Der Red Room

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Anders als die anderen Mädchen wurde Natasha von dem runden Mann, den alle nur Dreykov nannten, allein in einen schwarzen Sportwagen gebracht. Das Auto raste mit voller Geschwindigkeit über den Highway und entfernte Natasha immer weiter von ihrer Schwester. An ihr vorbei flogen Wälder, Weiden, kleine Dörfer und eine Scheune, im Dunkeln der Nacht sah jedoch alles bedrohlich aus. Natasha hockte zusammengekauert alleine auf der Rückbank, vorne besprachen Dreykov und sein Fahrer etwas, allerdings hätte wohl kaum jemand in dieser Situation zugehört.

Die Sonne ging bereits auf, als der Sportwagen auf einem Maisfeld hielt. Natasha wurde aus dem Auto gezerrt und wie schon gestern...oder vorgestern stach jemand eine Spritze in ihren Nacken, die sie sofort einschlafen lies. Schon wenige Sekunden später erwachte sie in einem Fiebertraum aus Furcht und Flammen. Rote und blaue Lichter blitzten überall auf, Menschen schrien und Familien wurden auseinander gerissen. Was Natasha sah drückte wie ein Amboss auf ihre Brust, engte sie ein, zusammenhangslose Worte flogen durch ihr Gehör und verschwanden im Lärm, die Lichter wurden heller und hinter den vielen Menschen, von denen die meisten tot oder verletzt waren, stand Yelena. Ganz verlassen, mit ihrem kleinen Teddy im Arm. Der Knall einer Pistole ertönte. Ein rauchendes Loch zeichnete sich im Gesicht des Bären ab und als Yelena ihn fallen lies, konnte Natasha durch ihr zerschossenes Herz die Lichter leuchten sehen. 

Natasha schreckte hoch. sie lag in einem leeren Raum auf einer alten Matratze. Es gab keine Fenster oder Luftschächte, nur eine kalte LED-Lampe an der Decke und eine dicke Tür. Natashas Mund war trocken, als hätte sie seit Tagen nichts getrunken.

"Guten Abend, Agent Romanoff", klang eine kratzige Stimme aus einer oberen Ecke des Raumes, dort waren ein Lautsprecher und eine Kamera. "Treten sie an!"

Natasha rappelte sich mühsam auf, jeder Muskel in ihrem Körper beschwerte sich darüber, und stand mit dem Blick zur Tür, die sofort nach innen aufschwang. Eine Frau mittleren Alters stand dahinter. Sie trug einen grauen Tweetanzug und hatte ihre blonden Haare zu einem strengen Dutt zurückgebunden. "Mitkommen", das war alles, was sie sagte, dann drehte sie sich um und lief mit schnellen schritten einen dunkeln Gang entlang. Kein einziges Geräusch war zu hören, nur das Auftreten der Frau mit ihren hohen Schuhen, und Natashas Sneaker, an dehnen bereits eine große Menge trockener Schlamm klebte. 

Im Vorbeigehen griff die Frau nach einer Tüte, dann zog sie einen Chip aus ihrer Hosentasche und öffnete eine Tür. "Anziehen", sagte sie, schob Natasha hinein und warf die Tüte hinterher. In der Tüte lagen eine zusammengefaltete Strumpfhose, Bandagen, ein eng anliegendes Oberteil und Ballettschuhe.

Zwei Minuten später kam Natasha in Strumpfhose und Ballettschuhen wieder hinaus. „Warum muss ich das tragen?", fragte Natasha leise.

Die Frau sah kalt auf sie hinab. „Frag nicht so viel." Dann ging sie weiter den Gang entlang. 

Der Boden war kalt unter den dünnen Ballettschuhen. Es hingen kaum Bilder an den Wänden, nur hin und wieder Propaganda mit dem Gesicht von Dreykov. Der Korridor schien unendlich lang, beinahe endlos. Irgendwann bog die große Frau in einen weiteren Gang ab und öffnete eine große massive Holztür, hinter der leise jemand Klavier spielte. Im Inneren blieben vierzehn Mädchen in Tanzkleidung gleichzeitig stehen, als der Pianist, ein dürrer Mann mit fettigen Haaren und milchigen Augen, den letzten Ton spielte. Er drehte sich auf seinem Klavierhocker um. „Agent Romanoff" seine Stimme klang wie eine alte Schallplatte „Haben Sie nun auch hergefunden? Stellen sie sich in die Reihe, wir üben gerade die Balonné." Ohne auf eine Antwort zu warten, begann er wieder seine bedrückende Musik. Die Mädchen drehten sich zu einer Wand aus Spiegeln und starrten leer hinein. Beim ersten Ton sprangen alle gleichzeitig auf einem Bein in die Luft und schlugen mit dem anderen aus.

Wieder hörte der Pianist auf. „Nochmal." Er spielte wieder an, die Gruppe wiederholte die Balonné und wieder hörte er auf. „Nochmal." Er schlug auf die Taste, die Balonné wurde wiederholt, der Pianist verlangte wieder, die Figur nochmal zu sehen. Nach und nach fielen einige der Tänzerinnen zusammen oder ihre Füße brachen einfach weg. Sie wurden von der Frau in die dunklen Gänge hinfort gezogen. Durch die edlen Fenster hinter dem Spiegel sah Natasha, wie es langsam dunkel draußen wurde, der Pianist schien das jedoch zu  ignorieren und verlangte weiterhin immer wieder und wieder die Balonné zu sehen. 

Nach einer weiteren gnadenlosen Ewigkeit wurde die Tür aufgestoßen und die große Frau nahm Natasha und die übrigen Mädchen mit auf ihre „Zimmer"

Eine schlaflose Restnacht später wurde Natasha, immer noch in der Ballettkleidung, in einen anderen Raum gebracht. Er war voll mit Tischreihen, auf jedem der Tische stand ein kalter Metalltisch und davor saßen hunderte, vielleicht sogar tausende Mädchen. 

Vielleicht sitzt sogar Yelena in dieser Masse, überlegte Natasha, bevor sie von einem Wachmann vor einen Tisch geschoben und auf den harten Hocker gesetzt. Der Wachmann Drückte einen Knopf auf dem Tisch und ein russischer Cartoon begann zu spielen. Ein kleines Mädchen in einem roten Kleid schimpfte mit einem Lamm, das versucht hatte, ihr die rote Schleife aus dem Haar zu ziehen. Sie stapfte davon und lies das Lamm allein. Sie schimpfte über das Lamm, die rote Schleife müsse gewahrt werden und niemand dürfe sie verraten. Der Bildschirm wurde schwarz, dann wiederholte sich die Szene. Der Wachmann stellte eine Tüte Apfelsaft neben jeden Computer, dann verlies er den Raum und schloss die schwere Tür hinter sich.

Natasha sah auf den Bildschirm des Mädchens neben ihr. Sie war gut drei Jahre jünger und bei ihr lief eine Geschichte über zwei Enten im All und genau wie bei Natasha ging es um die rote Schleife.

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Moin ihr Drei!

Ich bin back, schon wieder mit ner Marvel Geschichte... Hoffentlich nervt's nicht langsam. Jedenfalls ist der ganze Spaß entstanden, weil der Black Widow Film immer noch viele Lücken gelassen hat and here we are. Anderes Thema: Ich hab Dune gesehen. Hundertprozentige Empfehlung, der Film ist der Hammer!

Anyway ich freue mich wie immer auf Rückmeldung in den Kommentaren und hoffe, dass euch das erste Kapitel von Budapest gefallen hat, eure The1Mudbloodprincess💗💜💙

BudapestWo Geschichten leben. Entdecke jetzt