Kapitel 14

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Es war bereits Montag und ich stieg in diesen Moment aus dem Bus, um über den Campus zum Gebäude der Universität zu laufen. Gestern hatte ich nichts weitergemacht, als mich in meinem Bett zu verkriechen, stetig mit den Gedanken um den Lehrenden und seiner schönen schwangeren Frau. Meine Schuldgefühle gegenüber der Blondhaarigen stiegen von Minute zu Minute und das Tom mich auf die Position der Ehebrecherin gezwängt hat, war unerträglich. So etwas wollte ich nicht sein, wollte ich niemals werden. Hoffentlich ging es der armen Frau gut, hat aufgrund der schockierenden Wahrheit keine frühzeitigen Wehen bekommen. Wenn ich noch Schuld daran bin, dass etwas mit dem zarten Wesen in ihrem Bauch passiert ist, dann stürze ich mich gleich vor den nächsten Bus. Was aber mit dem Blauäugigen geschieht, war mir total Schnuppe. Er soll in der Hölle schmoren für sein widerliches Verbrechen. Wer auf solch widerlichen Dinge kommt, wie seine Frau zu betrügen, der muss zwangsläufig auch mit den Konsequenzen rechnen. Ich hoffe sie hat ihn rausgeschmissen und ihm den dämlichen Ring an den Kopf geworfen. Er soll alles verlieren! »Hey, Grace!« Ich drehte mich um, als ich eine Frauenstimme meinen Namen aussprechen hörte und entdeckte Sarah vor mir. Die Namensvetterin mit den roten Haaren aus meinem Kurs, die Frau, die mich nun täglich an die Schwangere und mich automatisch an meine Sünde erinnern wird.
»Hey!« Als ich sie ebenfalls begrüßte, strahlte sie mich regelrecht an. Auch sie war ein hübsches junge Frau. Ob der Professor auch mit ihr geschlafen hat, dabei seine schwangere Frau betrug? Davon hatte sie sicherlich auch keine Ahnung. Sollte ich ihr davon erzählen? Könnte vielleicht vermeiden, dass auch sie auf ihn reinfällt?
»Wir haben jetzt Geschichte, wollen wir zusammen hingehen?«, fragte sie mich fröhlich und riss mich aus meinen Gedanken. Der Fakt, dass ich den Mann mit den paradiesischen Augen gleich zu Anfang meines Tages ertragen musste, war zum kotzen. Am liebsten würde ich ihn gar nicht mehr sehen, nie wieder zu seinen dämlichen Vorlesungen gehen. Ich wollte seine Stimme nicht hören, sowie seine dämlichen Bemerkungen zu uns Studenten. Und seine Augen? Die wollte ich erst recht nicht mehr sehen, waren nichts weiter, als das Tor zur Hölle. Wenn ich aber seine Vorlesungen schwänze, dann schaffe ich meinen Abschluss nicht. Wie er selbst gesagt hat, legt der Dekan viel wert auf dieses Thema. Dabei fiel mir auf, dass es genau eine Woche her war, dass wir uns durch diesen dämlichen Sturz kennengelernt haben. Es waren nur sieben Tage und schon hatte der Dunkelblonde mein Leben verändert.
»Können wir machen«, murmelte ich, zwang mich dabei zu einem lächeln. Während wir zum Hörsaal liefen, erzählte mir die junge Frau ihre ganze Lebensgeschichte. Sie war sehr offen, plauderte Details aus, die mich nichts angingen oder mich nicht interessierten. Aufgrund dessen waren die Meter zum Hörsaal nicht auszuhalten. Allerdings waren die Bauchschmerzen, die von Sekunde zu Sekunde immer schlimmer wurden, präsenter, als die hüpfend Frohnatur neben mir. Gleich werde ich ihn wiedersehen, kann mich vor dieser Tatsache nicht entziehen.

Im Hörsaal angekommen, gingen Sarah und ich hinunter, zwängten uns beide durch die erste Reihe. Da sie direkt neben mir saß, musste ich ihr gequatschte bis zum bitteren Ende ertragen. Als ich endlich saß, beschäftigte ich mich damit, mein Block und meinen Kugelschreiber hervorzukramen. Wollte dabei abwesend wirken, um den Redefluss der Rothaarigen zu stoppen. Im Normalfall hätte ich mich in diese Unterhaltung eingeklinkt, aber meine Gedanken kreisten um die Geschehnisse des Wochenende. Ich war unfähig, mich auf ihre Worte zu konzentrieren. Plötzlich fiel die Tür oben zu, was mich dazu veranlasste augenblicklich zu erstarren. Die schweren Schritte, beim hinabsteigen der Treppe, jagten mir eine Gänsehaut ein. Das war der Lehrende, ganz sicher. Deshalb beschleunigte sich mein Herzschlag, während es mir immer schwerer fiel regelmäßig zu atmen. »Guten Morgen!«, sprach der Blauäugige zu allen, woraufhin sich mein Herz zusammenzog. Von ganz allein fingen meine Hände an zu zittern, der Übel in meinem Bauch verstärkte sich. Ich wollte es zwar nicht, konnte mich gegen meinen Körper nicht widersetzen, als ich rasch meinen Kopf hob, um ihn anzusehen. Er stand mit dem Rücken zu mir, legte etwas auf sein Pult, als er sich auch schon ruckartig umdrehte und seine Augen sofort auf mir haften blieben. Er sah...
»Mr Hiddleston, was ist denn mit Ihnen passiert?«, rief ein Student aus der hinteren Reihe.
»Ja! Haben Sie das ganze Wochenende gefeiert?«, sagte eine Frau und klingte sich in den Satz des Studenten ein.
»Oder haben Sie Ärger mit den Frauen?«, sprach amüsiert ein anderer Kommilitone. Der Prof sah scheußlich aus, gar erschöpft. Sein Gesicht war äußerst blass, hatte dunkle Ringe unter den Augen, seine Haare lagen komplett wirr. Hat er sich heute morgen einmal im Spiegel angeschaut, ehe er das Haus verlassen hat? Augenscheinlich war noch nicht einmal das Hemd gebügelt, das er gerade trug.
»Warum seid Ihr immer so neugierig?«, fragte der Lehrende, quälte sich zu einem Lächeln. »Feiern war ich nicht. Für so etwas habe ich keine Zeit«, bemerkte er beiläufig, drehte sich zu seiner Tasche um, um einige Unterlagen hervorzuholen.
»Uh! Also doch ne Frau!« Der ganze Saal lachte, außer ich. Für mich gab es keinen Grund dazu. Sie hat ihn rausgeschmissen! Anders konnte ich mir diesen Zustand nicht erklären. Das hatte er verdient! Es gab keinen Hauch Mitleid in mir drinnen, der sich auf ihn bezieht. Einzig und allein die arme Sarah, seine schwangere Frau, tat mir leid. Diese muss jetzt damit leben, dass ihr Mann ein widerlicher Kerl ist, das gemeinsame Kind allein großziehen.
»Ich teile Ihnen einen Text aus, den lesen Sie bitte und schreiben sich dazu Randnotizen auf. Später werden wir den Text gemeinsam besprechen und schauen was bei Ihnen noch so hängen geblieben ist. Wird sicher nicht so viel sein!,« rief Tom durch den ganzen Saal.

Secret desire: Als Geschichte interessant wurde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt