Die erste Mission

97 7 0
                                    

Ein hochgewachsener Mann striff durch die Bettenreihen und öffnete die Handschellen, davon wachten viele andere Frauen um Natasha herum ebenfalls auf und begannen, sich zu krümmen. "Aufstehen", befahl der Mann und schaltete mit einer Taschenlampe einen Beamer an der Decke an "Ihr werdet nun eure erste Mission durchführen. Es geht dabei um Olga Thrafnisch, eine Tschechische Politikerin, die das Militär leitet. Ihr wurde bereits ein Peilsender angehängt, damit ihr sie über eure Watches verfolgen könnt. Eure Aufgabe ist recht einfach; findet sie mit euren Watches und bringt mir ihre Sonnenbrille als Trophäe."

"Soll sie eliminiert werden", fragte eine dunkelhäutige Frau am anderen Ende des Raumes.

"Ich bitte doch darum", entgegnete der Mann. "Und jetzt geht und zieht euch eure Anzüge an, bevor Thrafnisch noch an Altersschwäche stirbt! Krasnoyersk lenta dolzna byt sochraneni, eye nikogda nielza predavat."

Die Frauen drehten sich gleichzeitig in Richtung Tür und bewegten sich auf den Gang. Natasha folgte der Masse, die sich in einen Umkleideraum begab. Dort zogen sie alle schwarze Anzüge mit Waffengürteln und festen Stiefeln an. Die Gürtelschnalle war das Symbol der roten Schleife und alles im allen gab es nur ein treffendes Wort für diesen Aufzug; cool. Am rechten Handgelenk war eine Art Schusswaffe angebracht, am linken etwas, das die Watches sein mussten.

Sie bewegten sich aus dem Raum und Gang hinaus auf eine Landefläche, auf der ein Jet stand. Das Sonnenlicht blendete Natasha, doch als sie sich eine Hand vor die Augen hob, schlug sie eine der Widows, wie sie sich untereinander nannten, ohne Grund weg. Die selbe Widow setzte sich ans Steuer des Jets, in dem auch schon einige ältere Frauen saßen, und hob steil in die Luft ab ohne darauf zu warten, dass sich die anderen hinsetzten oder gar anschnallten.

Während dem Flug wurde nicht gesprochen, der Plan schien allen irgendwie klar. Der Jet ruckelte und die Getriebe waren laut wie Tornados. 

Genauso steil wie er abgeflogen war, flog der Jet auch in einem leichten Sturzflug hinab auf ein Zwiebelfeld in Tschechien. Die Tür des Jets öffnete sich und grub ein Loch in die Erde. Wie selbstverständlich gingen die Widows im Gleichmarsch von Bord und liefen auf das nahe liegende Dorf zu. Das Dorf schien eher arm zu sein, es gab kaum Läden und nur fünfzehn Häuser. Am Ende einer langen Straße stand ein winziges Gerichtshaus, vor dessen Tür ihr Ziel, Olga Thrafnisch sich mit einem dürren Mann im Anzug unterhielt.

Alle Widows verschwanden gleichzeitig hinter Häusern und begannen aus die Dächer zu klettern. "Agent Romanoff", zischte eine ältere Widow mit einem italienischen Akzent und grauen Haaren hinter einem Schuppen hervor. "Hier her, aber zackig!" Sie zog Natasha zu sich und bedeutete ihr stumm, über den Schuppen auf eines der Häuserdächer zu klettern. Auf der kleinen Prägung an ihrer Schulter stand der Name "Léon". Auf dem Dach entfaltete sie eine braune Decke auf dem Boden und stellte ein Snipergewehr auf.

Natasha wollte gerade die Klappe vor dem Teleskop hochschieben, als Agent Léon ihr die Hand wegschlug. "Mach das Teleskop erst in der letzten Sekunde vor dem Schuss auf, denn es reflektiert Licht. Man könnte uns eine Meile von hier noch entdecken."

"Warum fangen wir mit soetwas kompliziertem an", fragte Natasha.

Léon klappte das Teleskop auf, die letzte Sekunde würde also bald kommen. "Nur Anfänger liegen auf Dächern", erklärte sie. "Je näher du an deinem Ziel dran bist, desto professioneller bist du, das Messer ist die Königsdisziplin, die du als letztes lernst. Also sieh durch das Teleskop, direkt auf Thrafnisch. Bleib ruhig und lass sie nicht aus den Augen, stell dir vor, du bewegst dich mit ihr, wie sie gestikuliert, atmet und blinzelt. Atme tief ein, halte kur die Luft an... Jetzt!"

Natasha starrte Léon an. "Ich kann doch nicht-"

"Doch, du kannst", sagte Léon kalt und drückte Natashas Finger gegen den Abzug. Die Kugel sauste lautlos durch die Luft, wurde umspielt vom Wind und traf Thrafnisch in den Bauch. Sie zuckte zusammen als hätte sie ein Blitz getroffen. Der Mann, mit dem sie redete realisierte erst zu spät, was geschehen war, als die Kugeln der anderen Widows Thrafnisch erneut, und auch ihn trafen. Beide sackten zu Boden und rollten über die zwei Stufen vor dem Gersichtshaus in den feuchten Matsch.

"Das war gut", lobte Léon und klopfte Natasha auf den Rücken. 

Natasa hing auf dem Rückweg zum Jet etwas hinterher. Sie hatte jemanden umgebracht. Schon wieder! Was tat sie hier eigentlich?! Würde sie fliehen, würde Dreykov sie sicherlich finden, das hatte keinen Sinn. Außerdem konnte kein Mensch mit Taten wie diesen leben.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"Agent Romanoff, Berichten Sie", befahl Dreykov.

Natasha trat aus der Menge der Widows, die gerade wieder im Red Room angekommen waren, hervor. "Mission ausgeführt, Opfer und Zeugen eliminiert. Sniping wurde erfolgreich gelernt. Wir haben eine Widow verloren, Sir."

"Nun gut, ich denke, das müssen wir akzeptieren", murmelte Dreykov und drehte an einem Ring an seinem Finger herum. "Wegtreten."

Wie nach all den Trainings wurden die Widows von Wächtern in ihre Quartiere gebracht. Natashas Unterleib schmerzte immer noch, sodass sie nur erschöpft auf ihre Matratze fiel.

BudapestDonde viven las historias. Descúbrelo ahora