„Lu – chan" Lucy wurde von Levys Stimme dicht neben sich aus ihren Gedanken geschreckt. Die kleine Blauhaarige lächelte sie traurig an. „Schön dich wiederzuhaben"

Lucys Herz krampfte sich zusammen. Levy war die Einzige gewesen, die neben dem Meister bescheid gewusst hatte. Lucy hatte ihr erzählt, dass sie eine Weile weggehen würde und hatte sich von ihr verabschiedet. Und so, wie die Reaktion ausgefallen war, hatte ihre beste Freundin dicht gehalten.

„Tut mir leid, dass du dir Sorgen machen musstest" Lucy ergriff Levys Hand und lächelte zurück. Sie hatte lange überlegt, ob sie Levy wirklich ins Vertrauen ziehen sollte. „Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen dich alleine damit zu belasten", gestand die Blondine kleinlaut. „Aber irgendjemandem musste ich es erzählen. Natsu, Erza, Gray... alle anderen wären nicht in Frage gekommen, denn sie hätten mich bestimmt nicht gehen lassen"

Levy nickte. Sie verstand sehr gut, was ihre Freundin bedrückte. Die beiden Mädchen suchten sich einen ruhigeren Platz und setzten sich zusammen. „Mein Versprechen gilt noch, wir fangen mit dem Training zusammen an, wann du möchtest", brach Lucy die entstandene Stille zuerst. Wieder nickte ihre Freundin dankbar. „Die magischen Spiele stehen in ein paar Monaten wieder an. Ich will nicht dabei sein, aber wir können es gut als Ausrede für unser gemeinsames Training benutzen", antwortete Levy verspätet. Lucy bemerkte erst jetzt, dass auch ihre Haare etwas länger geworden waren. Sie lächelte. Das stand ihr sehr gut.

„Lu – chan..." Levy brach ab. Sie druckste herum, als wollte sie etwas fragen, aber hätte den Mut nicht dazu. Lucy legte den Kopf schief. Ein paar blonde Haarsträhnen fielen über ihre Schulter nach vorne. „Lu – chan, ist diese Magie für dich nicht gefährlich, die du da gelernt hast? Ich meine nach meinen Rechercheergebnissen benötigt man dafür eine gewaltig hohe Menge an magischer Kraft. Wir haben zwar unser Second Origin aktiviert, aber es ist doch bestimmt gefährlich für deinen Körper und deine Gesundheit. Ich mache mir Sorgen, dass du dir selbst schadest" Levy sah auf ihre nervösen Finger, die sie in ihrem Schoß zusammen geknetet hatte. Bedrückt sah Lucy auf den Boden, legte aber gleich darauf ihrer Freundin die Hand beruhigend auf die Schulter. „Deshalb hat mein Sensei mir die Meditation richtig beigebracht. Capricorn hat es schon öfter versucht, aber richtig gelernt habe ich es erst auf meiner Reise. Durch starke Konzentration lässt sich der Magiespiegel von Stellargeistmagiern enorm anheben und wenn man das regelmäßig macht, kann man es sogar dauerhaft schaffen. Meine Mutter hat auf diese Weise gelernt zwei Geister ganz ohne Second Origin zu rufen. Sie war wirklich stärker als ich" Kurz legte sich Trauer über Lucys Züge, verschwand aber schnell wieder. Levy war erleichtert, dass ihre Freundin eine so gute Möglichkeit gefunden hatte, eine so alte und gefährliche Magieform zu erlernen und auch anzuwenden. Zu hundert Prozent überzeugt war sie aber trotzdem noch nicht.

„Ich brings dir auch bei, vielleicht kannst du deine Magie auch steigern. Konzentration kann nie schaden. Obwohl, wahrscheinlich hast du davon jetzt schon mehr als ich. Immerhin kannst du lesen und antike Schriften entschlüsseln während die gesamte Gilde inklusive Jet und Droy um dich herum toben" Lucy musste bei dieser Erinnerung kichern und auch Levy stimmte mit ein.

