Glück

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Als ich die Augen wieder öffnete, war Shoto nicht mehr da. Ich schaute auf die Uhr, die gleich über den Türrahmen hin. 2 Uhr in der Nacht. Seufzend legte ich meine Hand an die Stirn.

Bald war es soweit..Ich spürte es. Ich hörte es.
Ich konnte ganz genau beobachten, wie unregelmäßig mein Herz schlug.

Wie das EKG-Gerät sich nicht an einen Takt anpassen konnte. Immerhin war der Schmerz in meiner Brust nicht mehr da. Die Ärzte haben mir sicherlich Unmengen an Schmerz- und Beruhigungsmittel verabreicht.

Langsam leckte ich über meine trockenen Lippen und suchte durstig mit meinen Augen nach einer Wasserflasche.

Ich fand sie. Jedoch stand sie auf dem Regal gegenüber von mir. Genau, wie das Tablett mit Essen drauf.

Tief atmete ich durch, bevor ich langsam meine Beine nach Rechts drehte und mich aufrichtete.

Meine Umgebung drehte sich einmal, bevor ich aufstand. Meine Beine waren noch ganz schwach, weshalb sie einknickten.

Glücklicherweise, konnte ich mich an Bett festhalten und somit langsam Kraft zusammennehmen.

Scheiß Herz..

Am Regal angekommen, schnappte ich mir die Flasche und begann wie ein wilder zu trinken.

Gerade, als ich aufhörte zu trinken und die Wasserflasche zuschraubte, entdeckte ich einen Brief neben dem Essen auf dem Tablett mit der Aufschrift "Für Katsuki".

Mir war sofort klar, dass er von Shoto sein musste. Ich legte die Flasche also beiseite und begann den Brief zu lesen.

| Lieber Katsuki,
Ich weiß, du hast sicher genug von meinen Briefen und auch, wenn ich meinte, dass ich keine Briefe mehr schreibe..Irgendwie kann ich mich nicht ganz daran halten.

Ich wollte dir sagen, dass ich den Tag wirklich wunderschön fand. Es hat mich wirklich glücklich gemacht, endlich wieder richtig Zeit mit dir zu verbringen..dich in meinen Armen zu halten und zu wissen, dass du jetzt da bist. Gott, es hat sich einfach Traumhaft mit dir angefühlt!

Aber so sind Träume nunmal.. Wenn sie enden, blickt man wieder in die Realität und die kann echt ätzend sein. Ich denke, das kannst du selber bestätigen. Wenn du das liest, wird es entweder mitten in der Nacht, oder morgens sein. Aber so wie ich dich kenne, wirst du wohl mitten in der Nacht aufgewacht sein..

Ich lachte leicht, bevor ich weiterlas.

..morgen ist der letzte Tag, an dem ich hier in Kyōto bin. Danach muss ich wieder nachhause. Zurück in den Alltag, ohne dich. Der Gedanke daran, dass du im Krankenhaus liegst, macht das alles nicht besser.

Aber ich hab mir was überlegt! Ich denke, es ist an der Zeit, sich mit den "dummen" auszusprechen. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, wann du wieder fit sein wirst. Ich hätte da an einen Videoanruf gedacht. Ich weiß, sie liegen dir sehr am Herzen und sicherlich haben sie dich auch tief in ihrem Herzen. Sie sind ein wichtiger Part unserer Kindheit, weshalb ich nicht denke, dass du was dagegen hättest.

Der Anruf muss auch nicht morgen sein oder so. Sicherlich möchtest du nicht, dass sie dich in solch einen Zustand sehen. Und es ist auch wirklich verständlich. Sie würden dich bestimmt auch nicht gerne so sehen. Es war für mich schon schlimm genug, zu sehen, wie blass dein Gesicht war. Wie blau deine Lippen waren und wie kalt deine weiche Haut war, während du schliefst, weil du keine Kraft hattest, dein Bewusstsein aufrecht zu erhalten.

Als ich dir den Kuss gab und mich bei dir bedankte, hattest du mit gerunzelter Stirn die Augen geschlossen und sie nicht wieder geöffnet. Zum Glück bestätigte das EKG-Gerät, dass du noch am Leben warst. Ich glaube, sonst wäre ich ausgerastet! Ich könnte mir im Leben nicht vorstellen, wie es ohne dich wäre..wie es wäre, wenn du nicht mehr da wärst..

