Stark

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POV. Katsuki

Vorsichtig schloss ich die Tür auf und traute mich das Badezimmer zu verlassen.

Gut..nichts anmerken lassen..

Ich setzte ein Lächeln auf und begab mich in den Wohnbereich, wo Shoto abwartend auf der Couch saß. Scheinbar hatte er darauf gewartet, dass ich jeden Moment um die Ecke komme, denn er schaute total besorgt auf den Türrahmen.

„H-Hey! Gehts dir besser?", schoss es plötzlich aus ihm heraus, als er mich erblickte.

Katsuki..manchmal hasse ich dich für deine Art..dass du nicht unauffällig sein kannst..
Dass du ihm solche Sorgen bereiten musst..

„Ja..alles gut..hab was schlechtes gegessen, denke ich..", versuchte ich ihm einzureden und setzte mich wieder neben ihn. Ich hob meine Klamotten vom Boden auf und zog sie mir wieder an. Mir war ganz schön kalt nachdem was eben passiert ist..

„Achte mehr auf deine Ernährung, Idiot..Ich hab mir echt Sorgen gemacht..", erwiderte er erleichtert und klammerte sich um meinen Arm.

Er hats abgekauft..puh..

„Willst du nh Film schauen oder so? Dann können wir kuscheln..", schlug ich lächelnd vor und er nickte zufrieden.

Er suchte einen Film aus und wir legten uns gemeinsam auf die Couch. Er legte seinen Kopf auf meine Brust und wie schwer es mir auch fiel, dass er dort lag, ich konnte und wollte ihn nicht wegdrücken..

Auch wenn mein Herz jetzt wieder regelmäßig schlug und ich dennoch Angst hatte, dass es gleich wieder ausartete..Ich brauchte seine Nähe einfach..Ich musste ihm meine Wärme geben..Ihm versichern können, dass alles gut war...auch wenn es dem nicht so war..

„Ich hab mir deine Briefe alle durchgelesen..", kam es leise von mir und ich begann somit das Gespräch. Ich musste ihn irgendwie von dem Vorfall eben ablenken. Ich wusste ganz genau, dass er während des Filmes weiter darüber nachdachte. Er war eben Shoto. Außerdem hatte ich sowieso vor, dieses Thema anzusprechen. Also war es die beste Gelegenheit.

„Und?", fragte er leicht lächelnd, als er zu mir hochschaute.

Ich gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und er schloss dabei seine Augen. „Du bist echt verdammt stark..", kommentierte ich, während ich mit meiner Hand zärtlich über seinen Rücken strich.

„Dass du es so lange ausgehalten hast, ohne deine Hoffnung zu verlieren. Die ganzen Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke, hab ich auch geöffnet..die Teddys, sind alle auf meinem Bett. Ich kuschle immer mit einem und stelle mir dann vor, dass du es wärst..zumindest hab ich so meine Sehnsucht stillen können..im Gegensatz zu dir, bin ich echt schwach, Shoto..", erklärte ich und versuchte mit aller Kraft meine Tränen zurückzuhalten.

„Hey..du bist der Grund, weshalb ich überhaupt stark sein konnte. Der Gedanke, dass du irgendwo da draußen warst und auf mich gewartet hast, Katsuki..das war das einzige, woher ich meine Stärke ziehen konnte..", erwiderte er und legte seinen Kopf wieder auf meine Brust. Mein Herz schlug so langsam wieder schneller..

„Du hast drei Jahre ausgehalten..ohne mich..Du wusstest nicht, ob ich dich noch liebe, jemand anderes gefunden habe oder sogar vielleicht tot bin..trotzdem hast du weitergemacht..So viele Beziehungen in deiner Umgebung und du hast trotzdem weitergemacht..so wenig Liebe in deiner grauen Welt..und du hast trotzdem weitergemacht..", erzählte ich leise, weil meine Stimme schwächer wurde.

Ich verspürte einen Kloß im Hals, der mir das Sprechen schwer fallen ließ. Meine Augen waren mittlerweile tränengefüllt.

Ich bin so lächerlich..Ich kann nicht mal für ihn stark sein..Ich kann nicht für ihn weitermachen..Für uns..Es macht mich so fertig, verdammt!..

Verzweifelt schaute ich hoch, damit die Tränen wieder in die Tränensäcke zurückkehren. Ich durfte nicht weinen. Zumindest nicht vor Shoto..Ich musste stark sein..Für ihn..

„Du hast dir während unserer eigentlich glücklichen Beziehung, immer wieder meine Zweifel anhören müssen. Jedesmal habe ich an allem gezweifelt. Dir an den Kopf geworfen, dass es vielleicht nicht richtig ist, dass wir zusammen sind, weil ich fand, dass ich nicht genug für dich war. Du hast dir das alles anhören müssen und hast trotzdem versucht, die Beziehung aufrecht zu erhalten..Hast mir mit so vielen, unzähligen Dates versucht zu beweisen, dass sich Nichts und Niemand zwischen uns stellen kann..", fing er an und ich schluckte schwer.

