12 | 𝟓. 𝐒𝐏𝐈𝐄𝐋𝐓𝐀𝐆

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Er sieht anders aus als früher. Viel reifer. Natürlich trotzdem noch unfassbar attraktiv, aber eben verändert. Wir sind zusammen groß geworden, haben uns miteinander weiterentwickelt. Ihn jetzt so zu sehen verpasst mir einen weiteren Stich.

Er spielt gut gegen seinen Heimatverein. Ich kann das Gefühl, das in mir aufkeimt, nicht unterdrücken. Nach all den seelischen Schmerzen, die ich wegen ihm erleiden musste, bin ich trotzdem stolz auf ihn. Das lässt eine bestimmte Erkenntnis in mir immer weiter wachsen...

Es erinnert mich aber auch erneut daran, dass er mich allein gelassen, fast verstoßen hat. Nach all unseren gemeinsamen Erlebnissen. Ich habe ihm so viel gegeben. Zumindest dachte ich das.


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2013:

Ich lasse meine Trainingstasche schwungvoll auf den Boden neben meinem Platz fallen, mich selbst auf die Bank. Heute Nacht habe ich echt scheiße geschlafen, meine Motivation für das heutige Training ist dementsprechend genauso im Keller wie meine Laune. Müde stütze ich meinen Kopf in meine Hände und schließe die Augen, um wenigstens noch ein paar Minuten dösen zu können.

Als Jens die Kabine betritt und sich räuspert, schaue ich auf. Er hat einen jungen Mann im Schlepptau, das muss unser Neuzugang sein. Leon, glaube ich. Er sieht gut aus. Lockige braune Haare, Sommersprossen und Grübchen, als er mir zulächelt. Und plötzlich ist meine Laune nicht mehr am Tiefpunkt.


2014:

Lachend lasse ich mich neben Leon auf den nassen Rasen fallen. Die letzten Tage hat es in Strömen geregnet;  das tut es immer noch, aber das ist uns egal. Wir genießen einfach die Gegenwart des anderen.

Im Laufe der Saison hat sich mein neuer Mitspieler zu meinem besten Freund entwickelt. Leon tut mir unglaublich gut, nicht nur fußballerisch. Er ist wahnsinnig schnell zu so etwas wie meinem Fixpunkt geworden. Eigentlich sollte mir das Angst machen. Tut es aber nicht. Denn ich merke, dass ich ihm genauso wichtig bin.

Wobei, ganz sicher kann ich mir nicht sein. Ich weiß nicht, ob er sich auch verliebt hat. Denn bei mir ist das der Fall. Verdammt, ich liebe Leon Goretzka. Und ich will es am liebsten in die Welt hinausschreien.

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„Ja, man! Champions League!" Vor Euphorie fast explodierend hebt Leon mich hoch. Und ich wünschte, er würde mich nie wieder loslassen. Seine Arme um mich rum fühlen sich wie der Himmel auf Erden an. Und das sind sie wohl auch. Zumindest mein persönlicher Himmel.

Mit der Mannschaft feiern wir den dritten Platz in der Tabelle. Nächstes Jahr spielen wir Champions League. Leon und ich zusammen, schon verrückt, wie viel wir zusammen erreicht haben.

Ich weiß nicht, ob es der Alkohol ist, der mir Mut verleiht. Aber im Grunde ist es auch egal. Ich traue mich, meinen besten Freund an mich zu ziehen und ihn zu küssen. Und Leon erwidert meinen Kuss.


2016:

Silbermedaille in Rio. Leon stand auch im Kader für das Turnier. Leider musste er wegen einer Verletzung die Kapitänsbinde abgeben. Jetzt trage ich sie für ihn. Auch wenn er bei der Siegerehrung nicht in mitten der Mannschaft steht, spüre ich, dass er immer in meiner Nähe ist.

Ich halte stolz das Trikot mit seinem Flock in die Kameras. Damit auch kein anderer vergisst, dass das hier eigentlich sein Platz wäre. Und damit er weiß, wie stolz ich auf ihn bin. Egal, was auch passiert.


2017:

Unser drittes gemeinsames Weihnachten. Leon und ich haben uns erst vor wenigen Monaten eine gemeinsame Wohnung in Gelsenkirchen gekauft. Es ist unfassbar schön, mit ihm Zeit zu verbringen. In solchen Momenten wie diesem wünschte ich, ich könnte die Zeit anhalten. Einfach auf Pause drücken. Denn das Leben eines Fußballspielers zieht rasend schnell an einem vorbei. Wenn man nicht aufpasst, hat man die Hälfte verpasst.

Ich kuschel mich noch näher an meinen Freund heran. Ich will ich nie wieder loslassen. Nie mehr ohne ihn sein.


2018:

„Ich werde wechseln." Diese drei Worte brechen mir das Herz. Vielleicht, weil ich schon jetzt weiß, dass das das Ende für uns bedeutet. Das Ende unserer Beziehung.

Und mir wird auch klar, dass ich nicht bleiben kann. Ich muss von hier flüchten. Gelsenkirchen ohne Leon, das kann nicht mehr mein zu Hause sein. Denn er ist es. Kein Ort, sondern mein Leon.

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Die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit schmerzen. Ich bin wohl auch nie über ihn hinweggekommen. Er anscheinend schon. Oder ich kenne ihn gar nicht. Vielleicht hat er mir die ganze Zeit über etwas vorgespielt. Es mag auch sein, dass er ein hervorragender Schauspieler ist.

Vielleicht könnte ich ihn einfach anrufen. Er wird ohnehin nicht drangehen. Oder er hat schon längst seine Nummer gewechselt.

Meine Hände zittern, als ich in meinen Kontakten nach seinem Namen suche.

Ganz ruhig, Max. Er wird nicht drangehen. Er hat gerade ein Spiel gewonnen. Mit seiner neuen Mannschaft. Du bist abgeschrieben. Er hat bestimmt deine Nummer blockiert, weil er nichts mehr von dir wissen will.

„Goretzka." meldet sich seine Stimme am anderen Ende der Leitung. Zitternd atme ich ein. Er scheint nicht zu wissen, dass ich es bin.

„Max? Bist du das?" Schnell drücke ich auf den roten Hörer.


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𝐀𝐔𝐓𝐇𝐎𝐑'𝐒 𝐍𝐎𝐓𝐄

Ich glaube ich habe mir mein eigenes Herz mindestens fünf Mal gebrochen, während ich dieses Kapitel geschrieben habe... aber  zur Abwechslung mal wieder ein etwas traurigerer oneshot ohne Happy End.

Die Inspiration für dieses Kapitel kam ziemlich überraschend; ich hab vor ner Woche ca einen Clip von Leon und Max gesehen, in dem die beiden sich bei dem Spiel Köln gegen Bayern letzte Saison wiedergesehen und kein Wort miteinander gewechselt haben. Das hat mich ziemlich traurig gemacht (besonders als Schalke-Fan 💙), denn die beiden waren lange Zeit meine fave bromance, die es so im Fußball gab. Als ich dann auch noch das Lied von Halsey, aus dem die Zeilen ganz oben stammen, gehört habe, hat das einfach super gepasst und ich hatte direkt die Idee für das Kapitel.

Auf Rückmeldungen und konstruktive Kritik von euch hoffe ich natürlich wie immer <3

𝗙𝗢𝗢𝗧𝗕𝗔𝗟𝗟 𝗢𝗡𝗘𝗦𝗛𝗢𝗧𝗦⁀➷bundesliga. saison 21|22Where stories live. Discover now