu essen.
Viele verschiedene Dinge schwirrten in meinem Kopf umher und ich tat nichts anderes,als gegen die kahle Wand zu starren.
Wieso wurde ich gekidnappt?
Wissen meine Eltern Bescheid? Machen sie sich Sorgen?
Haben sie vielleicht sogar die Polizei gerufen,um mich ausfindig zu machen?
Wer war dieser mysteriöse junge Mann,der mich entführt hat?
Und wieso passte sein Aussehen überhaupt nicht zu einem Kidnapper?
Schnell schüttelte ich meinen Kopf,um ihn etwas leerer zu bekommen.
Ich konnte das ganze immernoch nicht glauben.
Immer wieder hoffte ich,dass auf einmal überall Kameras auftauchen würden und ich in Wirklichkeit an irgendeiner Fernsehshow fürs Verarschen anderer Menschen als Überraschungsgast teilnahm.
Aber nein,so war es nicht.
Das ganze hier war die Realität und dieser konnte ich nicht entkommen.
6 Tage ist es nun her,seit er sich hier blicken lassen hatte.
6 Tage ist es nun her,seit ich etwas gegessen hatte.
Etwas zu trinken hatte ich natürlich auch nicht,aber ich benutzte einfach das Wasser aus dem Badezimmer,sonst würde ich früher oder später einfach verdursten.
Aber wenn ich es mir Recht überlegte,wäre es eigentlich gar nicht so schlimm,wenn ich sterben würde.
Ich seufzte leise und ballte mit der letzten Kraft,die ich hatte meine Fäuste zusammen.
'Du schaffst das..du wirst das überleben und hier rauskommen und..-'
Ich verstummte.
Man hörte sie wieder.
Man hörte seine Schritte laut und deutlich durch den Flur vor der Tür hallen und immer näher kommen.
Ich riss in Zeitlupe meine Augen auf und quetschte mich mit meinem Rücken an die Wand.
Dabei blieb ich aber auf dem Bett sitzen und war ganz still.
Ich hatte das Gefühl,man könnte in dieser Stille jetzt eine Stecknadel fallen hören,wenn da bloß nicht diese Schritte wären,die immer näher an meinen Raum kamen.
Eine Weile verharrte ich in derselben Position und konzentrierte mich auf die hallenden Geräusche,als mich plötzlich nurnoch Stille umgab.
Nur mein stockender Atem war jetzt zu hören.
Doch dann hörte man noch etwas.
Nämlich das Schlüsselgeraschel in dem Schloss meiner Eisentür.
Relexartig drückte ich meine Hände zusammen und sah mit großen Augen zur Tür,die gerade schwungvoll geöffnet wurde.
Ein dreckig grinsender Typ betrat den Raum und blickte mir entgegen.
In der Hand hielt er eine Tüte mit etwas Essbarem darin.
Ich blickte ihn kalt an,konnte jeddoch einen sehnsüchtigen Blick auf die Tüte nicht verbergen.
'Na Kleines? Hast du Hunger?',kam es von seiner Seite.
Ich aber drehte als Antwort nur demonstrativ meinen Kopf zur Seite.
Und obwohl ich ihn nicht ansah,spürte ich,dass sein Blick deutlich kühler wurde.
'Ich habe dir eine Frage gestellt!',wurde er jetzt lauter.
Langsam drehte ich meinen Kopf wieder zu ihm und blickte direkt in seine Augen,die auf einmal nurnoch wenige Meter von mir entfernt waren.
Schnell blinzelte ich einige Male und wollte aus Reflex noch um einiges nach hinten weichen,doch die kalte Wand hielt mich davon ab.
'Antworte verdammt!',schrie er jetzt schon fast und kam mit bedrohlichem Blick noch um einiges näher.
'J-ja hab ich..',bekam ich heraus.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich ein wenig und er warf mir die Tüte samt Inhalt auf den Schoß.
Dann setzte er sich auf das Bett und sah mich aus erwartungsvollen,aber immernoch wütenden,Augen an.
Langsam lies ich meinen Blick über die Tüte schweifen und öffnete diese dann auch vorsichtig.
Der Inhalt war für mich ein mehr als nur erfreulicher Anblick.
Ein belegtes Brötchen.
Zwar hört sich das nicht sonderlich viel an,aber für mich war in diesem Moment das beste,was ich jemals gesehen hatte.
Hungrig biss ich in das Brötchen und genoss es,endlich mal wieder etwas essen zu können.
Nach einigen Minuten hatte ich das Brötchen ganz verputzt und sah auf.
Direkt in sein Gesicht.
Direkt in seine Augen.
Und ich war sofort fasziniert.
Er hatte klare,blaue Augen,die mich von der anderen Seite des Bettes aus anfunkelten.
Schnell blinzelte ich einige Male und wagte es nicht auch nur etwas zu sagen.
Ich wollte nämlich nicht noch einmal angeschrieen werden.
Und wer wusste schon,ob er mir auch noch mehr antun konnte,außer mich anzuschreien.
Doch innerlich wusste ich jetzt schon,dass er zu mehr fähig war,als mich nur anzuschreien.
Und ich hatte dieses schlechte Gefühl,dass er mir bald mehr antun würde.
'Bist du dann mal fertig?',ertönte auf einmal seine genervte Stimme links neben mir.
Ich nickte leicht,antwortete aber gleich danach.
'Ja bin ich'
Er nickte nur und schaute emotionslos gegen eine Wand.
Ich musterte ihn vorsichtig.
Wie hieß er bloß?
Und wieso tat er mir das alles an?
Hatte ich denn irgendetwas getan,weshalb er sich jetzt an mir rächen wollte?
'Wie heißt du?',fragte ich plötzlich und ohrfeigte mich in Gedanken dafür.
《Verdammt was fragst du denn bloß?! Dummes Mundwerk...》
'Sieh mal einer an,was ist denn los,dass du auf einmal meinen Namen wissen willst? Hast du etwa Interesse an mir?',antwortete er mir nur dreckig grinsend und packte grob meinen Arm.
Ein kalter Schauer fuhr über meinen Rücken,als sich seine Hand auf meinem Arm etwas zusammendrückte und mich ruckartig zu sich zog.
Spöttisch blickte er auf mich herab und sein Gesicht wurde grimmiger.
'Hast du allen Ernstes gedacht,ich würde dir soetwas wie meinen Namen anvertrauen?!'
Mein gesamter Körper war wie erstarrt,doch ich schaffte es dennoch meinen Kopf zu schütteln.
'Ich..es..es tut mir Leid ich..es war keine Absicht',stammelte ich und schluckte.
Sein Gesicht aber blieb weiterhin dunkel und er griff mit seiner anderen Hand nach meinem zweiten Arm.
Nun drückte er beide Hände sehr fest auf meinen Armen zusammen und zischte:
'Ich will nie wieder solche Fragen hören,haben wir uns verstanden?!'
Ich versuchte meine Schmerzen zu unterdrücken und nickte mehrmals nacheinander.
'Ja ich habe verstanden..',murmelte ich und schluckte nochmals.
'Schön,dass das jetzt klar ist',meinte er nurnoch und lies meine Arme dann endlich los.
Sofort zog ich diese an mich ran und betrachtete bedrückt seine Handabdrücke,die klar und deutlich auf meinen Armen zu erkennen waren.
Mit raschen Schritten marschierte er zur Tür,blieb aber noch einmal stehen.
'Langsam solltest du verstehen,dass du in meiner Gewalt bist und ich dich nicht mehr hier rauslasse. Ich mache mit dir was ich will damit das klar ist! Wenn ich dich schlagen will,dann schlage ich dich! Wenn ich dich anschreien will,dann schreie ich dich an! Und wenn ich meinen Spaß haben will..'
Er grinste dreckig und wandte sich mit dem Rücken zu mir.
'Dann habe ich meinen Spaß'
Die Tür fiel quietschend ins Schloss und ich blieb total bewegungsunfähig auf meinem Bett zurück.
Seine Worte hallten immernoch in meinem Kopf und fanden keinen Weg nach draußen mehr.

