„Weiß John, dass du rauchst?", fragte ich Dale und schmunzelte vor mich hin.

„Pff", machte Dale, „weiß deine Mutter, dass du rauchst?"

Empört sah ich ihn an. „Ich rauche doch nicht!"

Dale schüttelte den Kopf, während er sich auf die Straße konzentrierte. „Na klar, ich hab's doch gesehen auf Claires Party am Anfang des Sommers!"

Ich fühlte, wie ich rot anlief. „Ach, das war ja auf einer Party. Das kann man nicht als aktives Rauchen bezeichnen", verteidigte ich mich.

Auf Dales Lippen breitete sich ein Lächeln aus. „Schon klar", sagte er und zwinkerte mir zu. „Ich veranstalte auch ab und zu Partys in meinem Auto, da wird dann auch mal geraucht. Du weißt gar nicht, was in diesem Wagen schon alles ging!"

Argh. „Ich will es mir gar nicht vorstellen", stellte ich klar und sah aus dem Fenster.

Als wir auf den Parkplatz der Schule rollten, warteten Dales Freunde bereits auf ihn. Wie die supercoolsten Typen der Welt standen sie an ihre Autos gelehnt, während die schönsten Mädchen der Stufe mit ihnen kicherten.

„Wow, was für ein Klischee", murmelte ich, während Dale einparkte.

Auf einmal trafen mich die verwirrten Blicke seiner ach so coolen Freunde. Als Dale den Motor abgestellt hatte, grinste er mich blöd an.

„Oh, das hab ich doch ganz vergessen, Tillie! Meine Freunde wissen überhaupt nicht, dass unsere Eltern zusammen sind und fragen sich jetzt wahrscheinlich, was du in meinem Auto machst." Sein Grinsen wurde nur breiter, während sein Blick über meinen Körper schweifte. „Aber sie werden sich ihren Teil schon denken."

„Gott, Dale", rief ich empört, schnappte mir meine Tasche und stieg aus dem Wagen.

„Soll ich dich nachher wieder mitnehmen?", rief Dale und lehnte sich grinsend über den Beifahrersitz zu mir herüber.

„Auf keinen Fall!", sagte ich bestimmt und knallte ihm die Tür vor der Nase zu.

Nach dem ersten Schultag fühlte ich mich bereits so ausgelaugt, dass ich gerne noch einmal Sommerferien gehabt hätte. Aber eine Sache ließ mich den ganzen Tag hibbelig sein vor Aufregung. Als die Klingel zum Schulschluss läutete, schnappte ich meine Tasche und ging schnellen Schrittes in Richtung der Schwimmhalle. 

Schwimmen und diverse andere Wassersportarten waren schon seit jeher beliebt in Franktown, sodass das große örtliche Schwimmbad, in dessen Schwimmteam ich bis zum Ende der siebten Klasse gewesen war, viele Kurse anbot und zwei der drei High Schools in der Stadt eine eigene Schwimmhalle hatten.

Hinter der schweren Eingangstür der Halle kam mir der starke Geruch von Chlor entgegen. Das Schwimmtraining würde in einer halben Stunde beginnen, vorher wollte ich noch Coach Nick davon überzeugen, dass ich unbedingt in das Schwimmteam musste.

„Herein", kam es aus dem Büro des Coaches, an das ich gerade geklopft hatte, und ich trat ein. Im Tanktop und einer verformten Kappe auf dem Kopf saß er an seinem Schreibtisch und sah mich mit einer hochgezogenen Braue kritisch an.

„Was kann ich für Sie tun, Miss...?"

„Graham! Matilda Graham. Ich möchte gerne im Schwimmteam mitmachen", sagte ich haspelnd.

Der Schwimmtrainer hob nun auch die andere Augenbraue. „Aha, sehr schön. Wir haben immer zu wenige Mädchen im Team, das wird mir schon seit Jahren vorgehalten. Aber was kann ich dafür? Wenn die Jungs eine echte Chance haben, dann gebe ich sie ihnen auch. Ein planschendes Mädel, das andauernd ausfällt, geht mir nur auf die Nerven", nuschelte er und nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

Ich trat einen Schritt näher an seinen Schreibtisch. „Mr Nick, ich verspreche Ihnen, dass ich wirklich dahinterstehe. Ich habe Schwimmen schon immer geliebt! Mein Vater sagt immer, ich konnte schwimmen, bevor ich laufen konnte!"

„Mhmhm...", machte Coach Nick und strich sich über das unrasierte Kinn. „Und warum hab ich Sie dann noch nie hier gesehen, Miss Gram?"

„Graham. Naja, die letzten vier Jahre hatte ich andere Sachen im Kopf... die Scheidung meiner Eltern...", stammelte ich. Coach Nicks Blick wurde immer kritischer. „Aber die letzten drei Monate war ich so gut wie täglich schwimmen, oft mit meinem Dad, der zu seiner Zeit an der High School ziemlich gute Leistungen gebracht hat!", fügte ich hinzu.

Der Coach kniff die Augen zusammen. „Graham, sagten Sie? Lucas Graham?"

Mein Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Ja, ganz genau!"

Coach Nick nickte unmerklich und nahm noch einen Schluck aus seiner Tasse. „Lucas Graham, so so. Der war mir einer, ein guter Konkurrent", murmelte er und zog ein Klemmbrett aus seiner Schreibtischschublade. „Hier, füllen Sie das aus. Am schwarzen Brett im Eingangsbereich hätten Sie die Formulare auch gefunden, nur zur Info... Das Tryout ist am Freitag um drei. Die letzten Jahre war der Anlauf nicht sehr groß und wenn es dieses Jahr auch so läuft, haben Sie sicherlich gute Chancen, wenn sie nur annähernd so gut sind, wie Ihr Vater."

Enthusiastisch nahm ich den Stift, den er mir entgegenhielt, und füllte das Formular aus.

„Vielen Dank, ich werde mein Bestes geben!", sagte ich grinsend, als ich ihm das Klemmbrett zurückreichte.

Er knurrte nur etwas in seine Kaffeetasse und wedelte mit der Hand, damit ich ging. 

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