Kapitel VIII

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„Wer wird es tun?", fragt Kendra. Crest setzt sich aufrechter hin: „Ich! Ich werde es tun."

Sophia wirft ihre goldenen Haare über die Schulter und verdreht die Augen: „Vergiss es, ich bin kleiner und unauffälliger. Und dazu die bessere Schauspielerin, das wird mir helfen. Außerdem werden sie mit mir gnädiger sein, ich sehe jünger aus und bin ein Mädchen."
„Wenn du es tust und erwischt wirst, wird dir nichts helfen. Vielleicht wirst du einen schnelleren, leichteren und weniger schmerzvollen Tod erleiden, mehr Gnade kannst du nicht erwarten."
„Wenigstens das, denn Crest werden sie hundertprozentig quälen", kontert Sophia.

„Habt ihr schon an mich gedacht?", werfe ich ein. Mir ist klar, dass ich es auf keinen Fall machen kann.
Ich bin zu schwach und zu ängstlich.

Sophia und Crest übergehen meinen Einwand deshalb einfach: „Mein Charme wird mir helfen."
„Und wenn du dir den Weg frei kämpfen musst?" „Strategie ist mir eine große Hilfe, die dir weniger gegeben ist." „Pfh! Von wegen... Außerdem hilft dir keine noch so gute Strategie, wenn du dich einfach wehren musst."
„Das kannst du nie wissen. Vielleicht ist auch Geschick gefragt, dann hast du sofort verloren." „Was soll das heißen? Ich bin sehr geschickt!"

„Hört auf zu streiten, niemand geht allein. Wir tun es zusammen", fahre ich dazwischen.
Ich will keinen von den beiden verlieren. „Wir wollen zusammen die Vorteile und eine größere Chance zu überleben, dann beschaffen wir uns sie auch zusammen."

Crest funkelt mich im Eifer der Debatte böse an: „Du bleibst hier. Du würdest keine Hilfe sein, sondern es nur komplizierter machen."
Seine Worte schmerzen sehr, gekränkt senke ich den Blick, auch wenn ich weiß, dass er die Wahrheit ausspricht.

„Spinnst du, Crest? Du bist keine Hilfe! Durch diese unsensiblen Worte hast du dich selbst disqualifiziert, ich werde gehen. Du bleibst hier und denkst über dein Verhalten nach", Sophias Ton lässt keinen Platz für Widerworte, sie klingt wie eine Mutter, die ihr Kind rügt.

„Na gut, du kannst gehen. Wenn du stirbst, hast du eben Pech gehabt", murrt Crest und geht aus dem Raum. Er kann es absolut nicht ab, wenn er irgendwas verliert oder gesagt bekommt was er zu tun und zu lassen hat.

Sophia zwinkert mir zu und steht dann schwungvoll auf: „Ich schlafe jetzt noch zwei Stunden, dann breche ich auf. Planen können wir eh nichts." Da hat sie nicht Unrecht, gerade das macht die Aktion so gefährlich.

Sophia schnappt sich ihre Decke und geht in einen Nebenraum. Ich denke genauer über den Plan nach.
Kendra hatte erzählt, es gäbe Gerüchte, es gäbe noch einen Distrikt dreizehn.

Das war unmöglich, jener war in den dunklen Tagen dem Erdboden gleich gemacht worden.
Trotzdem wäre er unsere beste Chance, zu überleben.
Also müssen wir uns an eine vergebliche Hoffnung krallen.
Der einzige Beweis, wäre wenn wir sichergehen könnten, dass Kendra mit den meisten Details Recht hat.
Denn dann wäre die Chance größer und es würde sich lohnen, dorthin zu fliehen. Wir könnten wichtige Informationen überbringen und den Rebellen dort mehr Angriffsflächen auf das Kapitol aufweisen.

Die Theorie beruht auf dem Fakt, dass Distrikt dreizehn wohl mal Atomwaffen hergestellt hat.
Wenn wir das sicher wüssten, wäre klar, dass Distrikt dreizehn sehr wohl sich hätte wehren können, was hieß, dass das Kapitol es nicht so einfach gewagt hätte, Distrikt dreizehn direkt anzugreifen.*

Es ist auch nicht viel, was wir eventuell herausfinden können.
Es ist nicht sicher, ob wir etwas erfahren werden.
Es ist nur eben unser verzweifelter Hoffnungsschimmer, wegen dem Sophia in das Museum gehen und mindestens eines der alten Bücher klauen wird.

Soweit wir wissen, gibt es dort nämlich Bücher mit Aufzeichnungen über den Krieg,
Wenn Sophia erwischt wird, zählt nicht, dass Bücher kein großer Diebstahl sind, es gilt allein der Raub vom Eigentum des Kapitols.

Schweigen - Hungergames FFWhere stories live. Discover now