Katsuki, versprich mir bitte, dass du mich nicht wieder verlässt. Ich weiß nicht, was es alles mit dem Herzinfarkt auf sich hatte, aber ich bin glücklich, dass du ihn überstanden hast. Sowas muss wirklich schmerzhaft sein..Gott, du bist so stark, Katsuki!

Deswegen liebe ich dich so sehr. Du machst mich einfach so unglaublich glücklich und ich hoffe sehnlichst, dass dieses Glück niemals aufhört. Denn du bist das einzige auf dieser ganzen Welt, was ich 'Glück' nennen kann.
Du bist mein Glück..Meine Welt..Mein Ein und alles..

Ich danke dir so sehr dafür, dass ich dich wieder an meiner Seite habe..

Ich liebe dich, Katsuki <3
In Liebe, dein dich liebender Freund, Shoto |

Mit zittrigen Händen legte ich den Brief weg und wischte mir schluchzend die Tränen aus dem Gesicht.

Ich kann dir nichts versprechen, Shoto..
Ich würde dir so gerne mit stolz gesteckter Brust versprechen, dass ich dich niemals verlassen werde..

..aber ich kann es nicht..

Ich kann nicht immer bei dir bleiben und das war mir bereits in dem Moment klar, als ich dich das aller erste Mal sah. Ich habe dich kennengelernt und mich in dich verliebt, obwohl ich wusste, dass ich ein schwaches Herz habe..

Obwohl bei mir mehrfach Herzrhythmusstörungen entdeckt wurden, habe ich dir jeden Funken Liebe geschenkt, den dieses schwaches Herz zu bieten hatte..

Von Geburt an, leide ich an Herzschwäche und ich konnte darüber hinwegsehen..Nein, ich hab es sogar fast vergessen. In den Momenten, als du bei mir warst, konnte ich vergessen, dass meine Zeit begrenzt war..

Weil du meine Hand gehalten hast..Weil du mich liebst, Shoto..

Deswegen konnte ich so stark sein..Deswegen konnte ich für dich da sein..Aber ich werde es nicht mehr können..und ich hasse mich so sehr dafür..!

Ich hasse mich so verdammt sehr dafür! Wieso musste ich so geboren sein?!

Wieso konnte ich kein glückliches Leben mit dir führen? Ich wollte dich bis an mein Lebensende an meiner Seite haben!

Ich wollte dich niemals verlassen..
Wieso kann ich nicht stark sein..
Wieso kann ich dich nicht weiterhin lieben.. dir weiterhin mein Herz schenken..dich in meine Arme nehmen..dich küssen, riechen, schmecken..

Wieso kann ich nur all das jetzt nicht..
Ich hasse es so sehr..

..Verflucht..

Hastig begann ich zu atmen und mir schmerzerfüllt die Hand ans Herz zu legen. Mein ganzer Körper sackte in sich zusammen und ich fiel hin. Ich stützte mich mit aller Kraft, mit einer Hand auf dem Boden ab, während ich die andere Hand weiterhin an mein schmerzendes Herz hielt. Ich bekam keine Luft. Egal wie viel ich atmete..Ich bekam keine Luft..

Fuck! Fuck! Fuck! Fuck!!!

Die Tränen liefen ununterbrochen an meinen Wangen herunter, während ich mich innerlich für all das verfluchte.

Dieser Schmerz fühlte sich ganz anders an, als sonst. Es war diesmal nicht nur mein Herz..

Alles an meinem Körper tat weh. Meine Rippen, meine Nieren, mein Magen und vor allem meine Lungen..

Ich erstickte regelrecht auf dem Boden, vor Schmerz.

Nein! Es darf nicht jetzt passieren! Es ist zu früh! Zu früh!! Ich hab mich nicht verabschiedet..Ich-..

Meine Sicht verblasste und ich spürte zuletzt den kalten Boden an meiner Brust und meinem Gesicht.

Hilfe..

Alles schwarz.

&quot;Dear Love..&quot;| A Todobaku StoryWhere stories live. Discover now