Meine Hand hatte sich mittlerweile in seinen Pulli gekrallt.

„Du musstest wegziehen. Irgendwohin, wo du nicht sein wolltest. Du musstest mich loslassen, obwohl du mich so so sehr liebst. Du hast einen Autounfall erlitten..deine Eltern verloren..dein Gedächtnis verloren..eine neue Familie gekriegt..Du hattest all die Jahre einen Schmerz in der Brust, wegen jemanden, den du nicht kanntest..Den du so sehr geliebt hast..Und du hast weitergemacht..Immer weitergemacht..Sogar ohne Erinnerungen, an den, der du eigentlich bist...Du bist stark, Katsuki..Stärker, als du denkst..", setzte er fort und schaute mich ebenfalls mit tränengefüllten Augen an.

Du hast Recht..ich war stark genug, um dir die Wahrheit zu verheimlichen..

Stark genug, um dich so glücklich machen zu können, wie es geht..

..weil die Wahrheit irgendwann ein harter Stich in die Brust sein wird..

..und das kann ich dir nicht antun..

„Ich liebe dich, Shoto..", hauchte ich, während mir die Tränen über die Wangen flossen. Der Schmerz in meiner Brust, wurde von Tag zu Tag mehr. Egal wie sehr ich versuchte über diesen hinwegzusehen und in der Gegenwart zu leben..Ich konnte es nicht..Ich musste weiterdenken..An unsere Zukunft..An seine Zukunft..

„Ich liebe dich auch, Katsuki..", flüsterte er weinend und drückte seinen Kopf gegen meine Brust. Nervös biss ich mir auf die Lippe. Hoffentlich fragte er jetzt nicht wieder nach, was es mit dem schnellen Herzschlag zutun hat. Nochmal ins Bad rennen, wird nicht mehr möglich sein..

„Ich such mir einen Job, okay?", kam es von ihm, als er sich aufrichtete und sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.

„Ich such mir einen Job und arbeite. Dann kann ich endlich Geld verdienen und uns eine Wohnung mieten! Dann können wir für immer zusammen bleiben. Nichts wird sich uns in den Weg stellen können!", versicherte er mir und ich musste leicht lächeln.

Er merkte wirklich nicht, wie stark er eigentlich war. Das er neue Kraft innerhalb so kurzer Zeit sammeln konnte. Er konnte optimistisch denken..Deswegen hatte ich mich in ihn verliebt..Er war meine Kraft..Meine Kraft in dieser Hoffnungslosigkeit..

„J-Ja! Mach das..aber überarbeite dich nicht..wir haben ja noch Zeit.", erwiderte ich lächelnd.

„Ich schaff das schon! Ich will eben keine Zeit verschwenden!", erklärte er lächelnd. Ein Lächeln, so hell wie die Sonne. Und seine Augen, die dabei so schön funkelten.

Er merkte einfach nicht, wie viel Kraft er besaß..Und wie viel mir davon fehlte..

„Oh, der Film ist ja zu Ende..", bemerkte er, als er zum Fernseher schaute. Er machte den Fernseher aus und legte seinen Kopf wieder auf meine Brust

„Bis 01:00 Uhr muss ich wieder zurück sein..Lass mich solange deine Nähe genießen..", hauchte er und kuschelte sich ganz eng an mich. Seufzend gab ich ihm einen Kuss auf den Kopf und legte meinen Kopf zur Seite.

Mein Herz schlug wieder regelmäßig und mich überkam plötzlich solch eine Müdigkeit. Es lag wahrscheinlich daran, dass wir endlich gemeinsam kuschelten..Ich genoss es in vollen Zügen..Ich musste es einfach..

Meine Augenlider wurden von Sekunde zu Sekunde immer schwerer und ehe ich mich versah, schlief ich ein.

POV. Shoto

Als ich seinen regelmäßigen Atem bemerkte, schaute ich kurz hoch und sah, wie Katsuki eingeschlafen war.

Er war bestimmt total müde gewesen. Die ganze Aufregung, bei meiner Ankunft, das schlechte Essen, was ihn dazu verleitet hat, sich im Bad einzusperren..Das Kuscheln..Es hat ihn bestimmt alles so sehr ausgelaugt..

Aber ich fand es auch unglaublich schön, endlich wieder in seinen Armen zu liegen. Genau wie früher, wenn ich bei ihm übernachtet habe..Ich hatte ihn wirklich vermisst..

"Dear Love.."| A Todobaku Storyحيث تعيش القصص. اكتشف الآن