Der Red Room II

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Natasha wachte wieder in dem weißen Raum mit der Matratze auf. Ihr Mund war trocken und sie fühlte sich viel größer an. Wie lange war sie schon hier? Wie lange hatte sie diesen Cartoon angesehen? Sie wusste nur eines; die rote Schleife musste gewahrt werden und sie durfte niemals verraten werden. 

Eine Klappe ging an der Tür des Raumes auf und ein Teller Suppe und eine Tüte Apfelsaft wurden auf einem Tablett hindurch geschoben. Ohne zu zögern schlürfte Natasha die Suppe hinunter und trank den Apfelsaft auf Ex aus. 

Die Tür öffnete sich. In ihr stand eine große Frau mit einer Waffe an ihrem Gürtel. "Agent Romanoff", sagte sie in einer tiefen Stimme. "Mitkommen, krasnoyersk lenta dolzna byt sochraneni, eye nikogda nielzia predavat!"

"Krasnoyersk lenta dolzna byt sochraneni, eye nikogda nielzia predavat!", wiederholte Natasha und folgte der Frau. Sie wurde in einen Raum mit kleinen Kabinen geführt. Hinter jeder stand eine Panzerglasscheibe zwischen der Kabine und einem anderen Raum und Ohrenschützer hingen an kleinen Haken an den Wänden. "Was soll ich hier tun?", fragte Natasha.

"Lernen", sagte die Frau und drückte ihr eine HK MP7 Schusswaffe in die Hand. "Hier lädst du nach, hier drückst du ab", erklärte sie und schob Natasha in eine der Kabinen. "Ohrenschützer auf, du wirst dein Gehör noch brauchen." 

Natasha hob die Waffe an, sie war überraschend leicht. Vor ihr stand eine Zielscheibe in Form einer Person, die in Zonen eingeteilt war, mit den Nummern 1 bis 15 von innen nach außen. Natasha zielte auf die 1 in der Mitte, traf allerdings die vier.

"Nochmal", rief die große Frau hinter ihr. Natasha schoss erneut und mit ihrer flogen sechsundzwanzig weitere Kugeln der Zielscheibe entgegen. Ihre Kugel traf die Pappfigur direkt am Kopf. „Nochmal!" wieder schossen alle sechsundzwanzig Waffen, diesmal zielte Natasha in die Pappbrust. Trotz der Ohrenschützer knallte es bei jedem Schuss und jedem „Nochmal!" laut. In dem Schussraum gab es keine Fenster, so konnte Natasha auch nicht sehen, ob es noch Tag oder bereits Nacht war, falls es überhaupt jemals Tag gewesen war. Sie hatte ihr Zeitgefühl völlig verloren, das letzte wirkliche Tageslicht hatte sie bei der Ballettstunde gesehen und das schien schon Jahre her.

„Antreten", rief die Frau. Natasha drehte sich um und trat, gleichzeitig mit sechsundzwanzig anderen Mädchen von denen einige nicht älter als neun Jahre sein konnten, aus ihrer Kabine heraus. Die Frau schob nacheinander die Mädchen beiseite um die Pappfiguren zu sehen. „Agent  Winslet!"

„J- Ja?", piepste ein kleines Mädchen, das der Frau gerademal bis zur Hüfte reichte.

"Warum hat dein Ziel nicht ein bisschen Schaden genommen?"

Das Mädchen schluckte. "Ich- ich konnte nicht über die Mauer sehen, Miss."

Die Frau packte das Mädchen, das zu schreien begann, am Kragen. Sie zog ihre Pistole, es knallte und die Leiche des Mädchens fiel zu Boden. "Mich hat das nie aufgehalten! Krasnoyersk lenta dolznalyt sochraneni, eye nikogda nielzia predavat! Und jetzt folgt mir, es ist Ruhezeit."

Die Mädchen tapsten um die Leiche herum und folgten der Frau mit ein wenig Abstand. Nach und nach wurden es auf einmal immer weniger, bis nur noch Natasha übrig blieb, die schließlich auch wieder in ihren Ruheraum geparkt wurde. 

"Bis zum nächsten Mal, Agent Romanoff", rief die Frau, salutierte und schloss die schwere Tür.

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Ein Hai schwamm durch ein Korallenriff. Er scheuchte tausende von kleineren Fischen auf und schnappte nach ihnen. Dann landete ein Taucher direkt vor ihm ins Wasser. Ein Zopf mit einer roten Schleife hing hinten aus seinem Helm raus. Der Hai schnappte nach dem Taucher, doch er wich aus. "Krasnoyersk lenta dolznalyt sochraneni, eye nikogda nielzia predavat", rief die Stimme des Tauchers.

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