Sag es mit Blumen

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Verdrossen nippte Lara an ihrem Früchtetee, die Beine übereinandergeschlagen und ein Buch vor sich auf dem Küchentisch. Es kam ihr wie Stunden vor, seit Jenna zu ihrer Vorlesung auf dem Gebiet der modere Filmeffekte der aufgebrochen war. Jetzt sass sie gelangweilt in der Küche ihrer besten Freundin und versuchte dieses Buch zu lesen, aber es vermochte sie nicht richtig zu fesseln, obwohl es von einer ihrer Lieblingsautorin war. Zwei weitere Tassen Tee und fünfzehn Seiten später klingelte es an der Haustüre. Möglicherweise hatte Jenna keinen Gefallen gefunden an der Vorlesung und den Saal früher verlassen. Möglich, aber sehr ungewöhnlich, denn sie konnte sich für fast jede Vorlesung begeistern und selbst wenn nicht, blieb sie sitzen und hörte aufmerksam zu. Naja, es gab für alles ein erstes Mal.
Doch vor der Türe stand nicht ihre beste Freundin, die ihren Schlüssel vergessen hatte, sondern Sam. Mit einem Blumenstrauss bewaffnet, der dem Blumengarten von Versailles Konkurrenz machte. Rote Rosen, weisse Rosen, gelbe Sonnenblumen und blaue Blumen, die sie nicht einzuordnen wusste. Ein Kunstwerk von einem Blumengesteck in den prächtigsten Farben.
„Lara, bitte hör mir zu. Es tut mir Leid. Wirklich! Ich werfe dir nicht vor, dass du in Deutschland studieren wolltest. Ich hätte dich unterstützt, wenn du geblieben wärst, das musst du mir glauben. Aber ich will nicht, dass du jetzt zurückgehst, nur weil wir uns gestritten haben. Du wohnst seit einer Woche bei Jenna und nicht mehr bei mir und du kannst dir nicht vorstellen, wie lang diese Woche für mich war. Du kannst nicht gehen. Ich kann nicht ohne dich sein. Nicht eine Woche, nicht ein Jahr und wenn ich könnte, würde ich mich nicht einmal eine Minute aus deiner Nähe begeben. Eine Minute ohne dich ist eine verlorene Minute.“ Er hielt inne, als er Laras Tränen sah. Besorgt trat er näher und wischte die Tränen mit seinem Daumen ab, als wollte er allen Kummer aus ihren Augen entfernen. Bevor er sich wieder lösen konnte, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herab, um ihm einen Kuss zu schenken, der zeigte, dass sie ihm alles verzieh. Die teuren Blumen fielen achtlos auf den Boden und blieben vergessen. Mit verschränkten Fingern legten sie sich auf Laras Matratze in Jennas Wohnzimmer. Keiner der beiden regte sich für eine Zeit. Sie lagen einfach da. Schulter an Schulter. Bein an Bein. Hand in Hand.„Du hast gesagt, ich wolle nie was Neues entdecken.“
„Sam, ich war wütend und da - “ Er liess sie nicht ausreden. „Nein, du hattest Recht, vollkommen Recht, aber jetzt will ich etwas Neues. Ich will dich nicht mehr als Freundin. Wir sind nun schon zu lange Freund und Freundin. Ich will das nicht mehr“, stellte er fest. „Du machst Schluss mit mir“, schlussfolgerte sie mit einer emotionslosen Stimme. Sie würde erst später weinen, doch im Moment wollte sie stark sein. „Bist du verrückt geworden?! Wieso um Gottes Willen sollte ich mich mit dir versöhnen, um dann mit dir Schluss zu machen? Ich will dich nicht mehr nur als meine Freundin. Ich will dich als meine Ehefrau. Lara Angela Meyer, willst du mich heiraten?“ Als Lara den Mund leicht öffnete zu einer Geste des Erstaunens, öffnete sich die Türe des kleinen Appartements erneut und dieses Mal stand tatsächlich die eigentliche Besitzerin im Türrahmen. „Oh“, sagte sie mit hochgezogenen Brauen und blickte auf die ihr sich bietende Szene. Ein wiedervereintes Paar auf einer Matratze, beide mit einem erwischten Gesichtsausdruck. „Ich wollte nicht stören... bei was auch immer.“
„Es ist nicht, was du denkst“, erklärte Lara und Sam setzte hinzu: „Ich hab sie bloss gefragt, ob sie mich heiraten will.“ Jenna nickte, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass sich in ihrer Wohnung Pärchen verlobten. „Was hat sie gesagt?“, fragte sie. Sam ergriff wieder das Wort. „Noch nichts.
„Dann geh ich besser wieder.“ Doch Lara schüttelte den Kopf. „Nein, bleib hier. Ich brauch doch eine Trauzeugin!“ Und wie auf Kommando begannen alle drei dämlich zu grinsen.

Blanc ÉclatantOnde as histórias ganham vida. Descobre agora