Und wenn ich meinen Spaß haben will,dann habe ich Spaß..dann habe ich Spaß..dann habe ich Spaß..habe ich Spaß..habe ich Spaß..Spaß...Spaß

Ohne es zu merken fing ich an meinen Kopf zu schütteln.
Immer schneller und schneller schüttelte ich ihn,um diesen Satz wieder herauszubekommen,aber zwecklos.
Das konnte doch gar nicht wahr sein! Ich konnte nicht so enden,ich durfte es einfach nicht!

Panisch stand ich auf und lief an die kalte,eiserne Tür in dem kleinen Raum,in dem ich mich befand.

'Das darf nicht sein..',flüsterte ich immer wieder vor mich hin.

'Das darf einfach nicht sein..'

Langsam lies ich mich an der Tür hinuntergleiten und versuchte mich zu beruhigen.

Ich spürte seine rauen,kalten Hände noch immer an meinen Armen und schauderte.

'Was willst du bloß von mir?!',schrie ich die ganze Wut und Angst aus mir heraus.

Vielleicht etwas zu laut.

Vielleicht auch etwas zu wütend.

Aber ich hörte ihn ganz genau in dem dunklen Gang hinter meiner Tür herumlaufen und lachen.

'Unser Spiel hat gerade erst begonnen Kleines!'

In love with my KidnapperWhere stories live. Discover now