•| die perfekte schwester |•

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Authors Note

• content: gxg,... •
• own characters •
• Ryoko Matsuda x Akiyama Kaneko •
• word count: 3844 words •

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Der erste Tag auf einer neuen Schule war schon immer etwas Besonderes. Es war ein Grund zur Freude, man fand neue Freunde und betrat einen neuen Abschnitt im Leben.
Doch für Akio reichte der erste Eindruck vollkommen aus, um genau zu wissen, dass er die Schnauze voll hatte.
Seit wenigen Tagen besuchte er nun eine renommierte Mittelschule. Sein Problem waren nicht einmal die Lehrer oder der schwierigere Schulstoff, selbst seine Mitschüler waren ganz in Ordnung, vielmehr war das Geschlecht seiner Mitschüler ein Problem.
Er wünschte sich, in der Mittelschule endlich seine große Liebe zu finden, ein hübsches Mädchen sollte es sein. Schließlich fand auch seine große Schwester Ryoko in der Mittelschule ihre große Liebe.
Doch bei seinem Vorhaben gab es ein Problem:
Seine Eltern schickten ihn auf eine Mittelschule ausschließlich für Jungen.

"Das ist absolut nicht fair!", jammerte Akio und verstärkte seinen Griff um die Schultasche, die er sich lässig über die Schulter warf.
Vereinzelt blendeten helle Autoscheinwerfer seine Sicht, während er langsam und mit schweren Schritten durch die Dunkelheit stakste.
Zu seinem Glück konnte er sich für einen Club entscheiden. Auch wenn er lieber irgendeine Sportart gewählt hätte, beschäftigte er sich nun mit dem Schülerrat.
Seine Schule führte unter gleichem Namen eine Mädchenschule, beide Schulen stellten einen eigenen Schülerrat auf. Doch dann gab es noch einen weiteren Schülerrat, der beide Schulen miteinander verband, und dieser Rat bestand aus Mädchen und Jungen.
Das war Akios einzige Chance, ein Mädchen kennenzulernen.
Für die nächste Chance müsste er entweder drei Jahre warten, wenn er eine Oberschule besuchen wird, oder aber er verbrachte seine Zeit draußen anstelle vor seinem Bildschirm.

Noch immer schmollend öffnete er die Haustür und trat ein.
Sofort strömte ein wohlriechender Duft in seine Nase.
"Mhhm", entfuhr es ihm mit halbgeschlossenen Augen, langsam trottete er in Richtung Küche.
"Wie wär's mal mit Schuhe ausziehen?", sprach seine Mutter mahnend und versperrte ihm den Weg. Akio riss seine Augen wieder auf, ertappt wich er zurück zum Eingangsbereich und entledigte sich schön brav seiner Schuhe.
"Was gibt's heute?", fragte der schwarzhaarige Junge.
Seine Mutter zuckte mit den Schultern.
"Ryoko und Yuma überraschen uns."
"Igitt", stöhnte Akio genervt auf.
"Muss Ryoko unbedingt kochen?"
"Hab' dich auch lieb, Bruderherz."
Die Brünette schlenderte auf den Küchentisch zu und stellte ein kleines Schälchen, gefüllt mit einer sämigen, weißen Sauce ab.
"Keine Sorge, ist nicht vergiftet, schließlich hat Yuma den Löwenanteil gekocht", schmunzelte Ryoko und tätschelte den Kopf ihres jüngeren Bruders.
Akio atmete tief durch die Nase ein, nahm den Geruch in sich auf.
Die Sauce roch leicht säuerlich, als hätte man Zitronensaft darin verwendet. Kurz überlegte er, dieser Duft kam ihm nur allzu vertraut vor.
Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, als er sich an das Gericht erinnerte. In dem Moment, als er die großen Klöße aus Hackfleisch in Yumas Händen erblickte, lief ihm das Wasser im Munde zusammen.
Es war ein europäisches Gericht, welches der perfekte Schönling Yuma während seines Auslandssemester im Studium kennenlernte.
Er nannte es 'Königsberger Klopse', und es wurde zusammen mit in Salzwasser gegarten, großen Fleischbällchen, weißer Sauce und Kartoffeln serviert.

Akio kickte seine Tasche lieblos zur Seite und setzte sich an den Tisch.
Als Yuma das erste Mal bei ihnen Zuhause europäische Gerichte kochte, war Akio ziemlich skeptisch. Aber nun liebte er es, es erweckte in ihm ein internationales, kulinarisches Interesse.

"Also, Yuma, wann gedenkst du eigentlich, Ryoko einen Antrag zu machen?", fragte die Älteste amüsiert. Ryoko begann zu husten, sie verschluckte sich am Wasser.
"Erstmal konzentrieren wir uns auf die Uni", erklärte Yuma entspannt, er hob seine Hand, um Ryoko auf den Rücken zu klopfen.
"Danach sehen wir weiter."
Akio schnalzte leise mit der Zunge.
"Siehst du, Akio? Nimm dir deine Schwester zum Vorbild, werde so ähnlich wie sie", meinte seine Mutter und stieß ihm mit dem Ellenbogen sanft in die Seite.
Immerzu hörte er, wie perfekt Ryoko war.
Sie kleidete sich schlicht und elegant, sie erreichte einen guten Schulabschluss und studierte Literatur, sie war immer höflich, half kleinen Kindern und machte im Zug Platz für die Alten. Dazu hatte sie mit Yuma einen perfekten festen Freund, der ihre Schwächen ausglich. Er konnte kochen, er studierte ebenso und sammelte sogar schon internationale Erfahrungen.
Akio dagegen war ein Stubenhocker, stundenlang verbrachte er vor seinem Fernseher und spielte Videospiele, dazu kleidete er sich nicht sonderlich elegant, seine Noten waren gerade so im Mittelfeld und eine Freundin hatte er auch nicht. Wie denn auch, wenn er auf eine Schule geschickt wurde, auf die nur Jungs gehen?
Das ist doch einfach nur unfair, dachte er.
Er stand im Schatten seiner großen Schwester, der perfekten Ryoko.
Er musste etwas finden, um dem heiligen Image zu schaden, ein einziger Kratzer reichte schon aus.
Aber wie sollte er das hinbekommen, bei einem perfekten Menschen?

ONE WAY TICKET •|• A Story-Collection by xKitteKatxx حيث تعيش القصص. اكتشف الآن