𝐏𝐀𝐑𝐓 𝟐 | 𝐆𝐎𝐑𝐄𝐓𝐙𝐊𝐀 𝐗 𝐌𝐄𝐘𝐄𝐑

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Ich halte das nicht aus. Ich kann nicht wieder mit ihm in einer Mannschaft spielen und so tun, als wäre niemals etwas zwischen uns passiert. 

Es hat Ewigkeiten gedauert, bis ich ihn vergessen konnte. Wobei, das habe ich eigentlich nie. Ich habe höchstens aufgehört, so oft an ihn zu denken. Einen Menschen wie Leon kann man nicht vergessen. Vor allem nicht, wenn er einem so viel bedeutet.

Ich kann ihm nicht viel bedeutet haben. Sonst hätte er mich nicht verlassen. Oder wenigstens mal angerufen. Besonders nach diesem einen Mal, als ich sofort wieder aufgelegt habe. Das ist jetzt fünf Jahre her. Und er hat sich bis heute nicht bei mir gemeldet. Warum er ausgerechnet jetzt wieder auf Schalke spielen will, wo ihm der Verein die letzten Jahre reichlich egal schien, verstehe ich auch nicht wirklich. Vielleicht hat er ein schlechtes Gewissen.

Ich muss mir aber, wie es aussieht, keine Gedanken machen, dass er auch nur mit mir redet, sobald wir uns Wiedersehen. Also hoffe ich einfach, ich werde es überleben. Ihn wiederzusehen wird verdammt anstrengend. Nicht nur psychisch.


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Zögerlich betrete ich das Trainingsgelände des S04. Eigentlich kann ich es mir nicht leisten  zu trödeln. Ich bin ohnehin schon ziemlich spät dran. Die Begegnung mit Leon versuche ich trotzdem soweit es geht heraus zu zögern. Konfrontationen waren noch nie mein Ding.

Ruhig, Max. Dieser Idiot wird dich vermutlich noch nicht einmal ansprechen. Wahrscheinlich ist es auch besser so. Ihm gegenüberzutreten wird mir dennoch mein Herz erneut herausreißen.

Mit gesenktem Kopf betrete ich die Kabine und schleiche auf meinen Platz. Bloß keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Nicht auffallen, das ist in meiner aktuellen Situation wohl die beste Strategie. Leider habe ich die Rechnung ohne meinen Trainer gemacht.

„Ahh, Max. Da bist du ja. Auf dem Platz wartet schon jemand sehnsüchtig auf dich. Ich glaube, ihr kennt euch von früher." Er besitzt die Dreistigkeit mir zuzuzwinkern. Gut, er hat keine Ahnung was vorgefallen ist. Wie sollte er auch.

Im Schneckentempo ziehe ich mich an und stapfe auf den Rasen. Da steht er. Mein Leon. Immer noch mindestens einen Kopf größer als ich. Strahlende Augen, die sich besorgt zusammenkneifen zu scheinen. Sein Blick ruht auf mir, während ich meinen Kopf noch mehr einziehe. Sprich mich bloß nicht an, sonst muss ich vielleicht heulen.

Zwei Stunden später habe ich das Training überstanden, ohne dass es zu einem Zwischenfall kam. Ein bisschen wundern tue ich mich schon, immerhin sah er anfangs so aus, als würde er mich ansprechen wollen. Aber was habe ich mir auch erwartet? Im Endeffekt ist es besser so, sonst würde ich mir weiter Hoffnungen machen und könnte immer noch nicht loslassen. Vielleicht wird mein Herz jetzt endgültig kapieren, dass es vorbei ist.

Die Trainingstasche geschultert stapfe ich auf mein Auto zu, als eine laute Stimme über den Parkplatz hallt und mich zusammenzucken lässt.

„Max! Warte mal bitte!" Meine Schritte beschleunigen sich, als ich Leons Stimme erkenne. Er scheint es sich anders überlegt zu haben. Doch in mir schreit alles nur nach Flucht. Ich muss hier weg, bevor ich zusammenbreche. Während des Trainings hat mich die Bewegung abgelenkt und er ist mir fern geblieben. Ich weiß aber, dass ich einknicken werde, sobald er mir in die Augen schaut.

Eine warme Hand schließt sich um meinen Arm und hält mich fest. Ich wirbele herum und starre in besagte, von mir gefürchtete, braune Augen. Sie sehen besorgt aus; Leon hat seine Augenbrauen zusammengekniffen.

𝗙𝗢𝗢𝗧𝗕𝗔𝗟𝗟 𝗢𝗡𝗘𝗦𝗛𝗢𝗧𝗦⁀➷bundesliga. saison 21|22Where stories live. Discover now