•| das versprechen unter der eiche |•

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Authors Note

•Isabella x Leslie•
•The Promised Neverland AU
•Trigger Warning / Content Warning: mental illnesses (D/pr/ssion, su/c/de, truman-syndrome, insomnia,...), physical illnesses (cancer,...)•
word count: 5763 words•


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Der 14. Juli kennzeichnete einen besonderen Tag, im negativen, wie im positiven Sinne. Es war der Geburtstag der nahezu einzigen Überlebenden des großen Schiffsunglücks, jedoch auch der Jahrestag, an dem das große Kreuzfahrtschiff im atlantischen Ozean versank und tausende Menschen in den Tod gerissen hat.
Die gerade einmal zehn Jahre alt gewordene Isabella strandete auf einer kleinen Sandbank, die aus der Wasseroberfläche ragte. Nichts zu Essen, nichts zu Trinken, nur sie und die Einsamkeit. Um sich bei Laune zu halten, unterhielt sie sich mit sich selbst, sie bildete sich ein, das alles sei nur ein Teil einer Fernsehserie, es sei alles nicht so schlimm, denn in Wirklichkeit spielten sie alle ihren Tod, um den Zuschauer zu überzeugen.
Die Ärzte meinten, sie sei fast gestorben, nachdem ein Rettungstrupp sie vollkommen unterernährt und nahezu dehydriert auffand.
Isabella tat es mit einem Lächeln ab, nahm die Ärzte nicht ernst.
In Wirklichkeit, so glaubte sie, näherte sie sich dem Staffelfinale, und danach würden neue Schauspieler die Besetzung verstärken.

Das war das Truman-Syndrom, eine Wahnvorstellung, bei der der Betroffene denkt, er werde rund um die Uhr, seit seiner Geburt an, von versteckten Kameras gefilmt.
Isabella bildete sich dies ein, um nicht vor Einsamkeit verrückt zu werden, doch in gewisser Weise war sie das bereits.
Nachdem sie wieder in ein normales Leben zurückkehren durfte, scheiterte sie klaglos an der Gesellschaft. Sie verließ sich auf ein Drehbuch, das nie existiert hatte, in der Schule lernte sie nie, da sie hoffte, die Schauspieler um sie herum würden ihr schon bei dem Text helfen, wenn sie nicht weiter wusste. Ging es ihr einmal schlecht, zuckte sie nur grinsend mit den Schultern, schließlich diente es der Charakterentwicklung, ein wichtiger Bestandteil für eine gute Serie.

Auf diese Weise schaffte sie es tatsächlich, die Schule so weit zu bestehen, dass sie ihren höchsten Schulabschluss anstreben konnte. Doch ihr Durchschnitt sank stetig weiter, denn sie wurde immer rücksichtsloser, je älter sie wurde.

Mit einem schwarzen Schulrucksack über der Schulter trottete Isabella lässig über den leeren Schulhof. Sie verpasste freiwillig die ersten beiden Schulstunden, sie wollte ihrem Mathematiklehrer nicht begegnen. Er war stets unfreundlich zu ihr, ein wirklich unsympathischer Schauspieler.
Was die sich bei der Besetzung wohl da gedacht haben, dachte sie, während sie mit einem tiefen Atemzug die kühle Herbstluft einatmete.
Die sanften Töne eines Instruments drangen in ihr Ohr, neugierig blickte sie sich um und versuchte zu verorten, woher die liebliche Melodie kam. An einer großen Eiche gelehnt saß ein Junge ihres Alters, auf seinem Schoß lag eine Mandoline, dessen Saiten er geschickt zupfte.
Isabella war nun nicht mehr so begeistert, sie trat auf ihn zu.
"Hey, die Musiker dürfen nicht vor der Kamera stehen! Du musst wieder zurück hinter die Kamera!", schimpfte sie mit ihm.
Er zuckte erschrocken zusammen und starrte sie aus großen, hellblauen Augen an.
"Ja, ich meine dich!", meinte Isabella und verschränkte ihre Arme vor der Brust, ihre dunklen, geflochtenen Zöpfe wehten im Wind.
"I-ich weiß nicht, was du mit Kamera meinst", stotterte der Junge, nun legte er seine Mandoline beiseite und richtete sich auf.
Isabella musterte ihn erschrocken.
"Ach verdammt, dann bist du einer der neuen in der Besetzung", zischte sie mehr zu sich selbst, dann drehte sie sich um und starrte in die Luft.
"Und genau diese Szene können wir nicht nochmal neu drehen!"

ONE WAY TICKET •|• A Story-Collection by xKitteKatxx Where stories live. Discover now