„Was gibt's denn da zu lachen?" Die beiden wurden von einer rüden männlichen Stimme unterbrochen. Gajeel stand mit verschränkten Armen vor den beiden Freundinnen und musterte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Gajeel" Levy blinzelte erstaunt. Was suchte denn der Eisendrache bei ihr und Lucy? Irgendwie sah er verärgert aus. Levy zog unbewusst den Kopf ein. Hatte sie etwas falsch gemacht? Lucy neben ihr beobachtete sie interessiert und grinste in sich hinein. Jaja was war das denn für eine Reaktion Levy – chan?

„Kannst du mir mal sagen was du hier hinten ganz alleine treibst?" Der Schwarzhaarige klang wirklich nicht sehr amüsiert. Nicht, dass das sonst großartig anders war... Lucy musste sich immer mehr ein breites Grinsen verkneifen. So „ganz allein" war Levy ja eigentlich nicht, aber neben ihr war Lucy für den Dragonslayer offensichtlich unsichtbar.

„Was hast du für ein Problem? Ich wollte mich mit Lu – chan unterhalten, sie war immerhin ein Jahr weg" Levy hatte die Stimme erhoben. Sie ärgerte sich wie immer, wenn Gajeel versuchte sie zu bevormunden. Sie zog einen Levy – typischen Schmollmund und wurde rot im Gesicht.

„Stell dich nicht immer so an" Gajeel rümpfte die Nase und ging um die beiden Mädchen herum, um Levy hinten an ihrem Kragen zu packen und mitzuschleifen. Unter heftigem Protest zappelte sie in dem festen Griff ihres Gildenkameraden. „Unterhalten könnt ihr euch auch vorne bei den anderen. Wenn Lucy was zu erzählen hat, sind bestimmt alle neugierig" Und damit zerrte er sie in Richtung der anderen Gildenmitglieder davon. Lucy konnte Levy noch eine Weile zetern hören. Sie blieb aber lieber da, wo sie gerade saß. Eine Auseinandersetzung zwischen den Beiden wollte sie nun wirklich nicht schlichten müssen.

Sie sah sich lieber nach Natsu um, der gerade drei leere Fässer zusammen sammelte, ein Brett obendrauf platzierte und sich dann selbst nach oben schwang. Dann befahl er Happy, ihn mit seinem „Max Speed" anzuschieben und landete natürlich sofort an der gegenüberliegenden Wand, weil er vergessen hatte, dass man nicht bremsen konnte. Ein Blick an die Bar verriet Lucy auch, woher die drei Fässer stammten. Cana und der betrunkene Falke Baccus lieferten sich mal wieder einen Saufwettbewerb. Cana konnte ihre Niederlage von letztem Jahr wohl einfach nicht vergessen. Dieses Mal trug sie aber vorsichtshalber ein Shirt über ihrem BH. So viele schöne Erinnerungen wurden wach nur vom Zusehen. Sie wurde langsam etwas zu nostalgisch und schüttelte über sich selbst den Kopf. Es war doch ihre eigene Entscheidung gewesen diese Reise anzutreten, um zu trainieren und stärker zu werden. Und sie hatte es ja auch geschafft. Sie hatte eine der ältesten und mächtigsten Magien ausgebuddelt und ein Jahr lang hart trainiert. Lucy bereute es nicht, aber sie war die ganze Zeit in Gedanken zu Hause bei ihren Freunden gewesen. Sie hatte sehr gelitten. Mittlerweile hasste sie es, alleine sein zu müssen. Früher war sie es mal gewohnt gewesen. Um nichts in dieser Welt würde sie zu dieser Empfindung zurückkehren wollen.

Gerade wollte sie sich wieder aufraffen und hatte sich schon auf protestierende Körperteile eingestellt, da sah Lucy jemanden auf sich zukommen. Ein großer und muskulöser blonder Dragonslayer näherte sich ihr. Es dauerte eine Weile, bis Lucy in ihm den weißen Drachen von Sabertooth wiedererkannte.

„Hey kann ich dich mal was fragen? Was an dir ist so verdammt besonders?" Stings Blick bohrte sich regelrecht in den von Lucy, als er endlich vor ihr stand. Arrogant musterte er sie. „Ich sehe gar nichts"

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