Prolog

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Der Reiter kam im Morgengrauen, als der Reif noch auf den Blättern lag und nasskalter Nebel über Seen und Flüssen hing. Er fror so sehr, dass er seine Hände an den Flanken seiner Stute wärmen musste.

Die eisige Luft kroch ihm durch jede Ritze seines Wamses, und irgendwann konnte er an nichts anderes mehr denken als an den großen steinernen Kamin im Speisesaal der Starks, den einzigen Ort, der in diesen Zeiten noch etwas wie Wärme und Sicherheit versprach.

Dazu noch eine große fettige Hammelkeule mit Kartoffeln und Bratensoße und ein Krug voll dornischem Wein... für nichts in der Welt wäre er schneller geritten als für den dornischen Wein, den er zu seinem Bedauern erst zweimal hatte kosten dürfen.

Nun, die Wahrscheinlichkeit, dass ihm ein solches Festmahl als Dienstbote der Königin zustand, war selbstverständlich  mehr als gering, nur ein Narr würde auf eine derartige Großzügigkeit hoffen. Vor allem wenn er daran dachte, welche Nachrichten er für die Herrschaften zu überbringen hatte. Bei diesem Gedanken drehte sich ihm der Magen um. Nicht nur ihre Reaktion fürchtete er, nein, die konnte nur harmlos sein im Vergleich zu dem, was danach auf sie alle zukommen würde.

Er war alles in allem kein furchtsamer Mann, aber an die alten Legenden hatte er schon lange vor den Berichten Jon Schnees geglaubt; als kleiner Junge hatte seine Mutter ihm oft von ihnen erzählt, von Toten, die nicht tot waren und die ihr Dasein in der leeren Hülle ihrer Lebtage verbrachten, seelenlos und unbarmherzig, und so grausam, dass sie laut den Erzählungen sogar Babies zu ihresgleichen machten.

Ihm war es schon damals kalt den Rücken hinuntergelaufen, doch hatte er nicht eine Sekunde an ihrer Existenz gezweifelt.

Wozu sonst wurde seit jeher so viel Aufwand betrieben, um die Mauer im Norden vor Gefahren aus den kalten Landen zu verteidigen, wenn nicht wegen solch todbringender Kreaturen?
Es war vielleicht schwer zu begreifen, immerhin hatte niemand sie seit Jahrhunderten zu Gesicht bekommen, doch hatte er es schon immer für klüger befunden, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, weil man sich ihr früher oder später doch noch stellen musste.

Die Ignoranz mancher seiner Freunde hatte er nie verstehen können, und sie hatten ihn für seinen Glauben stets als Schwätzer abgetan, doch hatte er nun nicht recht gehabt?

In ein paar Wochen würden sie vielleicht alle verhungert oder erfroren sein, wenn nicht Schlimmeres. Und doch dachte er schon längst wieder an den Kamin in Winterfell, und gerade diese Aussicht war es, die ihn in diesem Moment noch schneller reiten ließ.

Game of Thrones - Das wahre Ende || Game of Thrones FFOnde histórias criam vida. Descubra agora