Alles endet einmal

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Unbarmherzig brannte die Sonne auf die Erde nieder. Heiss und trocken lastete die Luft auf der Erde, hüllte sie ein, liess die Lebewesen schwitzen und träge nach Erfrischung flehen. So war es nicht weiter erstaunlich, dass die Menschen sich in ihren Behausungen versteckten oder das kühle Nass aufsuchten. Nur zwei ihrer Spezies standen dicht beieinander auf einem Schulhof. Sie schienen die Hitze nicht zu spüren. Zu gross war ihre Trauer über das, was sie verloren hatten. „Das war’s, oder? Es ist vorbei.“
„Ja, Sam, das ist es. Wir wussten doch beide, dass es ein Ende haben würde.“
„Schon ja. Aber ich dachte nicht, dass es so schnell da sein würde. Ich wünschte, wir hätten noch mehr Zeit.“
„Das Schöne endet immer viel zu schnell.“ Vorsichtig nahm Lara seine Hand in ihre und beide standen da, ihre Gesichter dem Gebäude vor ihnen zu gewandt. „Es wird nie wieder sein wie früher“, stellte Sam fest. Lara nickte und drückte seine Hand. Ihm machte es wohl mehr aus als ihr. Natürlich stimmte sie der verlassene Anblick traurig, doch dieses Ende würde auch einen neuen Anfang bedeuten. Es würde nie wieder sein wie früher, doch das musste nicht zwingend bedeuten, dass es schlechter würde. Das sagte sie Sam auch. Er stimmte ihr zu, der Schmerz des Abschieds in seiner Stimme. „Es ändert sich nicht alles, Sam. Sieh mich an.“ Mit Augen, die durch einen dunklen Schimmer getrübt waren, drehte er sich zu ihr. Er verfing sich in ihrem Blick, wie er es einst auf dem Jahrmarkt schon getan hatte, liess sich von ihrem warmen Lächeln trösten. „Die Schulzeit ist vorbei. Wir werden uns Neuem zuwenden, uns in neue Abenteuer stürzen, ganz bestimmt. Nie wieder werden wir uns in Schulbänke drücken, nie wieder Zettel durch die Bankreihen gehen lassen, nie wieder einen Schulball besuchen. Aber wir gehen studieren, wir reisen, vielleicht gehen wir segeln, ich weiss es nicht. Aber was ich weiss, ist, dass wir es zusammen machen, Sam. Du und ich. Wir machen das zusammen.“
„Du studierst in Deutschland und ich hier. Wir sind Stunden von einander entfernt.“
„Für was gibt es denn heutzutage Handys, Internet und einen Zug, der mich in Windeseile zu dir fährt?“ Bedrückt senkte Sam seinen Blick. Hilfesuchend umklammerten seine Finger die seiner Freundin. „Vor was hast du Angst?“, fragte Lara einfühlsam. „Du wirst neue Freunde finden. Dir ein neues Leben aufbauen. Du kannst so was viel besser als ich. Was ist, wenn du jemanden kennenlernst, der besser ist als ich?“
„Ich werde neue Menschen kennenlernen, ja, aber Sam, für mich gibt es niemanden, der besser sein könnte als du, nicht mal annähernd so gut, versteh das doch. Du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen. Du musst mir nur vertrauen. Du musst darauf vertrauen, dass meine Gefühle dir gegenüber genügend stark sind. Und das sind sie mir Sicherheit, Sam. Ich liebe dich.“ Er hob seinen Blick, strich ihr mit der freien Hand über die Wange, liess seine Lippen für einen Moment auf ihren verweileilen. „Ich liebe dich auch. Und ich vertraue dir. Ich vertraue uns.“

Blanc ÉclatantWhere stories live. Discover now