The Noble Experiment

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An diesem Abend war der Club schwer besucht.

Die Musik laut und die Menschen beschwingt. Kein Wunder also, schließlich tat der Alkohol einiges dazu. Alkohol. Es war seltsam, dass dieser plötzlich zu etwas gefährlichem und kriminell geworden war. Durch die Prohibition, scheinbar um das Volk zu erziehen, kam man nur noch auf illegalen Wegen daran.

Jedoch gab es kaum Lokale, die sich wirklich daran hielten. Die Idee, Alkohol zu verbieten, galt wohl als eine der dümmsten überhaupt. Denn statt die Kriminalität damit zu reduzieren, wurde sie erst recht gefördert. Es waren offene Geheimnisse, die jeder mit offenem Augen übersah. Der Staat allein sah sich damit im Recht und setzte dieses Gesetz auch überall durch, doch in Städten wie Chicago oder New York, war es einfach unmöglich geworden, all dem Herr zu werden.

»Da sitzt er ja,« kam es ruhig von Levi, der nur kurz von seinem Teller aufschaute. Er saß an diesem Abend nicht alleine am Tisch und ließ sich scheinbar ein genüssliches Abendessen genehmigen. Der Chef seiner Abteilung und gleichzeitig enger Freund Erwin Smith leistete ihm Gesellschaft. Was scheinbar als harmloses Treffen zweier Kollegen aussah, war in Wirklichkeit eine Art der Ausspähung. Denn in der hintersten Ecke des Lokals, an einem riesigen, breit aufgebauten Tisch, saß ein Gast, der die größten Mafia Aktivitäten durchführte, die diese Stadt je gesehen hatte.

»Der Bastard isst hier zu Abend, als wäre er der unschuldigste Mensch der Welt.« fuhr er fort und Erwin nickte verstehend. Sein blondes Haar war so ordentlich wie immer zu einem seitlichen Scheitel gekämmt, sein sauberer Anzug verlieh ihm die Seriosität, die er als Chief natürlich brauchte. Auch er war derselben Meinung wie Levi und die wenigen Mutigen ihrer Einheit, die den Mafia Abschaum am liebsten Köpfen und aufspießen würden. Mehr als Beobachten war heute Abend allerdings nicht drin.

»Dabei hat er noch längst keinen Grund zur Sorglosigkeit. Er hat in den letzten Tagen einiges in den Bau neuer Clubs gesteckt.«

»Ach was.«

»Die letzten Razzien haben tatsächlich etwas gebracht. Allerdings noch nicht genug.« Man sah Erwin an, dass er wirklich frustriert über die letzten Ergebnisse war, die dem Mafiaboss zwar erheblichen Schaden zugefügt, jedoch kaum einen Schritt weiter gebracht hatten. Noch immer waren zu viele bereit dazu, sich den Kriminellen zu fügen. Weshalb neben dem Boss auch der Bezirksanwalt und der Bürgermeister Platz genommen hatten. Sie alle saßen gemeinsam mit einem Verbrecher am Tisch, als wäre es die normalste Sache der Welt. Alleine diese Tatsache ließ seine innere Wut auf die Verbrecher erneut aufkommen.

»Wir müssen aufpassen, wem wir trauen.« wandte Levi nachdenklich ein. Zwar wusste er, dass korrupte Polizisten überall und in jeder Einheit lauerten, wusste jedoch nie genau, inwieweit sie wirklich mit den dunklen Machenschaften verstrickt waren. Viele nahmen das Geld nur an, da es ihren eigentlichen Lohn mehr als übertraf. Er selbst ließ sich jedoch nicht bestechen. Daran hielt er eisern fest. Genauso ehrenhaft war auch Erwin, der standhaft an seinen Idealen festhielt. Denn ein Staat, in dem die Mafia regierte, konnte niemals gerecht sein.

Zum Trotz hatten sie sich heute Abend genau hier getroffen, um ihre Präsenz und ihren unerschütterlichen Mut zu zeigen. Hier im Restaurant würde schließlich niemand auf die Idee kommen für großes Aufsehen zu sorgen. Es war ein durchaus schickes Lokal. Groß und bis auf den letzten Tisch besetzt. An der Decke hing ein wundervoller Kristalllüster. Alles hier sah edel aus, selbst die Gäste, die hier saßen. Sanfte Klänge von Jazz und Swing erklangen von einer kleinen Bühne, wo ein Klavierspieler Begleitung für einen dunkelhäutigen Sänger spielte. Niemals wäre man auf die Idee gekommen, dass zur Zeit eine heftige Prohibition herrschte, ein striktes Verbot von hemmungslosen Alkoholgenuss.

Und was taten sie hier alle? Selbst der Normalbürger verlor sich in Lokalen wie diese um nur einmal einen Hauch der Gefahr zu spüren, den Reiz des Verbotenen zu kosten. Konnte man es ihnen wirklich verdenken? Neben dem Alkohol waren sogar seltsame Drogen dazu gekommen. Kokain. Ein ebenso großer und beherrschter Markt. Alles Geld, was auf den Straßen in die Taschen der Verbrecher landete. Die Zwanziger waren wild, völlig außer Kontrolle. Von allem etwas. Ein wahres Paradies für finstere Gestalten.

Chasing Shadows | Levi x OCWhere stories live. Discover now