Kapitel 4

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Schweißgebadet wachte ich auf. Mein Blick jagte durch das kleine Schlafzimmer. Suchte nach der Schrotflinte, dessen Schuss ich eben noch deutlich gehört hatte.Meine Hand wanderte meinen freien Oberkörper entlang. Suchte nach der Wunde, die Reaper verursacht hatte. Doch da war nichts. Kein Blut. Keine Narbe. Keine verbrannte Haut.Irritiert musterte ich meinen Oberkörper. Selbst die Wunde, die ich versorgt hatte, war verschwunden. Verwirrung stand mir regelrecht ins Gesicht geschrieben.Langsam aber doch verschwand die Müdigkeit aus meinem Kopf. Und mein Verstand bemerkte das Problem.Ich ließ mich zurück in mein Kissen fallen. Wandte mein Blick an die schäbige Decke. Langsam realisierte, dass ich die Begegnung mit Reaper lediglich geträumt hatte. Nicht eine Sekunde war er tatsächlich vor mir gestanden. Der Schuss aus seiner Waffe hatte nie existiert. Obwohl ich in meinem Traum starb, atmete ich weiter.Seine Worte sickerten langsam wieder in meinen Kopf. Er hatte mich Pfadfinderjunge genannt. So wie Gabriel früher. Zu Zeiten Overwatch's. Er hatte versucht, mich damit zu ärgern.Mein Kopf schien eine Verbindung zwischen dem Attentäter und meinem Geliebten darstellen zu wollen. Obwohl es für mich keinen Sinn ergab. Natürlich kam mir Reaper bekannt vor. Doch niemals würde ich vermuten, dass sich Gabriel hinter jener Maske verstecken würde.Ich hatte Gabriel schließlich sterben sehen. Vor meinen Augen war er kaltblütig erschlagen worden. Er konnte nicht mehr am Leben sein. Es war schlichtweg unmöglich.Oder?Erneut fuhr ich hoch. Sprang regelrecht aus dem Bett, während mir ein bedeutender Gedanken durch den Kopf schoss.Ich wusste, dass Tod nicht zwingend Tod bedeutete. Genji hatte nicht überlebt. Und doch hatte ich gesehen, wie sie ihn zurück ins Leben holten.Ein eiskalter Schauer jagte über meinen Rücken. Es gab nicht viele, welche jemanden aus dem Jenseits zurückholen konnten. Gekannt hatte ich nur zwei. Doch nur eine bestimmte Person würde es wagen.Ich griff nach meiner Jacke, als ich in der Bewegung innehielt. In mir hegte der Wunsch nach Reaper zu suchen. Doch die Sorgen in meinem Traum waren berechtigt gewesen.Eine Begegnung mit dem verhüllten Attentäter würde ich nicht überleben. Unzählige Overwatch Veteranen hatte er bereits das Leben gekostet. Viele Gute waren unter ihnen gewesen. Viele Fähige, nicht leicht zu Tötende.Seufzend setzte ich mich auf das quietschende Bett. Spürte, wie sich mein Herz zusammenzog. Nach all den Jahren schien ich Gabriel weiterhin zu vermissen. Selbst sein Verrat schien an meinen Gefühlen nichts geändert zu haben.Der Gedanke, dass sich jener hinter der düsteren Maske des Reapers versteckte, schmerzte mich. Wesentlich mehr, als ich zugeben wollte.Mein Blick wanderte zu meinem Gewehr. Gegen die Wand gelehnt, stand es in der dunklen Zimmerecke. Das Licht der aufgehenden Sonne ließ es glänzen.Mein Ziel war Gerechtigkeit. Jene rächen, welche leiden mussten. Es fühlte sich falsch an plötzlich mein eigenes Ziel verfolgen zu wollen. Egoistisch sein und eventuell in meinen Tod zu laufen.Doch Gabriel war lange Zeit das einzig Gute in meinem Leben gewesen. Wir hatten Jahre zusammen verbracht. Ich wollte und konnte jene nicht einfach wegwerfen.Und sollte ich bei meinem Versuch sterben, so hatte ich wenigstens Gabriel wieder in meiner Nähe. Wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Eine Mischung aus Angst und Vorfreude entstand in mir. Die leise Hoffnung, ihn vielleicht wieder auf den richtigen Weg führen zu können.Vielleicht war es Irrsinn und ich lief geradewegs in meinen Untergang. Doch aufgeben konnte und wollte ich nicht. Noch nicht.Mit neuer Motivation sprang ich von der Kante meines Bettes. Griff nach meiner Jacke und meinem Gewehr.Ich hatte nichts zu verlieren. Ich konnte schlichtweg nur gewinnen.An demselben Tag machte ich mich auf den direkten Weg nach Europa. Suchte Rat bei einer einst engen Freundin. Wissend, dass ich ihr zweifellos einen Schock einjagen würde. Doch wenn jemand Moira finden konnte, dann war es Angela.

Shadow finds youWhere stories live. Discover now